Bis dann mein Sohn (2019) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
„Bis dann, mein Sohn“ zeigt das Leben zweier Familien in China, das über Jahrzehnte hinweg von politischen und persönlichen Schicksalsschlägen geprägt ist. Liu Yaojun und Wang Liyun bauen sich nach einem tragischen Verlust eine neue Existenz im Süden des Landes auf. Während sie versuchen, mit der Vergangenheit abzuschließen, bleiben die Erinnerungen an ihren verstorbenen Sohn allgegenwärtig. Ein adoptierter Junge soll die Lücke füllen, doch die Narben der Vergangenheit lassen sich nicht so leicht heilen.
Dauer: | 180 Min. |
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FSK: | ab 6 Jahren |
Jahr: | 2019 |
Regie: | Wang Xiaoshuai |
Produzenten: | Liu Xuan |
Hauptdarsteller: | Wang Jingchun, Yong Mei, Qi Xi |
Nebendarsteller: | Roy Wang, Du Jiang, Ai Liya |
Genre: | Drama |
Studio: | Piffl Medien GmbH |
Sprachen: | Deutsch, English |
Jahre später bringt eine Einladung sie zurück an den Ort, den sie einst verlassen haben. Alte Freunde, unausgesprochene Wahrheiten und lang verdrängte Schuldgefühle treten wieder zutage. Zwischen Versöhnung und unerwarteten Geständnissen steht eine entscheidende Frage im Raum: Können sie mit dem, was geschehen ist, wirklich Frieden schließen?
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
Wang Xiaoshuai führte bei „Bis dann, mein Sohn“ Regie und schrieb das Drehbuch gemeinsam mit Ah Mei. Liu Xuan produzierte das dreistündige Drama, während Dong Yingda die Filmmusik komponierte. Kim Hyung-seok übernahm die Kameraarbeit, und Lee Chatametikool schnitt den Film. Die Hauptrollen spielten Wang Jingchun als Liu Yaojun und Yong Mei als Wang Liyun. Qi Xi verkörperte Shen Moli, während Wang Yuan Liu Xing darstellte. Du Jiang spielte Shen Hao, Ai Liya übernahm die Rolle der Li Haiyan. Xu Cheng verkörperte Shen Yingming, Li Jingjing stellte Gao Meiyu dar, und Zhao Yanguozhang spielte Zhang Xinjian.
Der Film feierte seine Premiere am 14. Februar 2019 im Wettbewerb der 69. Berlinale. In Deutschland startete er am 14. November 2019 in den Kinos. „Bis dann, mein Sohn“ bildet den Auftakt zu Wang Xiaoshuais geplanter „Heimat-Trilogie“. Das Drama erzählt über einen langen Zeitraum hinweg von gesellschaftlichen und familiären Veränderungen in China. Wang Xiaoshuai nahm mit dem Film zum dritten Mal am Wettbewerb der Berlinale teil. Wang Jingchun und Yong Mei erhielten dort Silberne Bären als beste Darsteller. Beim Uruguay International Film Festival wurde der Film mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, und der Regisseur erhielt einen Spezialpreis der Jury.
Handlung vom Film „Bis dann mein Sohn“
Liu Yaojun und Wang Liyun führen in Südchina eine bescheidene Werkstatt für Bootsreparaturen. Ihr Leben wird durch tragische Ereignisse geprägt, die in nicht chronologischen Rückblenden erzählt werden. In den 1980er-Jahren leben sie als glückliches Ehepaar mit ihrem Sohn Liu Xing in einer Arbeiterwohnung. Gemeinsam mit ihren Freunden Shen Yingming und Li Haiyan, die ebenfalls einen Sohn namens Shen Hao haben, arbeiten sie in einer staatlichen Fabrik. Als Liyun erneut schwanger wird, zwingt die Ein-Kind-Politik sie zur Abtreibung. Die medizinischen Komplikationen führen zur Unfruchtbarkeit, was ihr gemeinsames Leben nachhaltig belastet. Der gesellschaftliche Druck und die politischen Vorgaben setzen der Familie schwer zu.
Der Verlust ihres Sohnes Liu Xing markiert einen tiefen Einschnitt. Beim Spielen mit Hao ertrinkt er in einem Stausee, woraufhin sich Yaojun und Liyun von ihren Freunden distanzieren. Die wirtschaftlichen Veränderungen der 1990er-Jahre verschlechtern ihre Situation zusätzlich. Liyun verliert ihre Anstellung, während Massenentlassungen in der Fabrik Proteste auslösen. Das Paar beschließt, in eine andere Region zu ziehen, um neu anzufangen. Sie adoptieren einen Jungen und geben ihm den Namen ihres verstorbenen Sohnes. Doch die Vergangenheit bleibt präsent, und der Adoptivsohn entwickelt sich zu einem verschlossenen Jugendlichen.
Ein unerwartetes Geständnis
Yaojun beginnt eine heimliche Affäre mit Shen Moli, der Schwester von Yingming. Sie bietet ihm an, ihr gemeinsames ungeborenes Kind als Ersatz für den verlorenen Sohn aufzuziehen. Liyun erfährt von der Affäre und schlägt die Scheidung vor, doch Yaojun lehnt ab. Währenddessen entfremdet sich ihr Adoptivsohn weiter und verlässt schließlich die Familie. In ihrer Einsamkeit vermeiden Yaojun und Liyun den Kontakt zu alten Freunden. Die Jahre vergehen, bis eine Einladung nach Hause sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Der einst vertraute Ort hat sich verändert, doch ihre alte Wohnung ist fast unverändert geblieben.
In der Heimatstadt kommt es zu einem Wiedersehen mit Shen Yingming und Li Haiyan. Haiyan leidet an einer unheilbaren Krankheit und möchte sich mit Yaojun und Liyun versöhnen. Auf dem Sterbebett bittet sie um Vergebung, doch die tiefen Wunden der Vergangenheit lassen sich nicht einfach heilen. Während der Trauerfeier gesteht Hao, dass er für den Tod von Xing verantwortlich ist. Er hatte ihn gegen dessen Willen zum Schwimmen gedrängt, woraufhin Xing ertrank. Seine Eltern wussten all die Jahre davon, doch das Schweigen lastete schwer auf ihnen. Yaojun und Liyun vergeben ihm, da Hass keine verlorene Zeit zurückbringt.
Shen Yingming, geplagt von Schuldgefühlen, fordert Yaojun auf, ihn für seinen Sohn zur Rechenschaft zu ziehen. Er überreicht ihm ein Messer und verlangt, dass er Hao bestraft. Doch Yaojun lehnt entschieden ab. Später besuchen Yaojun und Liyun das Grab ihres Sohnes und gedenken ihm in Stille. Eine Nachricht bringt Hoffnung: Haos Frau hat ein gesundes Kind geboren, und ihr Adoptivsohn ist nach Jahren der Abwesenheit zurückgekehrt. Die Familie findet langsam wieder zusammen. Yaojun bietet seinem verlorenen Sohn an, die Werkstatt zu übernehmen. Liyuns letzte Worte im Film zeigen, dass trotz aller Verluste die Liebe bleibt.
Filmkritik und Rezension von „Bis dann mein Sohn“
Wang Xiaoshuais Film „Bis dann, mein Sohn“ beeindruckt durch seine tiefgründige Erzählweise. Über drei Jahrzehnte hinweg verfolgt er das Schicksal zweier Familien in China. Die narrative Struktur, die zwischen verschiedenen Zeitebenen wechselt, fordert die Zuschauer heraus, belohnt jedoch mit einem intensiven Einblick in die persönlichen und gesellschaftlichen Umbrüche des Landes.
Die herausragenden Leistungen der Hauptdarsteller Wang Jingchun und Yong Mei verleihen dem Film eine besondere Tiefe. Ihre nuancierte Darstellung von Trauer, Schuld und Vergebung berührt zutiefst. Die Kameraarbeit fängt dabei sowohl die Weite der chinesischen Landschaften als auch die Intimität familiärer Momente ein, wodurch ein eindrucksvolles visuelles Erlebnis entsteht.
Trotz seiner Länge von 185 Minuten verliert der Film nie an Spannung. Die kunstvolle Verknüpfung persönlicher Schicksale mit historischen Ereignissen macht ihn zu einem Meisterwerk des modernen Kinos. „Bis dann, mein Sohn“ ist ein bewegendes Epos, das die Zuschauer noch lange nach dem Abspann beschäftigt.