Die Blumen von gestern (2016) - Handlung, Besetzung und Filmkritik

Die Blumen von gestern“ zeigt das Aufeinandertreffen zweier Menschen mit gegensätzlichen Vergangenheiten. Totila „Toto“ Blumen, Holocaust-Forscher mit familiärer Nazi-Vergangenheit, und Zazie, Nachfahrin von Holocaust-Opfern, sind gezwungen, zusammenzuarbeiten. Der geplante Auschwitz-Kongress bringt Konflikte, Offenbarungen und unerwartete Nähe. Totos innerer Kampf und Zazies Lebensfreude prallen aufeinander, doch gemeinsam erkunden sie neue Perspektiven auf ihre persönliche Geschichte.

Dauer: 125 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Chris Kraus
Produzenten: Danny Kraus, Kathrin Lemme
Hauptdarsteller: Lars Eidinger, Adele Haenel, Jan-Josef Liefers
Nebendarsteller: Hannah Herzsprung,
Genres: Drama, Komödie, Romantik
Studio: Four Minutes Film
Sprachen: Deutsch

Die Reise nach Riga und ihre Begegnungen mit Orten der Vergangenheit verändern beide nachhaltig. Alte Wunden, persönliche Enthüllungen und emotionale Verstrickungen lassen die Grenzen zwischen Pflicht und Gefühl verschwimmen. Wie weit kann Vergebung gehen, und welche Konsequenzen haben geteilte Schicksale?

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Die Blumen von gestern“ ist eine deutsche Tragikomödie von Chris Kraus aus dem Jahr 2016. Der Film mit Lars Eidinger als Totila „Toto“ Blumen und Adèle Haenel als Zazie Lindeau thematisiert die Folgen des Holocaust aus der Perspektive der dritten Generation. Nebenrollen spielen unter anderem Jan Josef Liefers als Balthasar „Balti“ Thomas und Hannah Herzsprung als Hannah Blumen. Die Dreharbeiten fanden zwischen April und Juni 2015 in Berlin, Stuttgart, Wien und Riga statt. Besonders beeindruckend: Szenen aus New York wurden in Berlin inszeniert. Mit 125 Minuten Laufzeit erhielt der Film eine FSK-12-Freigabe.

Der Film gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Tokyo Grand Prix und den WOWOW Viewers’ Choice Award beim Tokyo International Film Festival 2016. Weitere Ehrungen sind der Thomas-Strittmatter-Drehbuchpreis und der Baden-Württembergische Filmpreis. Lars Eidinger wurde für seine Leistung mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Spotlight Award des Berlin & Beyond Film Festivals. Obwohl der Film 2017 bei den Deutschen Filmpreisen acht Nominierungen erhielt, ging er leer aus.

Die Handlung basiert auf den persönlichen Recherchen des Regisseurs zu seiner Familiengeschichte, die das Thema Holocaust prägen. Produziert wurde der Film von Danny Krausz und Kathrin Lemme, mit Musik von Annette Focks und Kameraarbeit von Sonja Rom. Bis heute verzeichnet der Film rund 140.000 Kinobesucher in Deutschland.

Handlung vom Film „Die Blumen von gestern“

Totila „Toto“ Blumen, Enkel eines SS-Offiziers, forscht zu Holocaust-Verbrechen in Ludwigsburg. Er organisiert einen internationalen Auschwitz-Kongress, kämpft aber gegen die kommerzielle Ausrichtung des Events. Als sein Chef, Balthasar Thomas, ihn herabstuft, eskaliert die Situation. Ein Streit führt zum Tod eines Holocaust-Überlebenden und bedeutenden Institutsleiters. Diese Tragödie verschärft Totos berufliche und persönliche Krise. Gleichzeitig wird ihm Zazie, eine französische Praktikantin, zugeteilt. Ihre jüdische Familiengeschichte steht im Kontrast zu Totos belastender Herkunft. Anfangs skeptisch, erkennt Toto langsam die Bedeutung von Zazies Einblicken. Ihre gemeinsamen Recherchen und familiären Parallelen schaffen erste emotionale Brücken.

Zazies psychische Belastungen und die Erinnerung an ihre ermordete Großmutter prägen die Beziehung. Eine gemeinsame Reise nach Wien, um den Auschwitz-Kongress zu retten, scheitert. Der Holocaust-Überlebende, den sie treffen wollen, ist verstorben. Trotz dieser Enttäuschung finden Toto und Zazie durch ihre Recherchen in Wien näher zueinander. Eine angespannte Nacht endet mit einem Kuss, und Zazie offenbart weitere familiäre Geheimnisse. Ihre emotionale Offenheit berührt Toto tief. Als Zazie später einen Suizidversuch unternimmt, rettet Toto sie im letzten Moment. Diese extreme Situation schweißt sie zusammen. Sie beschließen, ihre Forschungen nach Riga auszuweiten, um weitere Spuren ihrer Familien zu entdecken.

Begegnungen mit der Vergangenheit

In Riga stoßen Toto und Zazie auf emotionale Wahrheiten über ihre Großeltern. Der Besuch historischer Orte und Massengräber führt zu intensiven Gesprächen über Schuld und Verlust. Ihre Verbindung vertieft sich weiter, und sie verbringen die Nacht miteinander. Überraschenderweise lösen sich Totos Potenzprobleme, und Zazie behauptet, schwanger zu sein. Diese Vorstellung gibt Toto neue Lebensfreude und weckt Hoffnungen auf eine Zukunft mit Zazie. Er ist bereit, Frau und Adoptivtochter zu verlassen. Doch die Vergangenheit holt sie ein. Zazie erfährt von Totos rechtsextremer Jugend und seiner Verbindung zu seinem Neonazi-Bruder. Enttäuscht und verletzt beendet sie die Beziehung.

Die Trennung trifft Toto schwer. Zazie erklärt ihm, dass ihre vermeintliche Schwangerschaft nur eine Illusion war. Totos Traum von einer neuen Familie zerbricht endgültig. Die Konfrontation mit seiner eigenen Vergangenheit belastet ihn zusätzlich. Er kehrt zurück in sein altes Leben und sucht nach einem neuen Sinn. Zazie hingegen verfolgt ihren Weg alleine weiter. Der Film zeigt, wie tiefgreifend die Vergangenheit Beziehungen und Identitäten prägt. Für beide bleibt die Verarbeitung der familiären Geschichte eine dauerhafte Herausforderung. Trotz aller Bemühungen können sie die Schwere ihrer Erbschaft nicht ablegen.

Fünf Jahre später begegnen sich Toto und Zazie zufällig in New York. Toto bemerkt ein Kind an ihrer Seite, dessen Name auf eine mögliche Verbindung hindeutet. Diese Erkenntnis weckt erneut Hoffnungen, bleibt jedoch ungewiss. Der Film endet mit offenen Fragen. Die Begegnung spiegelt sowohl die bleibende Präsenz der Vergangenheit als auch die Hoffnung auf Veränderung wider. Totos Versuch, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, bleibt unvollendet. Zazie geht ihren eigenen Weg, während die Auswirkungen ihrer gemeinsamen Reise weiterhin nachklingen.

Filmkritik und Rezension von „Die Blumen von gestern“

Die Blumen von gestern“ von Chris Kraus wagt das Ungewöhnliche: eine Komödie über Holocaust-Forscher. Lars Eidinger verkörpert Totila Blumen, einen verbissenen Historiker, der mit seiner Herkunft und Karriere hadert. Adèle Haenel spielt Zazie, eine unkonventionelle Französin mit familiären Verbindungen zum Holocaust. Ihre Begegnung führt zu einer turbulenten Beziehung, die sowohl humorvolle als auch tiefgründige Momente bietet.

Kraus gelingt es, das schwere Thema mit einer Leichtigkeit zu behandeln, die überrascht. Der Film balanciert geschickt zwischen Komik und Tragik, ohne den Respekt vor der Geschichte zu verlieren. Die Dialoge sind pointiert und erinnern in ihrer Brillanz an Woody Allen. Die Chemie zwischen Eidinger und Haenel verleiht dem Film eine besondere Dynamik.

Allerdings wirkt der Film stellenweise überfrachtet. Nebenhandlungen, wie die Eheprobleme von Totila, werden nur oberflächlich behandelt. Dennoch überzeugt „Die Blumen von gestern“ durch seine mutige Herangehensweise und die herausragenden schauspielerischen Leistungen. Er bietet eine erfrischende Perspektive auf ein sensibles Thema.

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