Drecksau (2013) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
Im Film „Drecksau“ soll Bruce Robertson, Inspector bei der Polizei von Edinburgh und Anwärter auf den Chief Inspector Posten, den Mord an einem asiatischen Austauschstudenten aufklären. In verstörenden Bildern werden die Straßen der Stadt, seine Einwohner und vor allem die zentrale Figur in den unterschiedlichsten Suchtexzessen gezeigt.
Dauer: | 93 Min. |
---|---|
FSK: | ab 16 Jahren |
Jahr: | 2013 |
Regie: | Jon S. Baird |
Produzenten: | Jon S. Baird, Christian Angermayer, Mark Amin, Will Clarke |
Hauptdarsteller: | James McAvoy, Jamie Bell |
Nebendarsteller: | Imogen Poots, Eddie Marsan, Jim Broadbent |
Genres: | Komödie, Krimi |
Studio: | Ascot Elite Home Entertainment GmbH |
Sprachen: | Deutsch, Englisch |
Robertson hat die Beförderung so gut wie in der Tasche, als ihm sein Vorgesetzter die Leitung im Mordfall als Interims-Chief-Inspector überträgt und ihn überdies bittet die obszönen Anrufe bei der Frau eines Ihrer Freimaurer Logenbrüder aufzuklären. Robertson selber sämtlichen Süchten verfallen rutscht bei seinem Intrigenspiel gegen seine Kollegen und seinen angeblich-besten Freund aber immer tiefer in den Sumpf seiner eigenen Wahrnehmung und Vergangenheit.
Regie, Drehorte und Besetzung von „Drecksau“
Regisseur und Drehbuchautor Jon S. Baird gelingt mit seiner „Drecksau“ Adaption, des wohl extremsten Werkes von Irvine Welsh, ein irritierender Blick in menschliche Abgründe. Die Kameraführung von Matthew Jensen unterstützt dies bedrückende Szenario. Untermalt von der Musikauswahl von Clint Mansell ein dunkles Werk geistigen Zerfalls.
James McAvoy als bipolar gestörter Bruce Robertson, mit einem Hang alle seine Gelüste sofort auszuleben, unterstreicht in seiner Darstellung diese schwarzen Tiefen menschlicher Seelen und liefert wie schon im Film „Wanted“ eine Bestleistung ab. Als einfühlsame Kollegin Amanda Drummond brilliert Imogen Poots, kommt aber an den schwer gestörten Bruce nicht wirklich heran.
Robertsons wichtigster Gegenkandidat um den begehrten Posten ist der junge Polizist Ray Lennox gespielt von Jamie Bell. Eddie Marsan als Freund und Logenbruder Clifford Baines wird von Bruce nach Strich und Faden verarscht, ausgenommen und vor allem gemeinst hintergangen. Shirley Henderson als seine unglückliche Frau Bunty scheint ihre obszönen Anrufe, ebenso als Werkzeug gegen ihn zu verwenden. Einzig Mary, dargestellt von Joanne Froggatt, kann Bruce in die Wirklichkeit zwingen und erweckt die Hoffnung auf ein neues, normales Leben.
Inhalt und Handlung vom Film „Drecksau“
Die Erzählungen von Carole Robertson, der Ehefrau des Hauptprotagonisten, und ein Mordfall an einem asiatischen Studenten, bringen den Zuschauer auch schon Mitten hinein in Wahnsinn und den Versuch, an der Realität festzuhalten.
Carole erzählt im Laufe des Film „Drecksau“ immer wieder, wie wichtig es ist für die Familie Robertson, dass Vater Bruce zum Chief Inspector befördert wird. Sie verspricht ihm dadurch nicht nur die heile Familienwelt, sondern auch sexuelle Erfüllung. Gerade diesen Sex sucht Inspector Bruce Robertson auch im Dienst. Da kann es vorkommen, dass minderjährige Zeuginnen zum Oralsex gezwungen werden und Kolleginnen auf der Weihnachtsfeier vernascht. Wobei sich hier die volltrunkene Sekretärin den übergroßen Schwanz aus der Fotokopie gewünscht hätte, als das Versagen von Drecksau Bruce.
Falsche Prioritäten
Überhaupt verbringt Inspector Robertson seine Zeit lieber mit den Kollegen im Bordell, in den Bars und beim Schnupfen von weißem Gold, als er in die Aufklärung des Mordfalles steckt. Dabei wäre dies doch sein Sprungbrett in eine neue Zukunft. Er versucht eher die Beförderung anhand von Intrigenspielen gegen seine Kollegen zu ergattern. So kann er sich nahezu beruhigt mit seinem Freund Blades aufmachen, das Nachtleben auch in Hamburg zu erforschen.
Während Robertson, in seine Gedanken um Machtspielchen und den nächsten Sex mit der Frau seines Kollegen, die Royale Mile in Edinburgh entlang läuft, ruft eine Frau um Hilfe. Hier zeigt er endlich auch ein menschliches Gesicht und versucht doch tatsächlich den verunglückten Gatten von Mary wiederzubeleben. Der Versuch misslingt. Bruce scheint sein Eingreifen auch gleich zu bedauern.
Stimmen im Kopf
Immer tiefer rutscht er nach seinem Wochenende in Hamburg in sein eigenes Netz aus gelebter Perversion und Befriedigung von Sucht mit allen Mitteln. So wird ihm die Leitung der Ermittlung nicht mehr rückübertragen und die Aufklärung der Anrufe bei Bunty ziehen sich, nach Meinung seines Chefs zu lang.
Unter Druck gesetzt halluziniert Bruce mehr und mehr vor sich hin. In diesen Bildern wird dem Zuschauer letztlich erklärt, dass er vermeintlich Schuld am Tod seines Bruders war und seine Frau in längst verlassen hat. Die Stimme in seinem Kopf, ein aggressiv-schadenfroher Psychotherapeut, treibt ihn immer weiter auf den Abgrund zu. Lichtblicke gibt es einzig beim Versuch seiner Kollegin und Konkurrentin Amanda, ihn doch noch zu einer Aussprache und einem Bekenntnis zu bewegen, sowie bei Treffen mit Mary, welche sich für die Hilfe bei Bruce mit einem selbst gestrickten Weihnachtsgeschenk bedankt.
Letztendlich erliegt Bruce seiner eigenen gespaltenen Persönlichkeit und wird in den Kleidern seiner Frau aufgegriffen. Der Suspendierung entgeht er nur, weil er trotz Schlägerei und Blessuren den Mörder des Studenten erledigt hat. Sein Ruf und seine Karriere sind damit beendet und Bruce gesteht sich ein, dass seine Familie unwiederbringlich verloren ist. In der Unform des gewöhnlichen Streifenpolizisten erhängt er sich im Eingang seiner Wohnung. Nicht ohne sich zuvor per Videobotschaft bei seinem Freund Bladesey für seine Schandtaten zu entschuldigen.
Filmkritik und Rezension von „Drecksau“
James McAvoy überzeugt, wider Erwarten einiger Kritiker, in der Darstellung von Bruce Robertson und seiner Wandlung. Auch wenn er manche erst gegen Ende des Film „Drecksau“ bei seinem Versuch zur Läuterung so richtig begeistert. Gut aussehend wie McAvoy nun mal ist, will man ihm die Drecksau erst gar nicht so richtig abkaufen und sitzt fassungslos vor dem Bildschirm. Wie überhaupt die gesamte Riege der Schauspieler verstörend gut in Ihre Figuren eintauchen.
Viel Lob für seine Arbeit erhält vor allem Regisseur und Drehbuchautor Jon S. Baird. Als Neuling gleich ein Werk von Irvine Welsh zu Versuchen beweist ein gutes Stück Mut. Galten dessen Romane mit einem Hang zu exzentrischer Sprache und Bildgewalt doch eher als nicht verfilmbar. Einzig Trainspotting, vor mittlerweile 20 Jahren verfilmt, konnte die Kritiker mit seinen Bildexzessen einfangen.
Generell waren britische und amerikanische Bewerter freundlicher in Ihren Worten, denn die zentraleuropäischen Kollegen. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass die schmutzige Sprache in den Übersetzungen nur mit äußerster Mühe angepasst werden kann.