Osama (2003) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
„Osama“ beschreibt, als Autorenfilm, die Lebensbedingungen von Frauen in Afghanistan vor dem Jahre 2002. Es ist der erste lange Spielfilm, welcher nach der Beendigung der Taliban-Herrschaft, in dem Land gedreht wurde. Alle Darsteller sind Laien. Der Film schaffte es am 15. Januar 2004 in die deutschen Kinos.
Dauer: | 79 Min. |
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FSK: | ab 12 Jahren |
Jahr: | 2003 |
Regie: | Siddiq Barmak |
Produzenten: | Siddiq Barmak, Julia Fraser, Julie LeBrocquy, Mohsen Makhmalbaf, Makoto Ueda |
Hauptdarsteller: | Mohmmad Nadre Khwaja, Mohmmad Arif Herati, Marina Golbahari |
Nebendarsteller: | Arif Herati, Zubaida Sahar, Mohamad Nader Khadjeh |
Genre: | Drama |
Studio: | Universum Film |
Sprachen: | Deutsch, Englisch |
Während den Filmfestspielen in Cannes erhielt er Standing Ovation. Bei der Preisverleihung erklärte der Regisseur, dass der Dreh für die Geduld der Afghanen gilt, die immer wieder so viel Leid erfahren haben. Abgesehen von der besonderen Erwähnung der Goldenen-Kamera-Jury konnte „Osama“ noch vier weitere Auszeichnungen im Jahre 2003 und eine im Jahr 2004 abkassieren.
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
Siddiq Barmak schuf als Regisseur und Drehbuchautor einen tollen Film, mit einer Länge von 83 Minuten, über das Leben der Frauen in Afghanistan. Das Produkt „Osama“ ist für alle ab zwölf Jahren sehenswert. Die Produktion war ein Projekt von vielen Händen. Es arbeiten Siddiq Barmak, Julie LeBrocquy, Julia Fraser, Mohsen Makhmalbaf und Makoto Ueda mit. Die meisten der Produzenten sind relativ unbekannt. Nur Mohsen Makhmalbāf ist ein bekannter iranischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Er wurde im Mai 1957 in Teheran geboren. Vielfach konnte er mit seinem Dreh internationale Filmpreise erzielen. Die Musik von „Osama“ stammt von Mohammad Reza Darvishi. Ebrahim Ghafori hatte die Kameraführung inne und im Schnitt arbeite der Regisseur wieder selbst.
Rollenverteilung: Marina Golbahari spielt die junge Osama. Als Hauptfigur dient ein junges Mädchen. Dies ist ganz typisch für viele durch Zensur reglementierte Kulturen. Arif Herati bringt Espandi auf die Leinwand. Die Mutter wird durch Zubaida Sahar gezeigt.
Inhalt und Handlung vom Film „Osama“
Die ersten Bilder zeigen eine Frauendemonstration in Kabul. Die Kameraführung erinnert an die Sicht eines Außenstehenden. Das Geschehen spielt in etwa um das Jahr 1998. Die Demonstranten werden mit Waffengewalt an ihren Protesten gehindert.
Nachdem die Taliban die Macht übernommen haben, ist es für Frauen unmöglich geworden Geld zu verdienen. Tausende Witwen stehen vor argen Problemen, so existiert fast keine religiöse oder gesellschaftliche Möglichkeit eines Broterwerbs. Die Herrscher erlauben Frauen nämlich nicht ohne männliche Begleitung eines Verwandten, das Haus zu verlassen. Dadurch wird eine Berufstätigkeit fast unmöglich. Dazu kommt, dass die Kleiderordnung und andere rigide Bekleidungsvorschriften durch Gewalt eingehalten werden müssen.
Die Mutter der Hauptdarstellerin steht vor genau diesem Problem. Sie ist eigentlich gelernte Krankenschwester, aber kann wegen dieses Systems, ihren Job nicht mehr ausüben. Sie muss aber finanziell für sich und ihre Tochter arbeiten. Eines Tage hat die Großmutter eine zündende Idee. Die Tochter wird als Sohn verkleidet. Daraus ergeben sich zwei Vorteile: Mama bekommt eine männliche Begleitung und kann wieder arbeiten gehen. Der neue Sohn darf auch alleine ein wenig arbeiten und kann somit zusätzliches Geld verdienen. Ein neuer Name wird dem Mädel ebenfalls gegeben – Osama. Nach den Terroranschlägen im September 2001 ist der Name bei vielen, gerade im Westen, mit Terrorismus verbunden.
Ein mutiges Mädchen in der Männerwelt der Taliban
Die Mama startet wieder mit Hausbesuchen bei Patienten. Für Osama findet die Mutter eine Arbeit. Sie bittet einen alten Freund ihres gefallenen Mannes, ihn zu beschäftigen und mit Lebensmitteln zu bezahlen. Der väterliche Freund, Milchverkäufer, ist sehr nett und gibt dem verkleideten Mädchen auch eine gute Einweisung in die Verhaltensregeln der Männerwelt. Osama wird von dem Milchverkäufer in die Moschee eingeführt und zeigt ihm die Rituale, die einzuhalten sind. Der vermeintliche Junge kennt sich mit den exakten Schritten nicht so gut aus und wird bald argwöhnisch beäugt. Allerdings bringt diese Verkleidung auch Probleme mit sich. In dem Laden wird der Junge von Taliban-Anhängern entdeckt. Diese zwangsrekrutieren ihn in eine Koranschule. In der Schule soll Osama natürlich auch an der Waffe ausgebildet werden und später als Talib kämpfen.
Die eigentliche Tochter schlägt sich wacker durch die Männerwelt, aber muss sich durch viele Probleme beißen. Ein Junge, der das Mädchen erkennt, hilft ihr. Allerdings kann er ihr nicht überall helfen. Die Situation der Entlarvung folgt. Osama wird während einer Hammam-Stunde von einem Mullah belehrt, wie die Reinheitswaschung des männlichen Geschlechtsteils zu verlaufen hat. Da wird klar, dass Osama in Wirklichkeit ein Mädchen ist.
Für dieses Vergehen wartet auf das Mädchen die Todesstrafe, doch ein religiöser Richter sieht ein anderes Urteil vor. Er verheiratet sie in einer Massenszene mit einem alten Mullah. Er nimmt sie daraufhin mit zu sich nach Hause und hält sie als Haussklavin. Der Weg in die Öffentlichkeit ist nun nicht mehr möglich.
Filmkritik und Rezension von „Osama“
Die gesamte Story im Film „Osama“ ist eine sehr gewagte Konstruktion. An manchen Stellen ähnelt es einem Märchen. Der Regisseur versteht aber sein Handwerk. Poetische Momente werden geschickt in den dokumentarischen Stil eingelassen. Die Bildgestaltung und die Dramaturgie sind einwandfrei. Der Ablauf und Aufbau sind stark vom westlichen Charakter geprägt. Der Blick auf die herrschende Macht bleibt eingeschränkt. „Osama“ liefert einen erschreckenden Einblick auf eine Gesellschaft, die geprägt wurde von Krieg und Fanatismus.
Die Hauptperson war ein armes bettelndes Mädchen. Der Regisseur Siddiq Barmak lernte sie genauso kennen. Sie hat die Taliban überlebt und erlebt. Genau deswegen ist ihr starkes Schauspiel sehr ergreifend, denn die Verzweiflung und die Angst sind echt. Aber jeder Zuschauer sollte bedenken, dass Kabul nicht Afghanistan ist, auch wenn die Stadtbevölkerung als weltoffen gilt. Marina Golbahari floh nach der Premiere aus ihrem Land, weil ihr Todesdrohungen entgegenkamen. Der Grund: Ohne Schleier ließ sie sich auf dem Filmfestival fotografieren.
„Osama“ hilft, über den Tellerrand zu blicken und die perfekte eigene Welt kurz hinter sich zu lassen, ohne mit dem Zeigefinger auf alle Welt zu zeigen.