Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra (2008) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
„Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“ zeigt das Leben im Schatten der kriminellen Organisation in Neapel. Der Film entfaltet fünf miteinander verflochtene Geschichten, die tief in die Machenschaften der Camorra eintauchen. Menschen wie der junge Totò, der zunächst unbedarft in die Welt der Gangs hineingezogen wird, und Don Ciro, der als Mittelsmann ständig zwischen den Fronten steht, erleben die bittere Realität des Verbrechens. Matteo Garrone führt uns mit ungeschönter Klarheit an die Orte, die von Armut und Gewalt geprägt sind, und zeigt, wie alltäglich die Bedrohung ist.
Dauer: | 135 Min. |
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FSK: | ab 16 Jahren |
Jahr: | 2008 |
Regie: | Matteo Garrone |
Produzenten: | Domenico Procacci |
Hauptdarsteller: | Salvatore Abruzzese, Simone Sacchettino, Salvatore Ruocco |
Nebendarsteller: | Vincenzo Fabricino, Gaetano Altamura, Italo Renda |
Genres: | Action & Abenteuer, Drama |
Studio: | Prokino |
Sprachen: | Deutsch, English |
Jeder Protagonist steht vor schweren Entscheidungen, die das Leben in den Gangs diktiert. Ob durch die schmutzige Arbeit im Abfallgeschäft oder den Versuch, eine eigene Gang zu führen – niemand bleibt unberührt. Totò, Don Ciro und andere Charaktere bewegen sich in einem gefährlichen Spannungsfeld, das ihnen keine Sicherheit gibt. Kann in dieser Welt überhaupt jemand seiner eigenen Vergangenheit entkommen, oder bleibt die Camorra allgegenwärtig?
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
„Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“ ist ein italienischer Kriminalfilm von Matteo Garrone aus dem Jahr 2008, basierend auf Roberto Savianos Buch. Der Film porträtiert die Machtstrukturen der Camorra in Neapel und wurde authentisch an Originalschauplätzen wie dem berüchtigten Vorort Scampia gedreht. In der Besetzung brillieren Salvatore Abruzzese als Totò, Gianfelice Imparato als Don Ciro und Toni Servillo als Franco, während die Dreharbeiten unter dem Decknamen „Sei storie brevi“ stattfanden, um das Projekt vor möglichen Einmischungen der Camorra zu schützen.
Die Jury in Cannes ehrte den Film mit dem Großen Preis, und Garrone gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter den David di Donatello für den besten italienischen Film und den „Premio Palmi 2008“ für Regie. Die europäische Filmindustrie würdigte „Gomorrha“ ebenfalls, indem der Film alle seine fünf Nominierungen beim Europäischen Filmpreis 2008 in Siege umwandelte. Der Film erhielt die Preise für den besten europäischen Film, Regie, Drehbuch, Kamera und Hauptdarsteller (Toni Servillo).
Mit einer FSK-16-Freigabe und einer Laufzeit von 135 Minuten zog der Film auch kommerziell eine beachtliche Resonanz nach sich. In Italien spielte er €10,2 Millionen ein, und weltweit beliefen sich die Einnahmen auf insgesamt $36,5 Millionen.
Handlung vom Film „Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“
„Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“ erzählt fünf Geschichten, die sich um das Leben inmitten der Camorra in Neapel drehen. Der Film beginnt mit einem brutalen Mord in einem Solarium, der die Spannungen zwischen den Di Lauro-Clan und abtrünnigen Gruppen, den sogenannten Scissionisti, entfacht. Don Ciro, ein schüchterner Mittelsmann, verteilt Gelder an die Familien von inhaftierten Clanmitgliedern. Als die Gewalt eskaliert, gerät auch er in Lebensgefahr. Ciro versucht, zu den Gegnern überzulaufen, doch sein Vorschlag wird abgelehnt. Stattdessen wird er gezwungen, alte Verbündete zu verraten, was ihn in eine ausweglose Lage bringt.
Der junge Totò, ein 13-jähriger Kurierjunge, gerät ebenfalls in den Sog der Gewalt. Durch eine zufällige Begegnung mit der örtlichen Gang wird er in deren Reihen aufgenommen. Seine Initiation ist brutal und verlangt von ihm Mutproben. Als der Krieg zwischen den Clans härter wird, wird Totò in die Intrigen der Gruppe hineingezogen. Er wird gezwungen, die Mutter eines befreundeten Jungen in einen Hinterhalt zu locken. Obwohl Totò anfangs naiv und unbedarft wirkt, lässt ihn diese Erfahrung die Härte und Brutalität der Unterwelt schmerzhaft erfahren.
Der tödliche Weg von Marco und Ciro
Roberto, ein Hochschulabsolvent, arbeitet in der Entsorgungsbranche und sieht sich mit moralischen Konflikten konfrontiert. Sein Chef Franco entsorgt giftige Abfälle illegal, was Roberto zunehmend verabscheut. Bei einem Vorfall wird ein Arbeiter verletzt, aber Franco verweigert Hilfe und stellt stattdessen junge Fahrer ein, um den Transport fortzusetzen. Roberto wird klar, wie tief er in das toxische Geschäft verwickelt ist, und entscheidet sich schließlich, seine Arbeit aufzugeben. Die letzte Szene zeigt ihn, wie er allein durch die karge Landschaft geht, nachdem er sein Gewissen nicht länger ignorieren kann.
Der Schneider Pasquale verdient sein Geld, indem er heimlich chinesische Arbeiter schult, die Konkurrenz zu den Camorra-kontrollierten Fabriken darstellen. Aus Angst vor Entdeckung wird er im Kofferraum transportiert, doch seine Tätigkeit bleibt nicht unbemerkt. Ein Attentat auf ihn und seine chinesischen Kollegen hinterlässt tiefe Narben, doch Pasquale überlebt. Jahre später sieht er Scarlett Johansson im Fernsehen, die eines seiner Kleider trägt. Ein ironisches Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, als er erkennt, dass sein Talent zwar international gewürdigt wird, aber ihm selbst keinen Ausweg aus der Gewaltspirale bietet.
Die jungen Möchtegern-Gangster Marco und Ciro, von Hollywood-Gangstern inspiriert, wagen eigenmächtige Überfälle und stehlen Waffen. Doch ihr sorgloses Verhalten erregt die Aufmerksamkeit der mächtigen Clans, die sie schließlich zur Rückgabe der Waffen zwingen. Trotz der Warnungen bleiben sie unbelehrbar und nehmen einen Mordauftrag an, der jedoch in eine tödliche Falle führt. Am Ende werden sie von den wahren Camorra-Mitgliedern getötet, was zeigt, dass in dieser Welt keine Narren geduldet werden.
Filmkritik und Rezension von „Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“
„Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“ beeindruckt durch seine kompromisslose Darstellung des Alltags in Neapels kriminellen Netzwerken. Regisseur Matteo Garrone zeigt die Strukturen der Camorra ohne jegliche Verklärung und taucht tief in die gefährlichen Straßen und Viertel der Stadt ein. Die teils dokumentarische Kameraführung schafft eine beklemmende Nähe zu den Figuren, deren Leben von Gewalt, Angst und Kontrolle geprägt sind. Garrone lässt seine Figuren kaum moralische Fluchtwege, was die düstere Atmosphäre verstärkt und eine kritische Distanz zu ihrer Lebensweise wahrt.
Der Film verwebt geschickt mehrere Handlungsstränge, die unterschiedliche Perspektiven auf das organisierte Verbrechen bieten. So erleben wir die Machtlosigkeit eines mittellosen Jungen, den Überlebenskampf eines Schneiders und die moralischen Konflikte eines jungen Akademikers. Diese vielfältigen Einblicke verdeutlichen, wie tief die Camorra im sozialen Gefüge verwurzelt ist und wie sie das Leben der Menschen zerstört. Die schonungslose Erzählweise zeigt auf, dass niemand hier wirklich sicher ist.
Garrones Entscheidung, auf echte Drehorte und Laien-Darsteller zu setzen, verleiht „Gomorrha“ eine fast schmerzhafte Authentizität. Der Film besticht durch seine mutige Inszenierung und eine kraftvolle Botschaft gegen Gewalt und Korruption. Hier geht es nicht um Helden oder Schurken, sondern um Menschen, die versuchen, in einem zerrütteten System zu überleben.