Der Medicus (2013) - Handlung, Besetzung und Filmkritik

Der Film „Der Medicus“ spielt in der Zeit des elften Jahrhunderts. Die Mutter eines außergewöhnlichen Jungen, stirbt an einer Blinddarmentzündung. Rob Cole merkt, beim Hände auflegen, dass seine Mutter bald sterben wird, denn er besitzt eine besondere Gabe unheilbare Krankheiten zu erkennen. Als der Tod Wirklichkeit wird, schließt er sich einem fahrenden Bader an, der ihm einige Taschentricks und die mittelalterliche Heilkunde näherbringt.

Dauer: 155 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Philipp Stolzl
Produzenten: Wolf Bauer, Prof. Nico Hofmann
Hauptdarsteller: Ben Kingsley, Tom Payne, Emma Rigby, Stellan Skarsgard
Nebendarsteller: Olivier Martinez, Michael Marcus, Elyas M’Barek
Genre: Drama
Studio: NBC
Sprachen: Deutsch

Der deutsche Film stammt aus dem Jahr 2013 und basiert auf dem Weltbestseller von Noah Gordon. Im Dezember 2013 lief er das erste Mal in den deutschen Kinos und ein Jahr später erschien eine verlängerte Fassung, mit zwei Teilen, im deutschen Free-TV.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Der historische Roman zum Film „Der Medicus„, von Noah Gordons, erschien schon 1986. Dem ersten Band folgten zwei weitere fiktive Geschichten. Ganze siebenundzwanzig Jahre später unternahm der Regisseur Philipp Stölzl einen neuen Versuch und ließ von Jan Berger das Drehbuch schreiben. Allerdings ist der Film in vielen Teilen weit von der Buchvorlage entfernt. Die genauen Ortsangaben versuchen wiederum, eine Realitätsnähe zu schaffen. Die Produzenten Wolf Bauer und Nico Hoffman nutzten in der Schlussszene den Londoner Tower, der entstand aber erst nach der normannischen Eroberung. Die 150 Minuten der Kinofassung benötigten rund 60 Drehtage, in Kölner Studios und Aufnahmen in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Marokko.

Vergebene Rollen: Tom Payne ist der besondere Junge Rob Cole. Emma Rigby bringt dem Zuschauer Rebecca nahe. Stellan Skarsgård spielt den reisenden Bader. Ben Kingsley inszeniert perfekt den Ibn Sina. Olivier Martinez schlüpft in die Rolle des Schah Ala Ad-Daula. Elyas M’Barek ist Karim. In weiteren Nebenrollen spielen: Fahri Yardım, Michael Marcus, Stanley Townsend, Adam Thomas-Wright und Ramin Yazdani.

Der Komponist Ingo Ludwig Frenzel übte seine Musik mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg ein. Der gesamte Roman hat eine Altersfreigabe ab zwölf Jahren. Die Kamera führte Hagen Bogdanski.

Inhalt und Handlung vom Film Der Medicus

Rob Cole spürt eine tödliche Krankheit, ohne einen Arzt zu fragen. Diese Gabe hat er von Geburt an. Ganz besonders traurig ist seine Vorhersehbarkeit, als es um seine eigene Mutter geht. Hilflos muss er Augenzeuge werden, wie seine Mutter an einer Blinddarmentzündung stirbt. Als Waisenkind ist er nun auf sich alleine gestellt. Ein fahrender Bader nimmt ihn mit. Von ihm erhält Rob Lebensweisheiten. Besonders interessieren tun ihn die Grundlagen der mittelalterlichen Heilkunde, wie zum Beispiel Zähne ziehen oder den Aderlass. Schon bald sieht Rob, dass auch diese Praktiken ihre Grenzen haben. Als der Bader erblindet, nimmt Rob ihn mit zu einem Medicus, in eine jüdische Siedlung.

Mithilfe eines Starstiches ist der Bader bald wieder im Besitz seines Sehvermögens. Die vollständige Heilung nimmt einige Zeit in Anspruch. Rob nutzt die Zeit und lässt sich von zwei Jungen, Informationen über die jüdischen Sitten und Gebräuche geben. Eines Tages lernt Rob den berühmten Universalgelehrten Ibn Sina kennen. Daraufhin möchte er sich in Persien zum Arzt ausbilden lassen. In dieser Schule werden jedoch nur Juden zugelassen, sodass sich Rob als Jude ausgibt. Nach seiner Ankunft in Ägypten beschneidet er sich selbst unter dem nächtlichen Sternenhimmel.

Mit neuem Namen Jesse Ben Benjamin schließt er sich der Karawane nach Isfahan (der Ort der Schule) an. Nach einem Unfall und einem Wüstensturm schlägt er sich irgendwie durch und wird nur als Patient in die Schule aufgenommen. Ibn Sina behandelt ihn persönlich und macht es ihm möglich Schüler zu werden.

Von Ibn Sina lernt er die Grundlagen aller damals bekannter wissenschaftlicher Medizin, sowie der Philosophie von Aristoteles. Es dauert nicht lange und eine Pest breitet sich in der Stadt aus. Viele Mediziner bleiben bei den kranken Menschen und können Rückschlüsse ziehen, wo es noch weiterer Verbesserungen bedarf. Rob erkennt, dass Rattenflöhe Überträger des Schwarzen Todes sind. Werden die Ratten eingedämmt, klingt die Pest in Isfahan ab. Unter den Kranken trifft Rob auf Rebecca. Diese Dame lernte er schon bei der Wüstenüberquerung kennen. Ihr Mann flüchtet aus Angst vor der Krankheit und Rob pflegt sie gesund. Seine Leidenschaft zu ihr entbrennt aufs Neue und sie wird schwanger. Da Rebecca verheiratet ist, wartet die jüdische Bestrafung auf sie.

Rob ist besessen von der menschlichen Anatomie. Der jüdische Glaube verbietet, einen menschlichen Leichnam zu obduzieren, was Fortschritte in der Medizin bedeuten könnte. Ein Mann erklärt sich bereit, bei seinem Tod, darf Rob ihn obduzieren. Dabei stößt er auf den Auslöser des Todes, eine Blinddarmentzündung. Später erhält er die Möglichkeit, unter Betäubung, eine Operation zur Entfernung des Blinddarmes vorzunehmen. Der Schah lebt weiter und muss aufgrund der gelungenen Operation nicht sterben.

Das Ende zeigt die Selbsttötung von Ibn Sina und ein Weitergeben des medizinischen Vermächtnisses an Hakim Rob Cole.

Filmkritik und Rezension von Der Medicus

Regisseur Philipp Stölzl bewies mit seiner Inszenierung Talent und Mut zu Neuem. Die Titelrolle verlieh er einem Newcomer. Diese Entscheidung war riskant, zahlte sich aber aus. Tom Payne sieht sich als neuer Heiland für seine Welt. Der Lehrling verbindet sehr schön Enthusiasmus, Naivität und ehrgeizige Berechnung miteinander. Seine Erfüllung des Traumes geht sogar so weit, dass Rob seine Religion und Herkunft verleugnet, lügt und betrügt. Sein Ziel ist es, Menschen zu helfen. Wie weit sollte dieser Kampf in Wirklichkeit gehen?

Die verschiedenen Figuren und Fäden verknüpft und entwickelt Stölzl gut. Im Buch benötigt der Autor ganze 900 Seiten. Im Film stehen nur 150 Minuten zur Verfügung. Diese Zeit nutzt der Regisseur perfekt aus und holt das Beste heraus.

Die Kulturen die aufeinanderprallen, machen zwischenzeitlich den besonderen Reiz in der Geschichte aus. Ein traditionelles Weltbild rennt ungebremst auf die moderne Wissenschaft zu. Medizinische Notwendigkeiten und neue Erkenntnisse stehen im krassen Widerspruch zur eingefleischten Glaubensüberzeugung. Wie löst der Regisseur den Konflikt? Wie weit darf die Menschheit gehen, um zu heilen? Darf die Kultur einen zum besseren Menschen erklären? Die Denkanstöße bringt „Der Medicus“ dem Zuschauer näher. Die Klärung geht im Film, jedoch in der Buchvorlage, nicht in die Tiefe.

X