Einheit und Freiheit » das Bündnis gegen Einheits-Jubiläum
Das Jahr 2009 brachte bisher nicht nur gute Nachrichten, was natürlich auch eine Folge der im 2008 begonnenen Finanzkrise ist. Aber auch genau deshalb sind nicht alle gut auf die Feierlichkeiten zu sprechen, die für dieses Jahr anstehen. Gleich zwei Jubiläen gilt es zu feiern. Zum einen wird die Bundesrepublik Deutschland 60 Jahre alt. Zum anderen aber kann auch die deutsche Einheit gefeiert werden, da der Mauerfall, Einheit und Freiheit, mittlerweile auch schon über zwanzig Jahre zurückliegt.
Doch wo bei vielen Freude herrscht, gibt es auch gegenteilige Stimmen. Die kommen unter anderem vom “… ums Ganze!”-Bündnis, das diese Feierlichkeiten und wofür sie stehen scharf kritisiert. Demnach können Staat und Nation sowie der Kapitalismus nicht einfach so gefeiert werden, gehören diese Dinge doch grundlegend abgeschafft. Auf der Webseite einheit-und-freiheit.de, das Deutschland Magazin, gibt es Einblicke dieser Ideen.
Was möchte das Bündnis “… ums Ganze!”?
Wer die Bundesrepublik Deutschland insgesamt gut findet, auch als gesamtdeutsche Einheit, und auch dem modernen Arbeitsmarkt und Konsummöglichkeiten etwas abgewinnen kann, dürfte wohl eher kein Fan vom Bündnis “… ums Ganze!” werden. Der Grund liegt darin, dass genau diese Dinge vom Bündnis abgelehnt werden. Staat, Nation und Kapital sind die drei Dinge, die insgesamt sehr kritisch gesehen werden und eine Kampagne „STAAT. NATION. KAPITAL. SCHEISSE.“ gestartet wurde. Auf der Webseite einheit-und-freiheit.de finden sich die Informationen des Bündnisses, die politisch eine klare Richtung vorgeben. Ob diese Ideen allerdings mehrheitsfähig sind, im Hinblick auf Einheit und Freiheit, ist zu bezweifeln.
Das Ziel ist tatsächlich sehr kurz und bündig ausgegeben, denn das Kapital, die Nation und der Staat in der heutigen Form sollen verschwinden. Als Antwort wird hingegen ein Kommunismus angeboten, der die Freiheit für alle Menschen bringen soll. Kapitalistische Produktionsweisen sollen in der BRD dafür sorgen, dass der Mensch eben nicht frei sein kann. Das Recht des Staates auf der einen Seite und die Warenproduktionen auf der anderen Seite sorgen laut des Bündnisses dafür, dass der Mensch unter einem Zwang steht, aus dem es sich zu befreien gilt.
Die Freiheit im Staat sei in Wirklichkeit ein Selbstzwang, da jeder permanent dazu angehalten ist, auf eigenes Risiko zu wirtschaften. Es herrscht ein permanentes Konkurrenzdenken, wobei das Glück des einzelnen auch davon abhängt, in welchem Staat er lebt und wie dieser in der Konkurrenz zum Weltmarkt steht. Die Nation als Einheit wird vorgegeben, ohne eine nähere Begründung zu liefern. Die Globalisierung als Herausforderung zu verstehen, sei ein Narrativ in einem solchen Staat. Der Kommunismus soll diese Zwänge überwinden können und zu tatsächlichem allgemeinen Glück führen.
Demonstration und Workshops
Die Webseite ist nur eine Seite des Bündnisses. Darüber hinaus waren für die Jubiläen des Mauerfalls und des Geburtstags der Bundesrepublik Deutschland einige Sachen geplant. Dazu zählt unter anderem ein Workshoptag, der in der Humboldt Universität stattgefunden hat. Von 10:30 bis 22:00 Uhr wird über Realsozialismus und die Zukunft des Kommunismus gesprochen. Es gibt in diesem Zeitraum verschiedene Diskussionskreise, in denen es auch um Nationalismus, Kunst und Kapitalismuskritik geht. Mit dabei sind Gäste wie Bernd Gehrke und Renate Hürtgen. Zudem wird es am 7. November eine antinationale Demonstration des “… ums Ganze!”-Bündnis in Berlin geben. Diese Kampagne findet Unterstützung von verschiedenen linken Gruppierungen aus Deutschland. Nähere Infos zu den Veranstaltungen gibt es auf der Webseite.
Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland
Wenn die Frage aufkommt, wie alt Deutschland eigentlich ist, gibt es darauf keine ganz einheitliche Antwort, da Deutschland zwar nicht immer als Staat existiert hat, aber es durchaus schon Vorformen dazu gab. Sicher ist jedoch, dass jetzt die Bundesrepublik Deutschland ihr 60-jähriges Bestehen feiern konnte. Das wurde unter anderem mit einer Rede von Bundespräsident Horst Köhler geehrt. Der Geburtstag geht auch mit dem Grundgesetz einher, das als Verfassung der Freiheit gesehen wird. Gefeiert wurde mit rund 1.400 Gästen aus der Gesellschaft und Politik im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Die Geburt der BRD ist natürlich auch deshalb ein besonderes Ereignis aufgrund der Ereignisse in den Jahrzehnten davor. Zwei große Kriege haben die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmt. Doch mit der Hilfe von Freunden und der Alliierten konnte Deutschland neu gegründet werden. Die Verfassung soll dabei in die Zukunft weisen und auch ein Manifest dafür sein, dass aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt wurde. Für die meisten ist die Bundesrepublik Deutschland mit ihrer Verfassung also ein Garant für die Freiheit.
Einheit und Freiheit: der Mauerfall und die deutsche Einheit
Es ist schon ein interessantes Doppeljubiläum, denn am 9. November wird ebenso auch der Mauerfall gefeiert, der nunmehr über 20 Jahre zurückliegt. Für die Bundesrepublik Deutschland ist das ein wichtiges Ereignis, denn damit wurde die deutsche Einheit eingeleitet, sodass Osten und Westen wieder zusammenkommen konnten. Das war auch weltweit ein enorm wichtiges Ereignis, wird es doch auch mit dem Fall des Eisernen Vorhangs in Verbindung gebracht. Sinnbildlich wurden dafür 1.000 große Dominosteine umgestoßen, die für die Mauer stehen sollen. Die künstlerische Gestaltung der Steine geht auf viele Entwürfe von Menschen aus aller Welt zurück.
Von 1949 bis 1990 war Deutschland in den Westen und Osten geteilt. Auf der westlichen Seite die Bundesrepublik Deutschland (BRD), auf der östlichen Seite die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Diese Teilung war eine unmittelbare Folge des Zweiten Weltkrieges. So standen sich die ehemaligen verbündeten Alliierten später im Kalten Krieg gegenüber. Es war ein globaler Konflikt, der glücklicherweise in großen Teilen ohne tatsächliche Kampfhandlungen auskommen konnte. Am 3. Oktober 1990 konnte schließlich die deutsche Einheit gefeiert werden.
Probleme mit dem Kapitalismus
Der Begriff Kapitalismus kommt immer wieder in politischen und wirtschaftlichen Diskussionen vor. Tatsächlich ist das aber mit einem großen Problem verbunden, denn eine ganz einheitliche exakte Definition gibt es davon nicht. Das macht auch die Kapitalismuskritik schwierig, die von vielen Seiten ausgeübt wird. Unter anderem eben auch vom Bündnis “… ums Ganze!”. Unter der Kapitalismuskritik werden verschiedene Theorien verstanden, die sich kritisch mit der vorherrschenden Markt- und Wirtschaftsordnung auseinandersetzen. Im Zentrum der Kritik stehen zentrale Punkte wie die Akkumulation von Kapital, die Marktwirtschaft und Privateigentum.
Häufig werden in diesem Zusammenhang Friedrich Engels und Karl Marx zitiert, die als Begründer des Kommunismus gelten und einen Ausweg aus dem Elend des Kapitalismus versprechen. Entsprechend hat Kapitalismuskritik schon eine lange Historie, hat aber ganz unterschiedliche Auswüchse und Seiten. Manche Kritik sieht Bedarf an Reformen, um das System anzupassen. Andere hingegen will einen kompletten Umsturz und eine Revolution. Letzteres hat allerdings in weiten Teilen keine Mehrheit mehr hinter sich, da auch viele vom Kapitalismus bzw. der herrschenden Wirtschaftsordnung profitieren. Es ist ein Streit, der schon seit fast zweihundert Jahren vorherrscht und viele Parteien kennt. Unglücklicherweise gibt es dabei auch oft Unwissenheit, da Staaten und Wirtschaft eben auch komplexe Systeme sind, die nicht immer ganz einfach zu deuten sind, unabhängig von Einheit und Freiheit.
Fazit zum Bündnis “… ums Ganze!” im Kontext mit Einheit und Freiheit
Ganz ungewöhnlich ist es nicht, dass manchmal den einen zum Feiern zumute ist, während andere lieber keinen Gedanken an Freude verschwenden wollen. Beim Bündnis “… ums Ganze!” geht es aber nicht nur um nachbarschaftliche Unstimmigkeiten bezüglich einer anstehenden Party, sondern um eine fundamentale Kritik am System. Die Nation, der Staat und das Kapital seien Dinge, die es zu überwinden gilt. So der Tenor des Bündnisses und linker Systemkritiker. Eben deshalb ist auch das Feiern der Jubiläen zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland und 20 Jahre Mauerfall ein Dorn im Auge dieser Kritiker. Auf der Webseite gibt es dazu nähere Informationen.