Die dritte Generation (1979) - Handlung, Besetzung und Filmkritik

Rainer Werner Fassbinders Film „Die dritte Generation“ porträtiert eine Gruppe von vermeintlichen Terroristen in West-Berlin, die sich aus Langeweile und Frustration gegen das Establishment auflehnen. Der Film beginnt mit einem Blick auf die unterschiedlichen Hintergründe der Gruppenmitglieder, darunter ein Verkäufer, eine Geschichtslehrerin und eine Bankdirektorin. Diese heterogene Gruppe plant verschiedene kriminelle Aktivitäten, die schnell außer Kontrolle geraten und zu ernsten Konsequenzen führen.

Dauer: 105 Min.
FSK: ab 16 Jahren
Jahr:
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Produzenten: Rainer Werner Fassbinder
Hauptdarsteller: Harry Baer, Hark Bohm, Margit Carstensen
Nebendarsteller: Vitus Zeplichal, Udo Kier, Margit Carstensen
Genre: Komödie
Studio: Studiocanal
Sprachen: Deutsch, English

Die internen Konflikte und das Misstrauen unter den Mitgliedern nehmen zu, was ihre Operationen immer chaotischer macht. Fassbinder kritisiert in seinem Werk sowohl die Mittel als auch die Motive der Gruppe. Er zeigt, wie leicht solche Bewegungen manipuliert und für fremde Zwecke missbraucht werden können. Werden die Mitglieder der dritten Generation ihre eigenen Ideale erkennen und die wahren Drahtzieher entlarven können?

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Die dritte Generation“ ist eine schwarze Komödie aus dem Jahr 1979 unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder, der auch das Drehbuch schrieb und die Kamera führte. Produziert wurde der Film von Tango-Film mit einem geschätzten Budget von 800.000 DEM. Die Musik stammt von Peer Raben und den Schnitt übernahm Juliane Lorenz. Der Film wurde in Berlin von November 1978 bis Januar 1979 gedreht.

In den Hauptrollen sind Volker Spengler als August Brem, Bulle Ogier als Hilde Krieger, Hanna Schygulla als Susanne Gast und Harry Baer als Rudolf Mann zu sehen. Vitus Zeplichal verkörpert Bernhard von Stein, während Udo Kier die Rolle des Edgar Gast übernimmt und Margit Carstensen als Petra Vielhaber auftritt. „Die dritte Generation“ feierte ihre Premiere in Cannes und wurde im September 1979 in Westdeutschland veröffentlicht, stieß jedoch auf wenig Begeisterung.

Der Film dauert 105 Minuten und hat eine Altersfreigabe ab 16 Jahren (FSK 16). Nach Fassbinders Erfolg mit „Die Ehe der Maria Braun“ entstand „Die dritte Generation“ als nächstes Projekt und thematisiert die komplexen Verbindungen zwischen Politik und persönlichem Handeln in einer zunehmend zerrissenen Gesellschaft.

Inhalt und Handlung vom Film „Die dritte Generation“

West-Berlin im Winter 1978/79: Die RAF-Terroristen der dritten Generation sind eine Gruppe gelangweilter junger Leute aus verschiedenen Verhältnissen. Rudolf Mann arbeitet als Verkäufer in einem Musikgeschäft, Petra Vielhaber ist die Ehefrau eines Bankdirektors. Edgar Gast, ein selbsternannter Komponist, lebt mit seiner Familie bei seinen Eltern. Sein Vater ist Polizeikommissar Gerhard Gast. Die Gruppe wird ergänzt durch die Geschichtslehrerin Hilde Krieger und Susanne Gast, Edgars Frau und Sekretärin eines amerikanischen Computerkonzerns. Weitere Mitglieder sind der in Afrika ausgebildete Terrorist Paul und die entlassenen Bundeswehrsoldaten Franz Walsch und Bernhard von Stein.

Die Aktionen der Dritten Generation finden in West-Berlin statt. Drei Mitglieder stehlen Pässe aus einem Einwohnermeldeamt. Die Gruppe erleidet einen Rückschlag, als Paul von einem Killerkommando der Polizei unter Kommissar Gast in einem Lokal erschossen wird. Sie gehen daraufhin in den Untergrund. Ihre frühere Wohnung wird von Kommissar Gast durchsucht, doch er findet nur den verwirrten Bernhard. Verkleidet und mit neuen Identitäten überfallen die Mitglieder eine Bank. Petra erschießt ihren Ehemann Hans Vielhaber und wird später von der Polizei im Rathaus Schöneberg erschossen, als sie einen Sprengsatz platzieren will.

Die letzten Aktionen der Gruppe

Bernhard hatte heimlich ein Treffen zwischen P. J. Lurz und August Brem beobachtet. Kurz darauf wird Franz von der Polizei am Grab seiner heroinabhängigen Freundin erschossen. Bernhard konfrontiert Kommissar Gast und enthüllt, dass er August Brem als Verräter erkannt hat. Doch diese Erkenntnis kostet ihn sein Leben: Gast wirft Bernhard über das Treppengeländer. Brem lässt sich sein Doppelspiel von dem US-amerikanischen Unternehmer Peter Lurz bezahlen, der seine Fahndungscomputer in der BRD verkaufen will und daher die Terroranschläge unterstützt.

Brem und Kommissar Gast haben die revolutionäre Zelle gegründet, um die Behörden der BRD zum Kauf neuer Computer zu drängen. Sie entführen den US-Unternehmer Lurz, der von der Absprache Bescheid weiß. Die verbleibenden Mitglieder der Gruppe drehen ein Bekennervideo. In diesem wendet sich der Computervertreter als Geisel an die Öffentlichkeit und gibt bekannt, dass er im Namen und zum Wohle des Volkes gefangen gehalten wird.

Die dritte Generation zeigt die Verstrickungen von Politik und Terrorismus in West-Berlin. Die Mitglieder der Gruppe kommen aus verschiedenen sozialen Schichten und verfolgen verschiedene Ziele. Ihre Aktionen enden oft in Gewalt und Tod, was die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen unterstreicht. Der Film thematisiert die Manipulation der Gruppe durch höhere Mächte, die ihre eigenen Interessen verfolgen.

Filmkritik und Rezension von „Die dritte Generation“

Rainer Werner Fassbinders „Die dritte Generation“ stellt eine Gruppe bürgerlicher Aktivisten dar, die sich als Terroristen stilisieren, jedoch ohne echte politische Motivation agieren. Der Film zeigt, wie diese selbsternannten Radikalen unwissentlich den Interessen der Kapitalisten dienen, indem sie Terrorismus nutzen, um Repressionen zu rechtfertigen und ihre eigenen Interessen zu schützen​. Fassbinders Film bietet eine satirische, chaotische und düstere Komödie über die Absurdität des urbanen Guerillakriegs.

Die Handlung konzentriert sich auf eine ineffektive Terrorzelle, die ihre Aktionen in West-Berlin durchführt. Der Film beginnt mit kleineren kriminellen Aktivitäten und eskaliert zu einem Banküberfall, bei dem Petra Vielhaber ihren eigenen Ehemann erschießt. Spannungen und Misstrauen innerhalb der Gruppe nehmen zu, als Mitglieder ermordet werden. Die chaotische und absurde Natur der Gruppe wird durch ihren Mangel an klaren Zielen und ihre unorganisierten Aktionen verstärkt​.

Schließlich enthüllt der Film die Manipulation der Terroristen durch höhere Mächte, insbesondere durch den US-amerikanischen Unternehmer Peter Lurz, der die Terroranschläge unterstützt, um den Verkauf seiner Computer in der BRD zu fördern. Fassbinder kritisiert sowohl die terroristischen Methoden als auch die kapitalistischen Kräfte, die diese ausnutzen. „Die dritte Generation“ bleibt eine scharfsinnige und vielschichtige Satire auf die politische und soziale Landschaft des späten 20. Jahrhunderts in Deutschland​.

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