Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg 2025: Filme, Vielfalt und Perspektiven
Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg (JFBB) zählt zu den bedeutendsten kulturellen Ereignissen der Region. Seit seiner Gründung im Jahr 1995 präsentiert das Festival jährlich eine vielfältige Auswahl an Filmen, die jüdisches Leben in all seinen Facetten darstellen. Vom 6. bis 11. Mai 2025 findet die 31. Ausgabe des JFBB statt und verspricht erneut ein abwechslungsreiches Programm. Gezeigt werden insgesamt 57 Filme aus über 20 Ländern, darunter Spielfilme, Dokumentationen, Kurzfilme und Serien. Die Filme thematisieren jüdische Identität, Geschichte, Gegenwart und Zukunft und bieten Einblicke in unterschiedliche Lebensrealitäten.
Das JFBB bietet nicht nur Filme, sondern auch Raum für Austausch und Reflexion. Um einen umfassenden Überblick über das Festival zu erhalten, betrachten wir die verschiedenen Sektionen, die Auswahlkriterien der Filme und die besonderen Veranstaltungen, die das JFBB 2025 auszeichnen. Neben den Filmvorführungen gibt es Diskussionsrunden, Workshops und Begegnungen mit Filmschaffenden. Das Festival findet an verschiedenen Spielorten in Berlin und Brandenburg statt und richtet sich an ein breites Publikum. Welche besonderen Höhepunkte erwarten die Besucher in diesem Jahr?
Jüdisches Filmfestival: die Wettbewerbsspielfilme
Der Spielfilmwettbewerb des Jüdischen Filmfestival bringt filmische Perspektiven zusammen, die jüdisches Leben facettenreich und zeitgemäß darstellen. Elf Filme treten in dieser Sektion gegeneinander an – darunter Komödien, Thriller und Dramen. Die Beiträge stammen aus verschiedenen Ländern und greifen Themen wie Identität, Zusammenhalt oder politische Spannungen auf. Die Filme werden in Originalsprache mit Untertiteln gezeigt und von einer internationalen Jury bewertet. Entscheidend sind dabei Originalität, gesellschaftliche Relevanz und filmische Umsetzung. Der Sieger erhält den Gershon-Klein-Dokumentarfilmpreis und ein Preisgeld von 3000 Euro.
Die Auswahl reicht von persönlicher Alltagsbeobachtung bis hin zu spannungsgeladenen Szenarien. Zahlreiche Filme werfen neue Blicke auf vertraute Themen oder erzählen jüdische Realitäten aus ungewöhnlichen Blickwinkeln. Sie schaffen Raum für Identifikation und Diskurs, regen zum Weiterdenken an und öffnen Räume für Austausch. Das Publikum kann sich auf starke Bilder, glaubwürdige Figuren und mutige Erzählweisen freuen. Die Wettbewerbssektion gehört zu den gefragtesten Programmpunkten des Festivals und spricht filmbegeisterte wie gesellschaftlich interessierte Zuschauer gleichermaßen an.
„Bad Shabbos“ (USA, 2024)
In „Bad Shabbos“ wird ein friedlicher Schabbat-Abend durch chaotische Familien-Dynamiken auf den Kopf gestellt. Als unerwartete Gäste auftauchen, brechen alte Konflikte auf, und die geplante Harmonie zerbricht in humorvollen wie peinlichen Situationen. Die Charaktere kämpfen mit Erwartungen und Vorurteilen, während der Wein fließt und die Stimmung kippt. Der Film balanciert Slapstick und Tiefgang, ohne die kulturellen Nuancen zu vernachlässigen.
Die Komödie lebt von ihren starken Dialogen und dem Timing der Ensemble-Besetzung. Jede Figur bringt ihre eigenen Absurditäten mit, vom streng religiösen Onkel bis zur säkularen Cousine. Trotz aller Turbulenzen bleibt die Botschaft klar: Familie ist chaos, aber auch Trost. Der Film endet mit einem versöhnlichen Lächeln und der Erkenntnis, dass kein Schabbat perfekt ist.
„Guns & Moses“ (USA, 2024)
In „Guns & Moses“ wird ein schüchterner jüdischer Buchhalter fälschlich für einen Killer gehalten und stolpert in eine absurde Verschwörung. Mit einer Waffe in der Hand und Talmud-Zitaten auf den Lippen verwandelt er sich unfreiwillig in einen Action-Helden. Die Satire spielt mit Klischees, indem sie den Protagonisten zwischen Schtetl-Nostalgie und Gangster-Pose hin- und herspringen lässt.
Die Action-Szenen sind bewusst überzeichnet, während der Humor aus der Kollision von Tradition und Gewalt entsteht. Obwohl der Film übertreibt, trifft er einen Nerv: Was bedeutet jüdische Männlichkeit heute? Das Finale ist ein wildes Feuerwerk aus Witz und Sozialkritik und lässt die Frage offen, wer hier eigentlich der Gute ist.
„Highway 65“ (Israel, 2024)
Im Film „Highway 65“ teilen sich zwei Fremde ein Auto auf einer einsamen Straße durch die Negev-Wüste. Doch ihre zufällige Begegnung entpuppt sich als Schicksalsgemeinschaft: Beide fliehen vor etwas – oder jemandem. Die Spannung steigt, als die Kamera die karge Landschaft als metaphorisches Gefängnis inszeniert. Dialoge werden sparsam eingesetzt, dafür sprechen Blicke und Schweigen Bände.
Der Film nutzt das Roadmovie Format, um israelische Gesellschaftskritik zu transportieren. Im Laufe der Fahrt brechen die Figuren ihre Mauern ein, doch das Vertrauen bleibt brüchig. Das Ende ist offen, aber die Botschaft klar: Man kann der Vergangenheit nicht entkommen – nur mit ihr fahren.
Dokumentarfilme: Authentische Einblicke
Im Zentrum des Dokumentarfilmwettbewerbs stehen bewegende Geschichten, persönliche Porträts und gesellschaftliche Analysen. Neun Filme zeigen jüdisches Leben aus dokumentarischer Sicht. Sie stellen einzelne Biografien, historische Entwicklungen oder gegenwärtige Herausforderungen ins Zentrum. Dabei geht es nicht nur um Fakten, sondern um persönliche Perspektiven und emotionale Tiefe. Gezeigt werden alle Filme mit Untertiteln, bewertet von einer unabhängigen Jury.
Die Dokus greifen Themen wie Antisemitismus, Erinnerungskultur, Genderfragen oder kulturelle Identität auf. Sie laden das Publikum dazu ein, zuzuhören, zu reflektieren und in den Dialog zu treten. Gerade durch die Nähe zu den gezeigten Menschen entsteht ein Raum für Empathie und Verständnis. Diese Sektion liefert keine fertigen Antworten, sondern stößt Fragen an und bleibt dadurch lange im Gedächtnis.
„Art Spiegelman: Disaster Is My Muse“ (USA, 2024)
Der Dokumentarfilm „Art Spiegelman: Disaster Is My Muse“ zeigt Spiegelmans obsessive Auseinandersetzung mit Trauma, sei es durch den Holocaust oder 9/11. Archivaufnahmen zeigen ihn als rastlosen Künstler, der zwischen Wut und Melancholie pendelt. Seine Skizzenbücher offenbaren, wie er Leid in Kunst verwandelt, oft auf provokante Weise. Die Kamera begleitet ihn auch im Privaten, wo die Last der Erinnerung ihn einholt.
Animationen lassen seine Werke lebendig werden, während Zeitgenossen wie Françoise Mouly seine Ambivalenz erklären. Der Film endet mit einer Frage: Kann Kunst Trauma heilen? Spiegelman selbst lacht nur müde, für ihn ist Zeichnen kein Heilmittel, sondern ein Überlebensakt.
„The Belle from Gaza“ (Frankreich, 2024)
Der Film „The Belle from Gaza“ zeigt Nours Flucht aus Gaza nach Tel Aviv als einen Kampf gegen Grenzen, sowohl äußere als auch innere. Die Kamera fängt intime Momente ein: wie sie heimlich Hormone spritzt oder in einem LGBTQ-Schutzraum tanzt. Doch ihre Freude ist getrübt von Angst vor Abschiebung und dem Trauma ihrer Familie, die sie verstoßen hat. Der Film vermeidet Opfernarrative und zeigt stattdessen ihre Widersprüche.
In ruhigen Einstellungen wird Tel Aviv zum Zwischenraum, frei, aber nicht sicher. Nours Geschichte endet nicht mit einem Happy End, sondern mit der Erkenntnis, dass Heimat für sie ein unerreichbarer Begriff bleibt. Der Film hinterlässt ein Gefühl von bittersüßer Hoffnung.
Weitere Sektionen: Vielfalt und Innovation
Neben den Wettbewerben bietet das JFBB weitere Sektionen, die unterschiedliche Aspekte jüdischer Filmkunst präsentieren. Die Sektion „Kino Fermished“ zeigt Filme, die sich durch ihre Genrevielfalt und innovative Erzählweise auszeichnen. Hier werden Werke präsentiert, die außerhalb des Mainstreams liegen und neue Perspektiven eröffnen. Die Sektion „Nosh Nosh“ widmet sich Kurzfilmen, die in kompakten Formaten spannende Geschichten erzählen. Diese Filme bieten einen schnellen Zugang zu unterschiedlichen Themen und ermöglichen es dem Publikum, verschiedene Erzählstile kennenzulernen. Die Sektion „Serial Fresh“ präsentiert Serien, die sich mit jüdischem Leben und Kultur auseinandersetzen. Diese Serien bieten einen vertieften Einblick in komplexe Geschichten und Charaktere. Die verschiedenen Sektionen des JFBB zeigen die Bandbreite jüdischer Filmkunst und bieten dem Publikum ein abwechslungsreiches Programm.
Die zusätzlichen Sektionen des JFBB ermöglichen es dem Publikum, sich mit verschiedenen Aspekten jüdischer Kultur und Geschichte auseinanderzusetzen. Die Filme in diesen Sektionen zeichnen sich durch ihre kreative Erzählweise und ihre thematische Vielfalt aus. Die Sektionen ergänzen die Wettbewerbe und tragen dazu bei, ein umfassendes Bild jüdischer Lebensrealitäten zu vermitteln. Die verschiedenen Sektionen sind somit ein wichtiger Bestandteil des Festivals und tragen zu dessen Erfolg bei.
Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg 2025: das Fazit
Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg 2025 bietet ein vielfältiges und tiefgründiges Programm, das jüdisches Leben in all seinen Facetten darstellt. Mit insgesamt 57 Filmen aus über 20 Ländern, darunter Spielfilme, Dokumentationen, Kurzfilme und Serien, präsentiert das Festival ein breites Spektrum an Geschichten und Perspektiven. Die Wettbewerbe für Spielfilme und Dokumentationen zeichnen sich durch ihre thematische Tiefe und die Darstellung jüdischer Lebensrealitäten aus. Die zusätzlichen Sektionen bieten Raum für kreative Erzählweisen und innovative Formate. Das JFBB fördert den interkulturellen Dialog und ermöglicht es dem Publikum, sich mit unterschiedlichen Aspekten jüdischer Kultur und Geschichte auseinanderzusetzen. Durch die Kombination von Filmvorführungen, Diskussionsrunden und Begegnungen mit Filmschaffenden schafft das Festival eine Plattform für Austausch und Reflexion. Das JFBB ist somit ein bedeutendes kulturelles Ereignis, das einen wichtigen Beitrag zum Verständnis und zur Wertschätzung jüdischer Lebensrealitäten leistet.