Cloud Gaming: Naht das Ende für Spiele-PCs und Konsolen?

Cloud Gaming ist derzeit in aller Munde. Nicht zuletzt weil mit Microsoft und Verizon echte Big-Player einen Einstieg in einen Markt planen, auf dem durch Sony und Nvidia schon jetzt zwei große Namen aktiv sind. Wartet hier die nächste Gaming-Revolution? Wenn Spiele von jetzt an einfach nur noch gestreamt werden müssen, könnte dass das Ende für Spiele-PCs und Konsolen bedeuten. Müssen die Hardware-Oldies vor dem „Netflix der Gaming-Welt“ zittern oder machen Technik, Lizenzen und Preise dem Cloud Gaming einen Strich durch die Rechnung? Hier gibt es alle wichtigen Informationen.

Diese Idee steckt hinter Cloud Gaming

Beim Cloud Gaming werden die Spiele nicht auf dem heimischen Rechner sondern in der Cloud gespeichert. Der PC fungiert damit letztlich nur noch als Eingabegerät. So können zum Beispiel Panzer Spiele auch über das Tablet, das Smartphone oder die Konsole weitergespielt werden können. Da der Großteil der Berechnungen nicht mehr mit er eigenen Hardware vorgenommen werden muss, könnten auch schwächere Notebooks Spiele darstellen, für die man sonst einen modernen Gaming-PC bräuchte. Es wird also nicht nur weniger Speicherplatz, sondern auch weniger Rechenleistung insgesamt benötigt.

Die Idee dahinter: Beim Spielen kann ein einzelner User verzögerungslos zwischen seinem PC am Schreibtisch und seinem Tablet oder Smartphone auf der Couch wechseln. Die neuste Hardware braucht er dafür auch nicht mehr. Es könnten sogar Playstationspiele über den PC in der Cloud angesteuert werden. Mehr Komfort, mehr Auswahl und im besten Fall günstigere Preise also. Gaming soll auf Dauer über Abo-Modelle wie Netflix funktionieren. Es gibt sogar schon einige Modelle, die so funktionieren.

Weniger Rechenleistung aber Highspeed-Internet

Das Versprechen des Cloud Gamings ist faszinierend: Der Zugriff auf eine riesige Bibliothek über ein monatliches Abo, ohne Einzelkäufe, zeitraubende Downloads und das auf allen verfügbaren Geräten. Das neueste Battlefield oder Red Dead Redemption auf dem Smartphone spielen – wieso eigentlich nicht? Auf Reisen die liebsten Spiele auf dem Tablet spielen, wäre genauso denkbar, wie Gelegenheitsspieler die Top-Titel auf ihrem kostengünstigen Notebook abrufen. Es gibt allerdings einen großen Fallstrick für das Cloud Gaming und dieser ist aktuell nicht zu vernachlässigen.

Die Rechenleistung der eigenen Geräte mag nur noch eine geringfügige Rolle für das Spielvergnügen spielen, die Internetverbindung tut es aber umso mehr. Bisher funktioniert Cloud Gaming nämlich (wenn überhaupt) nur mit angeschlossenem Netzwerkkabel. Aus dem Zocken von Playstation-Titeln auf dem Smartphone wird also vorerst noch nichts. Das sogenannte GaaS (Kurzform für Gaming as a Service) hat also ein großes Problem. Wenn die Spiele nicht auf dem eigenen Gerät, sondern auf weit entfernten Servern des Anbieters ablaufen, müssen extrem große Datenpakete hin- und hergeschickt werden und das in Echtzeit. Denn der größte Feind bei vielen Games ist die Latenz. Für ein eher gemütliches Strategiespiel wie Anno mag eine minimale Verzögerung beim Spielen noch in Ordnung sein. Bei Shootern oder Rennspielen kann jede Latenz das Spielvergnügen extrem trüben.

Highspeed Internet - der Flaschenhals beim Cloud Gaming

Die Internetverbindung muss nicht nur schnell sein, sie muss für viele Spiele auch dauerhaft absolut stabil bleiben. Während bei Videostreaming durch Buffern kurze Schwankungen der Signalstärke oder das kurzzeitige Wegbleiben der Verbindung insgesamt ausgeglichen werden können, funktioniert dieses Vorgehen bei Videospielen nicht. Der Erfolg des Cloud Gaming in Deutschland ist also auch stark davon abhängig, ob Technik und Infrastruktur schnell mit dieser zukunftsträchtigen Idee mithalten können. Cloud Gaming von unterwegs ist also aktuell noch Zukunftsmusik.

Welche Angebote für Cloud Gaming gibt es bereits?

Cloud Gaming ist eine Technologie an der im Moment einige Großkonzerne mit Hochdruck arbeiten. Es gibt ein Wettrennen darum, wer das GaaS als erstes massentauglich an eine Vielzahl von Usern vermitteln kann. Bis jetzt hält sich die Anzahl der Nutzer solcher Angebote allerdings eher in Grenzen. Doch welche Angebote für Cloud Gaming gibt es eigentlich schon und wie unterscheiden sie sich?

Vortex

Cloud Gaming Services von VortexEs muss nicht immer ein globaler Großkonzern hinter GaaS stecken. Auch Vortex aus Polen bietet Cloud Gaming mit einer rund 100 Spiele umfassenden Bibliothek an. Der Vorteil von Vortex: User können den Dienst mit ihrer Steam Bibliothek verknüpfen und dort erworbene Titel auch über Vortex spielen, falls sie auch beim Cloud-Gaming-Anbieter verfügbar sind. Einge Titel sind allerdings nicht im Abo enthalten und müssen gegen eine zusätzliche Gebühr erworben werden.

Web: https://vortex.gg/

Playstation Now

Playstation Now Cloud-Gaming Services15€ im Monat kostet der Dienst von Playstation, der die Spiele der letzten drei Playstation-Konsolen in der Cloud verfügbar macht. Die Auflösung liegt immerhin bei 720p.

Web: https://www.playstation.com/de-de/explore/playstation-now/

GeForce Now

Cloud-Gaming mit GeForce Now für PC, Mac und KonsoleNvidias Cloud-Gaming-Dienst befindet sich noch in der Betaphase, wer ihn testen möchte, kann das kostenlos tun. Das Angebot ist schon jetzt sehr umfangreich, denn es gibt mehr als 400 Titel von Uplay, Steam und Battle.net zur Auswahl und das sowohl für den PC als auch für Mac.

Web: https://www.nvidia.com/de-de/geforce/products/geforce-now/

Wenn Microsoft, Verizon und Google ihre Angebote starten, wird nochmal richtig Bewegung in den Markt kommen. Neben den Anforderungen an die Internetverbindung gibt es momentan aber noch ein weiteres Problem und zwar, wenn sich der Cloud-Gaming-Dienst nicht mit den eingängigen Gaming-Bibliotheken wie Steam und dem dortigen Konto verknüpfen lässt. Wer einen Titel bereits bei Steam erworben hat, müsste ihn dann für das Cloud Gaming nochmal kaufen.

Cloud Gaming – DaaS und GaaS im Vergleich

Neben GaaS gibt es noch eine weiter Option für Cloud Gaming, diese nennt sich Desktop as a Service (DaaS). Bei dieser zweiten Variante werden nicht nur die Spiele auf den Servern des Anbieters gehostet, sondern gleich der ganze Rechner. Das macht es möglich auf diesem „Cloud-Rechner“ zum Beispiel Steam oder Uplay zu installieren und dann dort auf diese Bibliotheken zuzugreifen. Damit wird die oben genannte Problematik umgangen, dass beim Clou Gaming Titel möglicherweise mehrfach erworben werden müssen. Anbieter für diesen Service sind aktuell beispielsweise Shadow (vom französischen Unternehmen Blade) und Parsec.

Wie schnell muss die Internetverbindung für GaaS wirklich sein?

Als Richtwert kann eine stabile Internetverbindung mit wenigstens 25 Mbit/s angegeben werden, um Cloud Gaming relativ flüssig nutzen zu können. Wackler und vorübergehende Latenzen sind dann aber trotzdem nicht ausgeschlossen. Für eine optimale Auflösung sollte allerdings eine Verbindung mit 50 Mbit/s vorhanden sein. Diese Leitungen sind jedoch immer noch nicht in jedem Haushalt angekommen. Und selbst wenn sie bis ins Haus verlegt sind, ist noch nicht garantiert, dass man am Ende auch von der vollen Geschwindigkeit profitieren kann.

Es gibt allerdings genügend kostenfreie Tools, um die tatsächliche Internetgeschwindigkeit zu testen. Auch mit der schnellsten Leitung, kann eine hohe Netzauslastung dem Spielspaß immer noch einen Strich durch die Rechnung machen, die Infrastruktur muss also genau wie die Streaming-Angbote noch weiter ausgebaut werden.

Fazit zum Thema Cloud Gaming und dem Ende von Spiele-PCs und Konsolen

Cloud Gaming ist im Zeitalter des Streamings eine ebenso naheliegende wie geniale Idee. Es wird in den nächsten Jahren spannend sein, zu verfolgen, wie die bestehenden Dienste sich weiterentwickeln und welche Neuerungen Google und Microsoft dem Markt bringen werden. Wenn Infrastruktur und GaaS-Dienste sich rasch verbessern, kann Cloud Gaming das nächste große Ding werden. Highspeed-Internet und Deutschland sind aber bis lang zwei verschiedene paar Schuhe. Und auch in Ländern, in denen die Technik schon sehr viel weiter verbreitet ist, bleiben Latenz und Stabilitätsprobleme große Stolpersteine für das Cloud Gaming. Das Ende von Spiele-PCs und Konsolen ist also noch lange nicht eingeleitet worden.

X