Der Hauptmann (2017) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
„Der Hauptmann“ von Robert Schwentke basiert auf einer wahren Begebenheit und bietet eine erschütternde Darstellung der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. Zwei Wochen vor Kriegsende wird der deutsche Gefreite Willi Herold von Feldgendarmen über ein Feld gejagt. Er entkommt in einem Waldstück und stößt bald darauf auf eine verlassene Wehrmachtsuniform. Mit dieser Uniform beginnt er ein gefährliches Spiel: Er gibt sich als Hauptmann aus und sammelt andere versprengte Soldaten um sich. Zusammen bilden sie die „Kampfgruppe Herold“, die für Chaos und Schrecken sorgt.
Dauer: | 119 Min. |
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FSK: | ab 16 Jahren |
Jahr: | 2017 |
Regie: | Robert Schwentke |
Produzenten: | Frieder Schlaich |
Hauptdarsteller: | Max Hubacher, Milan Peschel, Frederick Lau |
Nebendarsteller: | Waldemar Kobus, Alexander Fehling, Samuel Finzi |
Genre: | Kriegsfilme |
Studio: | Filmgalerie 451 |
Sprachen: | Deutsch, English |
Der Film zeigt eindrucksvoll die Abgründe menschlicher Natur und die Brutalität des Krieges. Herold nutzt seine neue Identität, um Macht und Kontrolle auszuüben, während seine Gruppe immer skrupelloser wird. Die Inszenierung setzt auf dokumentarisch wirkende Schwarzweißbilder, die den Zuschauer in die düstere Atmosphäre des Jahres 1945 versetzen. Spannende Momente und moralische Dilemmata prägen die Handlung. Wird Herold seine falsche Identität aufrechterhalten können oder wird sein mörderisches Spiel ein abruptes Ende finden?
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
„Der Hauptmann“ ist ein deutsch-polnisch-französischer Kriegsfilm aus dem Jahr 2017 unter der Regie von Robert Schwentke. Der Film erzählt die wahre Geschichte des Gefreiten Willi Herold, gespielt von Max Hubacher, der sich am Ende des Zweiten Weltkriegs als Hauptmann ausgibt. Weitere zentrale Rollen sind Alexander Fehling als Kipinski und Bernd Hölscher als Schütte. Die Dreharbeiten fanden zwischen Februar und April 2017 in verschiedenen polnischen und deutschen Städten statt, darunter Zgorzelec, Breslau und Görlitz. Florian Ballhaus übernahm die Kameraführung, während Martin Todsharow die Filmmusik komponierte, die eine Mischung aus Industrial-Sounds und historischen Schlagern darstellt.
Der Film feierte seine Weltpremiere im September 2017 beim Toronto International Film Festival und wurde anschließend bei mehreren anderen Festivals präsentiert. „Der Hauptmann“ wurde unter anderem mit dem Bayerischen Filmpreis für den besten Nachwuchsdarsteller (Max Hubacher) und dem Europäischen Filmpreis für den besten Ton ausgezeichnet. Weitere Nominierungen erhielt der Film beim Deutschen Filmpreis, dem San Sebastián International Film Festival und dem Festival de cinéma européen des Arcs.
Mit einem geschätzten Budget von 5,8 Millionen Euro spielte er weltweit über 1,2 Millionen Dollar ein. In den USA und Kanada betrug der Bruttoertrag 109.226 Dollar. Die Spezialeffekte wurden von Mackevision erstellt, und der Drehort des Arbeitslagers wurde eigens errichtet und in Echtzeit gesprengt. Die Altersfreigabe in Deutschland beträgt FSK 16, und die Laufzeit des Films beträgt 119 Minuten.
Inhalt und Handlung vom Film „Der Hauptmann“
Zwei Wochen vor Kriegsende wird der deutsche Gefreite Willi Herold von Feldgendarmen unter Hauptmann Junker über ein Feld gejagt. In einem Waldstück entkommt er seinen Verfolgern. Hungrig, schlecht bekleidet und in ständiger Angst, als Deserteur aufgegriffen zu werden, irrt er hinter der Front umher. Herold trifft auf einen anderen Versprengten und bricht nachts mit ihm in eine Scheune ein, um sich Lebensmittel zu besorgen. Das Bauernpaar Görner entdeckt sie, erschlägt Herolds Begleiter, während Herold flieht. Wenig später findet er einen verlassenen Wehrmachts-Geländewagen mit der Uniform eines Hauptmanns der Luftwaffe. Herold zieht die Uniform an und wird von dem Gefreiten Freytag überrascht, der ihn für einen echten Hauptmann hält.
Freytag bietet ihm seine Hilfe als Kraftfahrer an und bittet, sich ihm unterstellen zu dürfen. In einer Wirtschaft gibt sich Herold als amtlicher Berichterstatter aus und verspricht den Einwohnern Ersatz für die von Plünderern gestohlenen Sachwerte. Nachts zwingt man ihn, einen beim Stehlen ergriffenen Soldaten zu erschießen. Am nächsten Morgen kehren er und Freytag zum Hof des Bauern Görner zurück, wo sie auf drei weitere Soldaten treffen, darunter Kipinski, die sich Herold anschließen. Herold erkennt die Möglichkeiten, die ihm die Uniform bietet, und gründet die „Kampfgruppe Herold“. Er sammelt weitere versprengte Soldaten, darunter eine Geschützmannschaft mit einer Flugabwehrkanone.
Der Aufstieg und Fall des falschen Hauptmanns
Als eine Patrouille der Feldgendarmerie die Gruppe aufgreift, gibt sich Herold erfolgreich als Sondereinsatzführer aus, der Adolf Hitler persönlich berichten soll. Junker stellt ihn dem SA-Führer Schütte vor, der das Wachpersonal im Emslandlager II kommandiert. Schütte wünscht ein militärisches Standgericht, um die Überfüllung des Lagers zu verringern. Herold nutzt seine angeblichen Vollmachten und überwindet den Widerstand des Lagerleiters Hansen. Schütte und Herold organisieren ein Massaker unter den Gefangenen, bei dem auch die Flugabwehrkanone eingesetzt wird. Zur Feier ihres „Erfolgs“ veranstaltet Herold einen „Bunten Abend“, auf dem er Schüttes Ehefrau Gerda und den gefangenen Schauspieler Roger kennenlernt, die anschließend ebenfalls an den Ermordungen teilnehmen.
Freytag wird klar, dass die Uniform nicht Herold gehört, doch er bleibt loyal und schützt ihn vor Entdeckung. Die „Leibgarde Herold“ übernimmt die Kontrolle im Lager und ermordet zahlreiche weitere Häftlinge. Britische Artillerie und Flugzeuge zerstören das Lager, woraufhin Herolds Gruppe als „Schnellgericht Herold“ in eine benachbarte Kleinstadt zieht. In der Kleinstadt tötet die Gruppe den Bürgermeister und beraubt Passanten. Sie ziehen ins beste Hotel am Ort und feiern eine Orgie. Aus Eifersucht und Rache lässt Herold seinen Rivalen Kipinski foltern und erschießen.
Am nächsten Morgen stürmt die Feldgendarmerie das Hotel und verhaftet die Gruppe. Herold wird vor ein Militärgericht gestellt, aber nicht verurteilt. Die Aussetzung des Verfahrens ermöglicht ihm die Flucht. In der letzten Szene sieht man Herold, wie er über eine von Skeletten übersäte Lichtung im Wald verschwindet. Im Abspann erfährt der Zuschauer, dass Willi Herold im Mai 1945 festgenommen und nach einem Prozess im November 1946 hingerichtet wurde. Im Nachspann sieht man Herold und sechs seiner Männer, wie sie mit Gewehren die moderne Innenstadt von Görlitz durchstreifen. Sie kontrollieren und berauben Passanten, was die zeitlose Brutalität und Willkür des Krieges unterstreicht.
Filmkritik und Rezension von „Der Hauptmann“
Robert Schwentkes „Der Hauptmann“ basiert auf einem realen Fall und präsentiert eine historische Realsatire. Die Hauptfigur bleibt undurchsichtig und unangenehm, doch der Film lässt sich nicht ignorieren. Ausdrucksstarke, dokumentarisch wirkende Schwarzweißbilder unterstreichen Schwentkes stilistischen Willen. Die minutiöse Ausstattung, die effektive Montage und die kontrastreiche Musik verstärken die Wirkung des Films zusätzlich. Die Kameraarbeit und der Soundtrack, der Soldatenlieder mit unpassenden Refrains kombiniert, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.
Das NS-Militär wird als Ansammlung kleinlicher Bürokraten und Opportunisten dargestellt. Diese Figuren buckeln nach oben und treten nach unten, was oft zu lebensgefährlicher Gewalt führt. Das Leben eines Gefangenen hat keinen Wert mehr; stattdessen trifft man auf willige Henker. Herold kämpft anfangs um sein Überleben, doch bald erteilt er rigide Tötungsbefehle. Sein anfänglicher Selbstbehauptungswille verwandelt sich in wahnwitzigen Machthunger. Die Gefahr, dass seine Hochstapelei auffliegt, spielt eine untergeordnete Rolle. Der Film zeigt den Wahnsinn des Krieges und der Nazis durch grotesk wirkende Zeitlupen-Tableaus und impressionistische Szenen.
„Der Hauptmann“ bietet seinem Publikum keine einfache Kost, sondern einige geschickt eingearbeitete Denkanstöße. Es geht weniger um den historischen Fall des Deserteurs Herold, sondern um ein exemplarisches Schicksal. Dialoge zeigen, dass Deserteure als das Verwerflichste dargestellt werden, während Soldaten und Offiziere selbst schuldig sind. Alle Uniformierten tragen Schuld. Bekannte Gesichter aus der deutschen Filmkomödien liefern erschreckende und intensive Darstellungen. „Der Hauptmann“ bleibt bis zur überzogenen Abspannsequenz ein unerschrockener Antikriegsfilm, der sich durch Grenzüberschreitungen von üblichen Kriegsdramen abhebt.