Szenische Aufführungen der Johannes-Passion in Bonn
Die Johannes-Passion ist eines der bekanntesten Werke westlicher Musiktradition und steht in der Beliebtheit ganz weit oben. Ursprünglich nur für den Gottesdienst gedacht, ist es heute ein sehr häufig aufgeführtes Konzertwerk. Vor allem um die Osterzeit herum geht es doch inhaltlich um die Kreuzigung von Jesus Christus. In Bonn gab es zuletzt ebenfalls Aufführungen der Johannes-Passion, allerdings mit einem besonderen Anstrich, den es so in dieser Weise noch nicht oft gegeben haben dürfte. An fünf Abenden wurde das Werk in der Kreuzkirche Bonn am Kaiserplatz im Zusammenhang mit einem Musik-Tanz-Theater aufgeführt. Das Angebot richtete sich sicherlich nicht an musikalische Puristen. Doch spätestens der Applaus bei der Premiere zeigte, wie gut das Konzept aufgehen konnte. Mehr zum Werk und diesem Projekt gibt es in diesem Artikel zu erfahren.
Fünf Abende für szenische Umsetzung der Johannes-Passion
Damit sich das Projekt auch wirklich lohnen würde, hatte man für den April gleich fünf Termine angesetzt, an denen es Aufführungen der Johannes-Passion mit szenischer Darstellung geben sollte. Die Termine waren zunächst am 3. und 8. April 2011, jeweils um 19 Uhr beginnend. Am Samstag, dem 9. April gab es dann sogar um 19 und 23 Uhr zwei Vorstellungen. Den Abschluss bildete dann die Aufführung am 10. April um 19 Uhr. Karten konnten im Vorfeld über BonnTicket telefonisch geordert werden.
Auch wenn es um die eigentlichen Aufführungen ging, gab es auch schon in den Monaten zuvor ein interessantes Rahmenprogramm, das Zuschauern bestimmte Einblicke ermöglichte. Das Rahmenprogramm wurde wie die Aufführungen ebenfalls in der Kreuzkirche am Kaiserplatz gezeigt. Unter anderem wurde im Februar der Bühnenbau gezeigt und ein Einblick in die Inszenierung. Auch gab es jüngst einige Aufführungen des Theaterstücks “Der Fall Pilatus” von Walter Jens unter der Regie von Jutta Grosskinsky. Wer mehr über den Hintergrund der Musik wissen wollte, hatte die Gelegenheit im März im Gemeindehaus etwas über die Johannes-Passion und die Tradition deutscher Passionsvertonungen zu erfahren.
Passen die szenischen Aufführungen zum Werk?
Grundsätzlich stand schon vor den Aufführungen die Frage im Raum, ob es überhaupt eine szenische Umsetzung der Johannes-Passion brauchen würde? In seinen Ursprüngen war das Werk für den Gottesdienst gedacht, wofür es auch heute noch genutzt wird. Gleichzeitig ist die Passion aber auch so beliebt, dass sie immer wieder einfach als Konzertwerk aufgeführt wird. Für viele gibt es in diesem Werk die schönste Musik zu hören, die je geschrieben wurde. Steht diese nicht für sich alleine, fragen sich viele? Braucht es eine szenische Umsetzung oder würde diese vielleicht sogar ablenken? Allerdings ist das auch eine Diskussion, die immer wieder in der Kunst geführt wird, wenn Werke adaptiert oder erweitert und ausgebaut werden.
Die Macher des Projekts selbst führen einige gute Gründe dafür an, warum sich szenische Darstellungen mit der Johannes-Passion gut decken können. Mal abgesehen davon, dass die Reaktionen gezeigt haben, wie gut die Idee und die Umsetzung angekommen sind. Doch als Argument wird unter anderem benannt, dass Szenen auf der Bühne bestimmte Aspekte aufzeigen können, die rein über die Musik in heutiger Zeit gar nicht mehr wahrgenommen werden können. Auf der anderen Seite wird aber auch die Zeitlosigkeit der Passion benannt, die heute noch genauso gut funktioniert wie früher und entsprechend auch in moderner Form aufgegriffen werden kann. Bei der Umsetzung hat man auch den Fokus auf bestimmte Archetypen gelegt, die Menschen oftmals aufzeigen. Dazu gehören beispielsweise Zivilcourage, Versagen und Angst, Feigheit und Menschenliebe.
Ferner steht das Werk zwar für sich, doch durch einen frischen Ansatz, in diesem Fall durch Darstellungen auf der Bühne, können auch neue Aspekte entdeckt werden. Wie sich auch schon im Vorfeld gezeigt hat, gelingt auch das Ziel, Menschen ins Gespräch zu bringen. Das gilt übrigens auch für Menschen, die grundsätzlich eher nicht viel mit Kirchenmusik anfangen können. Die Aufführungen richteten sich entsprechend auch an kein bestimmtes Publikum oder Alter. Letztendlich genossen die Macher und Teilnehmer auch einfach die Herausforderungen, die mit einem solchen Projekt einhergehen.
Über die Johannes-Passion von J. S. Bach
Bei der Johannes-Passion handelt es sich um ein musikalisches Werk aus der Feder von Johann Sebastian Bach. Das Genre der Passion beschäftigt sich mit der musikalischen Umsetzung der Passionstexte aus der Bibel. Im Falle dieses Werkes werden die Evangelienberichte aber ergänzt. Inhaltlich geht es um Jesus Christus, dessen Festnahme und letztendlich auch Hinrichtung.
Bach setzte das Werk mit vier Stimmen, Orchester und Gesangssolisten um. Rund zwei Stunden geht das Werk, das heute vor allem um die Osterzeit herum aufgeführt wird. Uraufführung feierte das Werk im Jahr 1724 in Leipzig. Heute gilt die Johannes-Passion als ein Höhepunkt westlicher Musiktradition, die vor allem für Freunde der Kirchenmusik einen zentralen Platz einnimmt. Aber auch abseits der kirchlichen Inhalte ist der musikalische Gehalt nicht zu leugnen.
Fazit zur Johannes-Passion 2011 in Bonn
Wenn es darum geht, dass an alten, bekannten und beliebten Werken freie Hand angelegt wird, dann gibt es nicht selten Widerstand. Entsprechend gab es sicherlich auch vereinzelte Stimmen, die sich nicht unbedingt vorstellen konnten, wie die Johannes-Passion mit szenischer Darstellung aussehen sollte. Notwendig ist es sicherlich nicht gewesen, was aber eigentlich für alle Werke dieser Welt gilt. Letztendlich gibt der Applaus den Machern recht. Die fünf Aufführungen im April kamen gut beim Publikum an. Man hat geschafft, was man sich vorgenommen hatte. Dazu zählt auch, dass Menschen in die Aufführungen kamen, die sonst gar nicht so viel mit Konzerten und vor allem Kirchenmusik anfangen können. Insofern ein verbindendes Musikereignis, das jetzt in Bonn in der Kreuzkirche stattgefunden hat.