25 Jahre Casino – Robert De Niro in einer Paraderolle
25 Jahre Casino – rund ein Vierteljahrhundert ist es jetzt her, dass sich Star-Regisseur Martin Scorsese das Thema Casino vorknöpfte. Wie zu erwarten entstand dabei nichts weniger als ein Meisterwerk, das den Glamour von Las Vegas mit den dunklen Seiten der amerikanischen Unterwelt verknüpfte. Denn was viele nicht wissen: Die Glücksspielmetropole hatte ihren Aufstieg nicht zuletzt der Finanzierung durch das organisierte Verbrechen zu verdanken. Gangster und Mafiosi gehörten einst zu den Geldgebern der Casinos und verdienten in den 1970er Jahren kräftig am Geschäft mit. Reicher Stoff für einen Scorsese-Film. Der Film folgt eigentlich Robert De Niros Aufstieg und Fall als Casino-Manager. Gleichzeitig wird aber auch die Geschichte erzählt, wie die Mafia sich in ihrer Gier letztendlich selbst das Geschäft verdarb und von den Behörden aus Las Vegas vertrieben wurde.
Las Vegas in den 70ern: Eine andere Welt
Das Glücksspiel des 21. Jahrhunderts hat nicht mehr viel mit der Welt gemeinsam, die im Film „Casino“ dargestellt wird. Die ehemaligen Spielhöllen von Las Vegas sind heutzutage eine respektable Touristenattraktion. Die Casinos der Stadt werden eher von renommierten Hotelketten betrieben als von zwielichtigen Gesellschaften. Denn in einer großangelegten Offensive vertrieb das FBI Anfang der 1980er Jahre die organisierte Kriminalität aus Las Vegas. Ohnehin findet ein großer Teil des Glücksspiels heutzutage online statt. Denn bei allem Glamour, den Besucher weiterhin mit Las Vegas verbinden: Freidrehs wie bei Online Spielautomaten oder ähnliche attraktive Boni gibt es dort nicht. Und so mag Las Vegas weiterhin das internationale Sinnbild für Casino-Vergnügen sein. Ein großer Teil des Geschehens findet aber mittlerweile digital statt. Trotzdem ist Las Vegas weiterhin ein beliebtes Urlaubsziel, denn neben Casinos gibt es dort auch ein Weltklasse-Unterhaltungsprogramm.
Vom Wettgenie zum Casino-Manager
Sam „Ace“ Rothstein ist der Name des Charakters im Film, der in der realen Welt auf Frank Lawrence „Lefty“ Rosenthal bezogen ist und den Robert De Niro in Casino spielt. Zu Beginn des Films verdient er sein Geld mit Sportwetten, wo er mit Insiderinformationen und einem untrüglichen Spürsinn ein ums andere Mal die Buchmacher um ihr Geld bringt. Sein Talent beim Glücksspiel bleibt auch den örtlichen Mafia-Bossen nicht verborgen, die ihn prompt als Casino-Manager nach Las Vegas entsenden. Mit seinem untrüglichen Auge fürs Detail gelingt es Rothstein dort schnell, die Gewinne des Hauses zu verdoppeln. Nichts entgeht ihm: Kartenzähler und Falschspieler haben unter seinem wachsamen Auge keine Chance. Und auch die optimale Aufstellung der Spielautomaten überwacht der Chef persönlich. Das macht sein Casino zu einem der profitabelsten in Las Vegas. Eigentlich wäre also alles in bester Ordnung. Wenn da nicht das kleine Problem wäre, dass die Mafia sich bei den Casino-Gewinnen bedient und damit illegale Einnahmen in Millionenhöhe erzielt. Das ruft bald das FBI auf den Plan. Und auch in Las Vegas eckt der eigenwillige Casino-Manager mit seinem Gehabe bald an.
Hochmut kommt vor dem Fall
Seinen größten Fehler begeht Rothstein, als er in einem Wutanfall einen unfähigen Angestellten entlässt. Dieser stellt sich als der Schwager eines einflussreichen Lokalpolitikers heraus. Und damit nicht genug: Als der Politiker ihm einen Besuch in seinem Büro abstattet, um die Angelegenheit zu lösen, schaltet Rothstein auf stur. Der Perfektionist kann sich einfach nicht vorstellen, einen unfähigen Mitarbeiter in seiner gut geölten Casino-Maschinerie zu lassen. Damit hat sich Rothstein einen mächtigen Feind gemacht. Er wird fortan von den Behörden schikaniert und muss den Titel des Casino-Managers zumindest offiziell abgeben. Gleichzeitig gelingt es dem FBI, nach und nach die kriminellen Machenschaften hinter dem Casino aufzudecken. Wie so oft kommt auch in Casino die Hochmut vor dem Fall.
Glück im Spiel, Pech in der Liebe
So perfekt „Ace“ Rothstein die Abläufe in seinem Casino im Griff hat, so schwer tut er sich mit dem Versuch, sein Familienleben zu ordnen. Denn als Ehefrau hat er sich ausgerechnet das Showgirl Ginger McKenna ausgesucht. Gegen ihre anfänglichen Bedenken überzeugt er sie davon, ihn zu heiraten. Dabei ist es wohl mehr die Vorstellung von einem Leben im Luxus, das Ginger letztendlich zur Zustimmung bewegt, als romantische Gefühle. Das Paar bekommt bald eine Tochter und eigentlich könnte das Familienglück perfekt sein. Allerdings fühlt Ginger sich nicht in der Rolle der Hausfrau wohl, die Rothstein für sie vorgesehen hat. Außerdem lässt die Beziehung zu ihrem Ex-Freund, dem Kleinkriminellen Lester Diamond sie nicht los. Die Situation eskaliert, als Rothstein den Ex-Freund von seinen Mafia-Kumpanen brutal vor Gingers Augen zusammenschlagen lässt. Ginger flüchtet sich in Alkohol und Drogen und gerät zunehmend außer Kontrolle. Rothstein, der im Beruf daran gewohnt ist, das alles nach seinen Vorstellungen verläuft, ist hilflos. Obwohl sich das Paar nach heftigen Ehekrisen immer wieder versöhnt, ist die Ehe auf einem absteigenden Ast. Der Traum vom Familienidyll bleibt dem Casino-Genie verwehrt.
Der wahre Hintergrund vom Film „Casino“
Der Film ist umso spannender, wenn man bedenkt, dass er in großen Teilen auf wahren Begebenheiten basiert. Auch wenn die Namen der Charaktere natürlich geändert wurden, basieren sie zum Großteil auf realen Figuren. Den Casino-Manager „Ace“ Rothstein gab es in Wirklichkeit ebenso wie seine alkoholabhängige Ehefrau und seinen brutalen Mafia-Kumpanen Nicky. Aber auch das undurchsichtige Firmenkonstrukt um das Casino und die Abschöpfung von Gewinnen durch die Mafia entspringen nicht der Fantasie der Drehbuchautoren, sondern haben sich tatsächlich so ereignet. Auch aus heutiger Sicht ist es aufschlussreich zu sehen, in welchem Maßstab Korruption und kriminelle Geschäfte vor den Augen einer Gesellschaft stattfinden können, die einfach wegsieht. Wenigstens in Las Vegas wurde allerdings vieles verändert, nachdem die Ereignisse, die im Film thematisiert werden, publik gemacht wurden.
De Niro, Scorsese und die Mafia
Insgesamt neun Filme haben Regisseur Martin Scorsese und Robert De Niro während ihrer Karriere zusammen gedreht. Das Lieblingsthema des Duos: Die Mafia. Mit Mean Streets nahm sich Scorsese zum ersten Mal mit De Niro in der Hauptrolle an. Schon dieses Frühwerk wird von vielen Kritikern als ein echtes Meisterwerk angesehen und stellte sowohl für Scorsese als auch für De Niro einen echten Durchbruch dar. Als das Dream Team zum nächsten Mal einen Ausflug in die Unterwelt der USA unternahm, waren beide als echte Stars etabliert und Scorsese genoss nicht nur beim Budget große Freiheiten.
Der Film „Goodfellas“ war nicht nur kommerziell ein Erfolg, sondern prägte das Genre der Mafia-Filme auf Jahrzehnte. Unter anderem inspirierte er nach eigenen Angaben den Regisseur David Chase zur Serie The Sopranos. Vom Erfolg dieser Kollaboration beflügelt folgte nur fünf Jahre später Casino mit De Niro in der Hauptrolle. Mehr als 20 Jahre später folgte mit The Irishman die bislang letzte Kollaboration der beiden. Auch dieses Mal zeigten sich viele Kritiker begeistert. Mit einem Budget von bis zu 250 Millionen US-Dollar, geschultert vom Streaming-Giganten Netflix, handelt es sich um den bislang teuersten Film in Scorseses Laufbahn. Aufgrund einer Auseinandersetzung zwischen Netflix und großen Kinoketten war er aber letztendlich nur in wenigen Kinos zu sehen und wurde vor allem auf dem Fernsehbildschirm und nicht auf der Leinwand gesehen. In gewisser Hinsicht markiert er damit auch den Beginn einer neuen Ära, in der Streamingdienste zunehmend auch prestigeträchtige Projekte von Hollywoodgrößen übernehmen. Denn unter den traditionellen Filmstudios fand sich laut Scorsese schlicht und einfach keines, das die horrenden Kosten für sein Projekt übernehmen wollte.
Casino ist nur eines von vielen Meisterwerken, dass Martin Scorsese und Robert De Niro gemeinsam geschaffen hat. Neben einer packenden Mafia-Geschichte ist er auch ein Tribut an das Las Vegas der 1970er Jahre, die Hochzeit der amerikanischen Glücksspielmetropole. Nicht nur Scorsese-Fans, sondern auch Nostalgiker dürften an diesem Film gefallen finden.