Der Vorleser (2008) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
Der Film „Der Vorleser“ erzählt die bewegende Geschichte von Michael Berg, der sich 1995 mit seiner Tochter Julia trifft und ihr erstmals von seiner Jugendliebe Hanna Schmitz berichtet. Die Rahmenhandlung beginnt in den 1950er Jahren, als der 15-jährige Michael, nach einer Erkrankung, von der älteren Straßenbahnschaffnerin Hanna auf dem Heimweg unterstützt wird. Zwischen den beiden entwickelt sich eine intensive Beziehung, die durch ein besonderes Ritual geprägt ist: Michael liest Hanna vor, ohne zu ahnen, dass sie Analphabetin ist. Diese Liebe wird jedoch auf die Probe gestellt, als Hanna plötzlich verschwindet.
Dauer: | 124 Min. |
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FSK: | ab 12 Jahren |
Jahr: | 2008 |
Regie: | Stephen Daldry |
Produzenten: | Anthony Minghella, Sydney Pollack, Donna Gigliotti |
Hauptdarsteller: | Kate Winslet, Ralph Fiennes, David Kross |
Nebendarsteller: | Lena Olin, Bruno Ganz, Vijessna Ferkic |
Genres: | Drama, Romantik |
Studio: | Mirage Enterprises |
Sprachen: | Deutsch, English |
Jahre später, während seines Jurastudiums, begegnet Michael Hanna wieder – diesmal in einem Gerichtssaal, wo sie als ehemalige KZ-Aufseherin angeklagt wird. Die Enthüllungen im Prozess und Hannas Verhalten werfen viele Fragen auf, insbesondere über Schuld, Verantwortung und Vergebung. Michaels innerer Konflikt, ob er Hannas Analphabetismus offenbaren soll, spiegelt die tiefen moralischen Dilemmata des Films wider. Kann Michael den Mut aufbringen, Hannas Geheimnis preiszugeben, und was bedeutet dies für seine eigene Suche nach Gerechtigkeit und Vergebung?
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
„Der Vorleser„, ein romantisches Drama, erschien 2008 unter der Regie von Stephen Daldry. In der Hauptrolle spielt Kate Winslet die Hanna Schmitz, während Ralph Fiennes den älteren Michael Berg und David Kross den jüngeren Michael Berg verkörpern. Jeanette Hain ist als Brigitte zu sehen, Bruno Ganz als Professor Rohl, Hannah Herzsprung als Julia, Karoline Herfurth als Marthe und Volker Bruch als Dieter Spenz. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Bernhard Schlink und wurde von David Hare adaptiert. Die Produktion übernahmen Anthony Minghella, Sydney Pollack, Donna Gigliotti und Redmond Morris.
Der Film wurde größtenteils in Deutschland gedreht, unter anderem in Berlin, Görlitz und in den MMC Studios Hürth in Köln. Kameramänner waren Chris Menges und Roger Deakins. Drehorte waren auch die Wallfahrtskapelle Maria Schnee in Schönlinde-Schnauhübel und die Buschmühle im Kirnitzschtal. Die Dreharbeiten begannen im September 2007 und endeten im Juli 2008. Der Film, der von Studio Babelsberg und The Weinstein Company produziert wurde, hatte ein Budget von 32 Millionen US-Dollar und erhielt Förderungen von verschiedenen deutschen Filmförderanstalten.
Der Vorleser erhielt zahlreiche Auszeichnungen und wurde für mehrere Oscars nominiert, darunter Beste Regie und Beste Kamera. Kate Winslet gewann den Oscar als Beste Hauptdarstellerin. Der Soundtrack, komponiert von Nico Muhly und Alberto Iglesias, wurde am 14. Januar 2009 veröffentlicht. Der Film spielte weltweit 108,9 Millionen US-Dollar ein und lief in Deutschland am 26. Februar 2009 an. Zwei Produzenten, Minghella und Pollack, verstarben während der Produktion, was die Fertigstellung des Films unter Zeitdruck brachte.
Handlung vom Film „Der Vorleser“
Michael Berg, ein Rechtsanwalt, trifft sich 1995 mit seiner Tochter Julia und besucht das Grab seiner ersten Liebe, Hanna Schmitz. Er erzählt Julia erstmals die ganze Geschichte über ihre Beziehung. Diese begann 1958, als der fünfzehnjährige Michael auf dem Heimweg erkrankte und von der 36-jährigen Straßenbahnschaffnerin Hanna Schmitz geholfen wurde. Drei Monate später, nach seiner Genesung, bedankt sich Michael bei Hanna mit Blumen, und eine Liebesbeziehung entwickelt sich. Hanna versteckt ihren Analphabetismus vor Michael, indem sie ihn vor dem Sex aus Büchern vorlesen lässt. Plötzlich verschwindet Hanna eines Tages.
Im Jahr 1966 nimmt Michael an einem Prozess gegen sechs ehemalige KZ-Aufseherinnen teil, darunter auch Hanna Schmitz. Hanna gibt unverständliche Aussagen zu den Gräueltaten ab. Sie rechtfertigt die Selektion von Häftlingen mit Platzmangel im Lager und den Tod von 300 jüdischen Häftlingen in einer brennenden Kirche mit Angst vor Chaos. Ihre ehemaligen Kolleginnen beschuldigen Hanna, die Hauptverantwortliche zu sein. Sie soll eine Handschriftenprobe abgeben, doch aus Scham gesteht Hanna nicht, dass sie Analphabetin ist und bestätigt stattdessen die Anschuldigungen.
Hannas Schicksal
Michael erkennt Hannas Geheimnis und seine Bedeutung für ihre Handlungen. Er überlegt, das Gericht über ihren Analphabetismus zu informieren, tut es aber nicht, da er glaubt, Hanna hätte das nicht gewollt. Hanna wird zu lebenslanger Haft verurteilt, während die anderen Aufseherinnen kürzere Strafen erhalten. Jahre später, 1976, nimmt Michael Kontakt zu Hanna auf, indem er ihr Tonbandkassetten mit Literaturaufnahmen schickt. Hanna bringt sich selbst das Lesen und Schreiben bei und beginnt, Michael Briefe zu schreiben.
1988 bittet die JVA-Leitung Michael, sich um die bald entlassene Hanna zu kümmern. Michael zögert zunächst, besucht sie dann aber kurz vor ihrer Entlassung. Hanna hat stark gealtert, und Michael verhält sich kühl, teilt ihr jedoch mit, dass er eine Wohnung und Arbeit für sie gefunden hat. Hanna nimmt sich kurz vor ihrer Entlassung das Leben. In ihrem Testament beauftragt sie Michael, ihr erspartes Geld und 7.000 DM an eine Überlebende des Kirchenbrandes, Ilana Mather, zu übergeben. Michael besucht Mather in New York, doch sie zeigt wenig Verständnis für Hanna.
Michael erzählt Mather, dass Hanna Analphabetin war, was diese kaum beeindruckt. Sie lehnt das Geld ab, da es für sie wie eine Absolution wäre. Michael schlägt vor, das Geld an eine jüdische Organisation zur Alphabetisierung zu spenden, was Mather akzeptiert. Sie behält Hannas alte Teedose, da sie als Kind eine ähnliche Dose besaß, die ihr im KZ gestohlen wurde. Schließlich erzählt Michael seiner Tochter Julia die gesamte Geschichte an Hannas Grab.
Filmkritik und Rezension von „Der Vorleser“
Stephen Daldrys Film „Der Vorleser“ beeindruckt durch seine schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Kate Winslet, die die widersprüchliche Figur Hanna Schmitz darstellt. Ihre Darstellung wechselt meisterhaft zwischen Verwundbarkeit und Kälte und verleiht der komplexen Charaktere Tiefe. David Kross und Ralph Fiennes als Michael Berg ergänzen das Ensemble und zeigen die Entwicklung von der unschuldigen ersten Liebe zur bitteren Erkenntnis der Vergangenheit. Trotz starker Einzelleistungen kritisieren einige, dass der Film nicht ganz die emotionale Tiefe des Buches erreicht und die narrative Struktur manchmal verwirrend wirkt.
Die Inszenierung von Daldry wird oft als formal schön, aber emotional distanziert beschrieben. Die Entscheidung, die Geschichte in nicht-chronologischer Reihenfolge zu erzählen, bringt wenig Mehrwert und verwässert die emotionale Wirkung. Das Zusammenspiel zwischen den Zeitebenen lässt die Zuschauer schwerer in die Geschichte eintauchen. Die moralischen Fragen und historischen Kontexte, die im Roman intensiv behandelt werden, verlieren im Film etwas an Schärfe, was zu gemischten Reaktionen führte.
Trotz einiger Schwächen bietet „Der Vorleser“ diskussionswürdige Themen und eindrucksvolle Szenen. Besonders die Darstellung der Holocaust-Überlebenden und der Umgang mit Schuld und Vergebung werfen wichtige Fragen auf. Die visuelle Umsetzung und die musikalische Untermalung unterstützen die dramatische Atmosphäre, auch wenn sie manchmal als zu dominant empfunden wird. Insgesamt bleibt der Film eine sehenswerte Adaption, die durch ihre Darsteller und die grundsätzliche Thematik überzeugt, auch wenn sie nicht alle Erwartungen erfüllen kann.