Schwules Blut » Blutspendeverbot für schwule und bisexuelle Männer

Der Titel unseres Artikels gibt schon grob Info darüber, worum es Heute gehen soll, um schwules Blut. Seit rund 100 Jahren ist das Blutspenden ein wichtiger Pfeiler der Medizin geworden. Zwar hat man auch schon früher versucht, Bluttransfusionen durchzuführen, scheiterte aber aufgrund mangelnder Kenntnisse des Blutes und der Blutgruppen. Heute sind Blutspenden zu etwas ganz Normalem geworden. Das gespendete Blut wird zu wissenschaftlichen oder medizinischen Zwecken genutzt. Allerdings gibt es Einschränkungen für Spender, die vor allem homosexuelle Männer betreffen.

Seit 1998 dürfen homosexuelle Männer kein Blut spenden. Das wurde zwar 2017 durch die Änderung der Richtlinien der Bundesärztekammer geändert, doch praktisch bleibt es dabei, dass Blutspenden für schwule Männer kaum möglich sind. Die Beschränkung besagt nämlich, dass es ein Jahr lang keinen homosexuellen Kontakt gegeben haben darf. Auch diese Regelung wird meist als diskriminierend betrachtet. Ab Herbst 2021 könnte sich daran aber etwas ändern. Mehr zum Thema Blutspenden für Schwule gibt es in diesem Artikel.

Warum dürfen schwule Männer kein Blut spenden?

Die Beschränkungen für homosexuelle Männer beim Blutspenden bestehen jetzt schon seit langer Zeit. Doch warum gelten sie überhaupt? Der Grund ist in übertragbaren Infektionskrankheiten zu suchen, allen voran dem HI-Virus. Unter homosexuellen Männern gibt es eine erhöhte Anzahl von Übertragungen von HIV im Gegensatz zu heterosexuellen Männern. Diese Zahlen gehen auf das Robert Koch-Institut zurück. 2019 gab es demnach 2.200 neu infizierte Männer, wovon rund 73 Prozent homosexuelle Männer gewesen sein sollen. Das ist natürlich ein sehr hoher Anteil, der zumindest die Bedenken erklärt.

Allerdings stellt sich auch unmittelbar die Frage, warum es diese Einschränkungen gibt, wenn es doch auch Bluttests gibt, mit denen HIV festgestellt werden kann. Längere Zeit bestand das Problem, dass HIV nicht sofort im Blut nachgewiesen werden konnte. So bestand immer ein Restrisiko, das aber durch moderne Antikörper-Antigen-Tests zumindest schon deutlich reduziert wurde. Schon nach sechs Wochen kann eine Infektion mit einem solchen Test ausgeschlossen werden. Mit einem PCR-Test können sogar schon nach rund zwei Wochen eine Infektion nachweisen. Insofern bestehen heutzutage eindeutig die Möglichkeiten, um mindestens nach ein paar Monaten bedenkenlos zu wissen, ob eine Blutspende möglich ist oder aber verwendet werden kann.

Schwule Männer müssen auf die Ein-Jahres-Frist achten

Schwules Blut - die Ein-Jahres-Frist bei schwulen MännernVerschiedene Gruppen sind von der Blutspende ausgeschlossen. Dazu zählten viele Jahre auch homo- und bisexuelle Männer, was vor allem auch mit der übertragbaren Infektion HIV zusammenhängt. Diese Beschränkung wurde offiziell 1998 im Transfusionsgesetz (TFG) festgelegt. Es galt ein kategorisches Verbot der Blutspende durch homo- oder bisexuelle Männer. Das hat sich aber 2017 geändert. Damals gab es Kritik vonseiten der EU, da die Beschränkungen als diskriminierend einzustufen waren. In der neuen Richtlinie wurde festgelegt, dass ein Zeitfenster sexueller Kontakte entscheidend dafür ist, ob zukünftig auch schwule Männer spenden dürften.

Die Regel besagt, dass auch homosexuelle Männer als Blutspender in Frage kommen, allerdings nur dann, wenn sie ein Jahr lang kein Sex gehabt haben. Bestand zwölf Monate vor der möglichen Blutspende also ein homo- oder bisexueller Kontakt, ist sie weiterhin nicht erlaubt. Was auf dem Papier nach einer theoretischen Lösung aussieht, erweist sich in der Praxis auch weiterhin als diskriminierende Beschränkung, da natürlich ein Jahr ohne Sexkontakt keinesfalls immer normal ist. Sowohl im Singleleben als auch in monogamen Partnerschaften zwischen zwei Männern.

Ab Herbst 2021 Gleichberechtigung für schwules Blut und homosexuelle Blutspender?

Schwules Blut und homosexuelle BlutspenderDa die Regelung von 2017 praktisch weiterhin die meisten homo- und bisexuellen Männer von der Blutspende ausgeschlossen hat, gab es auch weiterhin Proteste und Bedenken dagegen. Die stammen übrigens nicht nur von betroffenen Männern, die sich im Verein “Schwules Blut” dafür zusammengeschlossen haben, sondern auch aus Reihen der Wissenschaft, die diese Richtlinien für nicht stichhaltig genug halten. Es gibt schließlich Möglichkeiten, um das Blut zu testen und somit Infektionen auszuschließen. Ein Umdenken scheint jetzt auch aufgrund von Corona stattzufinden, da nämlich noch mehr dafür gesorgt hat, dass Blutkonserven knapp geworden sind.
 
Aus medizinischer Sicht ist es also enorm wichtig, dass auch in Zukunft viel Blut gespendet wird. Kategorisch eine Gruppe der Gesellschaft auszuschließen, muss triftige Gründe haben, die in diesem Fall aber nicht mehr so zutreffen. Aktuell wurde vom Bundesgesundheitsministerium eine Arbeitsgruppe aufgestellt, damit die Zulassungskriterien für Blutspenden überarbeitet werden. An dieser Gruppe sind neben dem Robert Koch-Institut auch Vertreter des Paul-Ehrlich-Institut und des Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer beteiligt.

Fortan könnten vor allem Männer weniger Einschränkungen haben, die in einer festen und monogamen Beziehung leben und somit auch nur mit maximal einer Person Sex haben. Aber natürlich gilt auch hier, dass es mit der freiwilligen Selbstauskunft keine eindeutige Lösung geben kann. Eine Aufweichung der Richtlinien scheint aber längst überfällig.

Schwules Blut – Eine Lösung ist nicht ganz einfach

Wünschenswert wäre für schwules Blut eine Lösung, bei der nur die jüngsten Risiken für eine HIV-Infektion in den Blick genommen werden und nicht die gesamte sexuelle Orientierung in den Fokus rückt. Vor einer Blutspende werden Menschen befragt bzw. müssen einen Bogen ausfüllen, durch den solche Risiken eingeschätzt werden sollen. Allerdings ist die Praxis der Angaben ohnehin immer eine lückenhafte Angelegenheit, da sie auf freiwilligen Angaben beruht und es in der Natur der meisten Menschen liegt, dass sie nicht allzu bereitwillig Auskunft über ihr Sexualleben geben.

Wenn der auszufüllende Bogen per se schon diskriminierend Tendenzen hat, kann das zur Folge haben, dass potenzielle Spender erst gar nicht kommen oder aber auch falsche Angaben machen. Insofern könnte die Änderung des Fragebogens eine Besserung des Systems bringen, bei der es eben nur um jüngste und reale Risiken geht und nicht um allgemeine Ausrichtungen. Das Befragungsverfahren ist also nicht optimal, allerdings gibt es auch keine wirklich geeigneten Alternativen dazu.

Warum Blut spenden?

Warum Blut spenden?Für manche Menschen ist es vielleicht noch gar nicht zum Thema geworden. Die grundsätzliche Frage besteht natürlich, warum überhaupt Blut gespendet werden soll? Die Antwort lässt sich in Zahlen finden, die auf der Seite vom Deutschen Roten Kreuz zu finden sind. Laut Statistik braucht in Deutschland alle sieben Sekunden ein Mensch ein Blutpräparat. Vor allem Patienten, die an Krebs erkrankt sind, brauchen viel Spenderblut. In der Situation einer Leukämieerkrankung sind bis zu 14 Blutkonserven in der Woche notwendig. Eine Blutspende kann bis zu drei Patienten helfen, für die das Blut lebensnotwendig ist.
 
Blutspenden werden für ganz unterschiedliche medizinische Zwecke eingesetzt. Vor allem bei Krebserkrankungen, ebenso aber auch bei Herz-, Magen- und Darmerkrankungen. Auch wenn es Unfälle gibt, ob nun im Straßenverkehr, im Sport, beim Beruf oder im Haushalt, werden Blutspenden gebraucht. Weitere Fälle sind Nieren- und Lebererkrankungen, Blutarmut, bei Gelenk- und Knochenerkrankungen und Geburten. Kurzum: Blutspenden retten eindeutig Leben und die notwendigen Situationen sind keinesfalls immer so selten, als dass nicht jeder in eine Situation geraten könnte, in der eine Blutspende selbst gebraucht wird.

Häufig gestellte Fragen zum Blut spenden

Wenn es um das Spenden von Blut geht, gibt es einige Fragen, die immer wieder aufkommen. Und natürlich ist es sinnvoll, sich damit auch einmal näher zu beschäftigen, da das ein Thema ist, das die gesamte Gesellschaft angeht.

Wie lange darf man Blut spenden?

Blut spenden bis in welches Alter?Das Alter spielt beim Spenden von Blut eine wichtige Rolle. Blut spenden darf jeder gesunde erwachsene Mensch zwischen 18 und 69 Jahren. Ab 61 Jahren sind keine Erstspender mehr zugelassen, was aber in individuellen Fällen auch aufgehoben werden kann. Grundsätzlich wird aber vor Ort geprüft, ob ein Mensch zur Blutspende zugelassen wird.

Wie viel Blut kann man spenden?

Die Menge einer BlutspendeBei der Vollblutspende wird dem Körper zwischen 0,45 und 0,5 Liter Blut entzogen. Männer dürfen bis zu sechsmal im Jahr zur Spende gehen, für Frauen gibt es eine Grenze von viermal im Jahr. Dieser Unterschied geht auf den geringeren Eisenanteil im Blut von Frauen zurück und deren regelmäßige Menstruation, wodurch generell ein höherer Blutverlust entsteht.

Wer darf kein Blutspenden?

Wer darf alles kein Blut spenden?Generell gilt, dass jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 69 Jahren spenden darf. Die Tauglichkeit eines Spenders wird aber vor Ort beschlossen. Erkrankte Menschen dürfen kein Blut spenden. Außerdem gibt es Einschränkungen, die auf dem sexuellen Verhalten beruhen. Homo- und bisexuelle Männer dürfen derzeit ein Jahr lang keinen gleichgeschlechtlichen Sex gehabt haben, um für eine Blutspende zugelassen zu werden. Aber auch heterosexuelle Menschen mit häufigen Partnerwechseln sowie Sexarbeiter können ausgeschlossen bzw. zurückgestellt werden.

Gibt es für Blutspenden Geld?

Geld bekommen beim Blutspenden?Manche Blutspendedienste bietet auch Aufwandsentschädigungen an. Das kann teilweise Geld sein, manchmal sind es aber auch Gutscheine. In manchen Fällen kann diese Aufwandsentschädigung auch direkt weiter an gemeinwohlorientierte Organisationen gespendet werden. Der Geldbetrag hängt auch davon ab, ob es sich um eine normale Blut- oder aber um eine Plasmaspende handelt. Die Beträge für beides liegen ungefähr im Rahmen von 20 bis 40 Euro. Ein Anspruch, bei jeder Blutspende Geld zu bekommen, gibt es allerdings nicht.

Warum ist Blut spenden wichtig?

Blut spenden ist wichtigIst Blutspenden überhaupt wichtig? Warum sollte man selbst Blut spenden? Für die Gesellschaft sind Blutspenden enorm wichtig, da bei vielen Erkrankungen – aber auch Verletzungen – Blutspenden enorm wichtig sind, um Leben zu retten. Vor allem bei Krebserkrankungen werden viele Blutkonserven gebraucht. Aber es gibt auch viele Situationen, die nicht so selten vorkommen, in denen es notwendig wird. Insofern unterstützt jeder Spender auch ein System, das ihm selbst nützen kann.

Fazit: Schwules Blut kann Leben retten!

Dass eine Gesellschaft ein Netzwerk ist, in dem Menschen voneinander abhängig sind und daher Konflikte mehr als überflüssig sind, sollte eigentlich jedem klar sein. Wie positiv aber eine Gesellschaft aufeinander wirken kann, zeigt sich vor allem auch beim Thema der Blutspende bzw. dem Blut spenden. Diese sind für viele Menschen lebensnotwendig. Für den Spender hingegen ist es nur ein geringer Aufwand. Als Spender kann man Menschen also aktiv helfen.

Allerdings darf nicht jeder einfach so spenden. Kranke Menschen dürfen nicht spenden, ebenso gibt es aber Beschränkungen für homo- und bisexuelle Männer, die auf ein Gesetz von 1998 zurückgehen. Seit 2017 gibt es zwar die Richtlinie, dass ein Jahr kein gleichgeschlechtlicher Sex passiert sein darf, um als Spender in Frage zu kommen, aber praktisch kommt das einem generellen Verbot nahe. Es scheint aber Bewegung in die Sache zu kommen, dass diese Richtlinien noch einmal überarbeitet werden und zumindest monogam lebende Männer in einer Beziehung fortan weniger Beschränkungen haben werden.

X