Bernstein Zentren » das Nationale Netzwerk für Computational Neuroscience
Die Neurowissenschaften sind an sich keine einzelne Wissenschaft, sondern zeichnen sich durch ihren interdisziplinären Charakter aus. Man beschäftigt sich mit den Eigenschaften des Nervensystems, wozu natürlich auch das menschliche Gehirn gehört. Zentral ist das für die Arbeit der Bernstein Zentren bzw. des Bernstein Netzwerkes für Computational Neuroscience, in dem sich die entsprechenden Institute der Fachrichtung zusammengetan haben.
Dieses Forschungsnetzwerk ist dafür gedacht, die verschiedenen wissenschaftlichen Aspekte, die sich mit dem Nervensystem beschäftigen, zu verbinden. Auf der einen Seite betrifft das Neurowissenschaften, auf der anderen Seite aber auch Simulationen am Computer und die Erstellung theoretischer Modelle. Seit 2004 besteht das Netz, das vom Bund gefördert wird. Das Netzwerk umfasst mehrere Bernstein Zentren, zudem finden regelmäßig Konferenzen statt.
Das Bernstein Netzwerk
Auch wenn man bei dem Namen vielleicht eher an Geologie denken würde, handelt es sich bei den Bernstein Zentren und dem Bernstein Netzwerk doch um den Forschungsverbund, der sich mit den Neurowissenschaften auseinandersetzt. Der Name Bernstein bezieht sich auch nicht auf das aus Harz entstandene Gestein, sondern auf Julius Bernstein, der von 1839 bis 1917 gelebt hat. Auf ihn geht der Name zurück, auch wenn er mit der Gründung des Bernstein Netzwerkes selbst nichts zu tun gehabt hat. Das Netzwerk wurde 2004 gegründet. Die von Bernstein entwickelte Membrantheorie war eine wichtige biophysikalische Theorie, die sich mit der Weiterleitung von Informationen in den Nerven beschäftigte. Bernstein zu Ehren trägt das Netzwerk daher seinen Namen.
Die Gründung des Netzwerkes hängt mit einer Förderinitiative zusammen, die 2004 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eingeleitet wurde. Konkret geht es darum, im Bereich der Computational Neuroscience – also den theoretischen Neurowissenschaften – neue Kapazitäten zu entwickeln. Auch ist damit die Idee verbunden, dass theoretische Erkenntnisse auch zu praktischer Umsetzung kommen – etwa in technischen und klinischen Bereichen. Um diese Ziele zu erreichen, gab es bisher nicht nur sehr viele Förderungsgelder, sondern es gehören auch über 200 Arbeitsgruppen zum Bernstein Netzwerk. Regelmäßig finden zudem die Bernstein Konferenzen statt, auf denen sich die Mitglieder austauschen können.
Die Bernstein Zentren und die Arbeitsgruppen
Das Netzwerk ist der übergeordnete Forschungsverbund, doch die konkreten Arbeiten finden in den vielen unterschiedlichen Arbeitsgruppen statt, die zum Bernstein Netzwerk gehören. Das Volumen, mit dem das Netzwerk von der Bundesregierung unterstützt wird, beträgt mittlerweile schon fast 170 Millionen Euro. Damit werden die Arbeitsgruppen unterstützt, die sich an ungefähr 25 unterschiedlichen Standorten befinden. Verschiedene Forschergruppen sind sowohl an Universitäten als auch außerhalb davon zu finden. Zentrale Institute sind das Fraunhofer-Institut, das Max-Planck-Institut, das Leibniz-Institut und das Helmholtz-Institut. Im Zuge des Netzwerkes wurden an vielen Universitäten auch neue Professuren für das Fach geschaffen.
Die Mitglieder des Netzwerks haben nicht nur Professuren inne, sondern beteiligen sich auch an Angeboten zur Weiterbildung oder auch konkret an Studiengängen. Wichtig ist, dass die Arbeiten nicht alleine nur in den Arbeitsgruppen stattfinden, sondern auch in Zusammenarbeit mit der Industrie und der Wirtschaft. Eine zentrale Aufgabe des Netzwerkes besteht darin, theoretische Erkenntnisse in die Praxis überführen zu können. Das geschieht in Zusammenarbeit mit technologischen und biomedizinischen Unternehmen. Auch bei vielen Therapieansätzen kommen die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse zum Zug.
Wichtig für das Bernstein Netzwerk sind nicht nur alle Arbeitsgruppen, sondern die zentralen Bernstein-Zentren. Davon gibt es mittlerweile sechs Stück in Deutschland. Die sind in Tübingen, Heidelberg-Mannheim, Göttingen, Freiburg, München und Berlin zu finden. Sie bilden sozusagen die Kernstruktur des Netzwerkes. Weitere wichtige Standorte liegen in Heidelberg, Jena, Bremen, Magdeburg und Bochum. Die Zentren sind untereinander und mit den Arbeitsgruppen verbunden, sodass ein reibungsloser Austausch stattfinden kann. Darüber hinaus gehört das Bernstein-Netzwerk auf internationaler Ebene zur International Neuroinformatics Coordination Facility.
Die Bernstein Konferenzen
Wichtig für die Arbeit im Bernstein Netzwerk sind auch die jährlichen Konferenzen, die bereits seit 2005 durchgeführt werden. Auf diesen Konferenzen treffen sich die Mitglieder, um sich an den jeweiligen Konferenz-Orten direkt austauschen zu können. Meist sind auch internationale Teilnehmer mit an Bord. In den ersten vier Jahren wurde diese Veranstaltungen noch als Bernstein Symposien bezeichnet.
1. Bernstein Konferenz 2005
2005, also im Jahr nach der Gründung des Bernstein Netzwerkes, gab es auch die erste Veranstaltung, zu der Mitglieder aus ganz Deutschland und darüber hinaus anreisten. Das 1. Bernstein Symposium für Computational Neuroscience fand an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg statt. Dieses Treffen ging vom 10. bis zum 12. Oktober 2005.
2. Bernstein Konferenz 2006
Im Jahr 2006 folgte direkt schon das 2. Symposium. Dieses Mal ging es zum ersten Mal nach Berlin. Vom 1. bis zum 3. Oktober 2006 trafen sich die Mitglieder des Netzwerkes, um an diesen drei Tagen bei einem gut gefüllten Programm über die Inhalte der Neurowissenschaften zu sprechen.
3. Bernstein Konferenz 2007
Das 3. Bernstein Symposium fand 2007 statt, womit klar wurde, dass es einen jährlichen Rhythmus für diese Veranstaltungen geben würde. Für die Mitglieder des Netzwerkes und der Arbeitsgruppen sowie für internationale Gäste ging es vom 24. bis zum 27. September 2007 nach Göttingen.
4. Bernstein Konferenz 2008
Wieder zurück in den Süden ging es 2008. Zum letzten Mal hieß die Veranstaltung noch Symposium. Man traf sich vom 8. bis zum 10. Oktober 2008 in München. Mit dabei waren auch wieder internationale Gäste, die sich zu Themen der Neurowissenschaften austauschen. Dafür wurden Vorträge gehalten und Diskussionen geführt.
5. Bernstein Konferenz 2009
Mit 2009 gab es eine Umbenennung. Vormals noch als Symposium fand jetzt erstmals eine Konferenz statt und somit direkt auch die 5. Bernstein Konferenz. Vom 30. September bis zum 2. Oktober 2009 trafen sich die Mitglieder dieses Mal in Frankfurt.
6. Bernstein Konferenz 2010
Zurück nach Berlin ging es im Jahr 2010. Genauer gesagt vom 27. September bis zum 1. Oktober 2010, womit man sich treu blieb und die Konferenz wie die bisherigen im Herbst stattfand. Die 6. Bernstein Konferenz – BCCN 2010 – wurde an der Technischen Universität in Berlin durchgeführt. Über mehrere Tage gab es ein Programm, das vor allem mit Vorträgen, Workshops und Diskussionen gefüllt war.
7. Bernstein Konferenz 2011
Auch 2011 ging es wieder zurück an einen Ort, an dem sich das Bernstein Netzwerk schon einmal getroffen hatte. Vom 4. bis zum 6. Oktober 2011 diente Freiburg als Austragungsort für die 7. Bernstein Konferenz, wofür es auch ein neues Logo gab. Erneut gab es Vorträge und Workshops, die sich mit spezifischen Themen der Neurowissenschaften beschäftigten.
8. Bernstein Konferenz 2012
Vier Jahre nach dem 4. Symposium trafen sich die Teilnehmer der nächsten Veranstaltung erneut in München. Die 8. Bernstein Konferenz BCCN 2012 fand vom 12. bis zum 14. September 2012 statt und somit erneut über drei Tage. Interessant war dieses Mal, das kurz zuvor auch der 5. International Neuroinformatics Coordinating Facility Kongress für Neuroinformatik stattfand. Daher begann die Bernstein Konferenz erst zur Mittagszeit.
Fazit zu den Bernstein Zentren
Neurowissenschaften sind zwar kein ganz junges Feld mehr, aber im Vergleich zu anderen Wissenschaften auch noch nicht so alt. Vor allem die moderne Technologie ermöglicht ganz neue Erkenntnisse, sodass mit jedem Jahr der Wissensstand enorm anwächst. Computersimulationen und entsprechende Messgeräte sorgen dafür, dass die Neurowissenschaften immer häufiger auch zu konkreten Anwendungen für die Praxis beitragen können.
Damit die Forschung auch sinnvoll durchgeführt wird, wurde 2004 das Bernstein Netzwerk gegründet, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. Hier können sich Neurowissenschaftler aus ganz Deutschland und darüber hinaus miteinander vernetzen, was unter anderem auch mit den Bernstein Zentren und den Bernstein Konferenzen geschieht. Entsprechend gibt es eine starke Bündelung von Kompetenzen, die durch das Netzwerk repräsentiert werden.