Die Duisburger Filmwoche – das Festival für den Dokumentarfilm

Die Duisburger Filmwoche findet jedes Jahr im November statt und widmet sich ausschließlich dem deutschsprachigen Dokumentarfilm. Der Begriff des Dokumentarfilms wird dabei eher weiter ausgelegt. Dem Veranstalter sind auch „Grenzgänger des Genres“ und Mischformen willkommen.

Das Besondere an diesem Filmfestival ist, dass es im Anschluss an jede Filmvorführung eine Podiumsdiskussion gibt. Diese werden von Filmwissenschaftlern und Journalisten protokolliert und dann später archiviert. Die Protokolle werden aber auch schon während des Festivals ausgeteilt. Seit 2011 sind sie Protokolle auch digitalisiert und stehen so der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Das Festival soll den Dokumentarfilm mehr ins Licht und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Und auch gerade jungen oder unbekannten Filmemachern erhalten durch dieses Festival die Chance, ihren Film einem breiten Publikum vorzustellen. Aber auch für das Publikum ist das Festival interessant. Es wird auf Themen aufmerksam gemacht, die so vielleicht noch gar nicht in der Öffentlichkeit standen oder zum Nachdenken anregen.

Geschichte der Duisburger Filmwoche

Die Geschichte hinter der Duisburger FilmwocheVom 28. März bis 3. April 1977 fand die erste Duisburger Filmwoche statt. Seitdem hat sich das Festival immer größerer Beliebtheit erfreut. Das hat dazu geführt, dass es seit 2002 unter dem Titel „Ganz nah dran!“ ein Dokumentarfilmprogramm für Kinder gibt. Ab 2004 wird es unter dem eigenen Label „doxs!“ geführt.
 
Werner Ružička war von 1985 bis 2018 der Leiter des Festivals. Danach übernahmen Christian Koch und Gudrun Sommer die Leitung.

Auszeichnung und Preisträger

Derzeit werden insgesamt 5 unterschiedliche Preise verliehen, die auch unterschiedliche hoch dotiert sind. Sie werden von verschiedenen Jurys vergeben.

(1) Arte-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschen Dokumentarfilm

Dieser Preis wird seit 1994 von einer unabhängigen Jury an deutsche Produktionen verliehen. Seit 2008 sind auch österreichische und schweizerische Produktionen erlaubt. Ab diesem Jahr soll er nur noch den langen Produktionen vorbehalten bleiben. Der Preisträger kann sich über 6.000 Euro freuen. Der erste Preis im Jahr 1994 wurde an Stephan Sachs und seinen Film „und sahen was zu machen war“ verliehen. In diesem Jahr wurde der Film „OLANDA“ von Bernd Schoch prämiert.

(2) 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm

Auszeichnungen und Preisträger der Duisburger FilmwocheSeit 1996 wird dieser Preis von einer unabhängigen Jury an Filme aus Deutschland, der Schweiz und Österreich verliehen. Er ist mit 6.000 Euro dotiert und nur den langen Produktionen vorbehalten. In diesem Jahr wurde Sebastian Brameshuber mit seinem Film „Bewegungen eines nahen Bergs“ ausgezeichnet. 1996 war es der Film „Noël Field – Der erfundene Spion“ von Werner Schweizer.

(3) Preis der Stadt Duisburg

Der erst in diesem Jahr eingeführte Preis wird an Filme mit einer Länge bis zu 65 Minuten von einer unabhängigen Jury verliehen. Als erster Preisträger überhaupt konnte sich Michael Fetter Nathansky über 5.000 Euro für seinen Film „UN CUENTO SIN TI“ freuen.

(4) Publikumspreis der Rheinischen Post

Über die Verleihung dieses Preises entscheidet eine Jury, die sich aus den Lesern der Rheinischen Post zusammensetzt. Es gibt ihn seit 2001 und er ist mit 1.000 Euro dotiert. 2001 wurde der Film „Absolut Warhola“ von Stanisław Mucha prämiert. Therese Koppe konnte dieses Jahr mit ihrem Film „Im stillen laut“ überzeugen.

(5) Carte Blanche Nachwuchspreis des Landes Nordrhein-Westfalen

Das Besondere an diesem seit 2013 existierenden Preis ist, dass er sich nicht auf einen Film bezieht, der bereits vorhanden ist. Das Preisgeld von 5.000 Euro soll vielmehr in das nächste Projekt des Preisträgers fließen. Der erste Preisträger war 2013 Mischa Hedinger und in diesem Jahr war es Valentina Primavera.

Alle Gewinner und Preisträger

Eine vollständige Auflistung der Preisträger der einzelnen Preise und Jahre findet man auf der Internetseite des Festivals (www.duisburger-filmwoche.de) oder bei Wikipedia. Unter dem Reiter „Archiv“ auf der Internetseite des Festivals kann man sich auch über das Programm der vorangegangenen Jahre informieren. Zu den jeweils gezeigten Filmen gibt es auch immer eine kurze Inhaltsangabe.

Reglement

Regeln der Duisburger FilmwocheDas Festival bezieht sich ausschließlich auf Dokumentarfilme, der Begriff wird allerdings recht locker ausgelegt. Die Filme müssen aber eine Mindestlänge von 20 Minuten haben. Es werden nur Filme akzeptiert, deren Produzenten beziehungsweise Filmemacher in Deutschland, der Schweiz oder Österreich leben oder die Staatsagehörigkeit eines dieser Länder haben.
 
Zu den Verpflichtungen gehört es auch, dass die Filmemacher beziehungsweise Produzenten müssen ihren Film während des Festivals selbst vorstellen. In der Regel müssen die Filme bis zum 30. August des jeweiligen Jahres eingereicht sein.

Duisburger Protokolle

An jede Filmvorführung schließt sich eine Podiumsdiskussion von etwa 60 Minuten an. Hier können dann Kameraleute, Filmemacher, Editoren, Redakteure und selbstverständlich das Publikum ins Gespräch kommen. Damit das Ganze nicht aus dem Ruder läuft, gibt es immer einen Moderator. Junge Filmwissenschaftler oder Journalisten fertigen zu den Diskussionen Protokolle an.

Duisburger ProtokolleAm Anfang waren es noch Wortprotokolle, die ohne jeglichen Kommentar wiedergaben, was gesprochen wurde. Langsam aber sicher hat sich das gewandelt, so dass die Protokolle heute eher Gedächtnisprotokolle sind. Das heißt, der Protokollant schreibt nach Abschluss der Diskussion auf, worum es ging. Dabei fließt dann die eigene Meinung des Protokollanten ein und er wird die einzelnen Wortbeiträge während der Diskussion auch nach seinem Ermessen gewichten. Da diese Gedächtnisprotokolle einen sehr subjektiven Charakter haben, gibt es auch im Nachhinein noch viele Diskussionen.

Alle dieser Protokolle sind inzwischen digitalisiert worden und stehen der Öffentlichkeit uneingeschränkt zur Verfügung. Sie können über die Internetseite http://www.protokult.de abgerufen werden.

Fazit zur Duisburger Filmwoche und doxs!

Ein Festival, das Filme abseits des Kino-Mainstreams zeigt und gerade dadurch auf jeden Fall ein Besuch wert ist. Alle Liebhaber von Diskussionen und hintergründigen Filmen, die auch mal sozialkritische Themen ansprechen, sollten sich den Termin des Festivals dick im Kalender eintragen. Für die Jüngerengibt es ebenfalls Möglichkeiten sein Können unter Beweis zu stellen. In Zusammenarbeit mit dem WDR wurden seither kontinuierlich Produktionen für Kinder und Jugendliche realisiert (Dok You – Kinderdokumentarfilmprojekt / Web: dokyou.de). Am Beispiel von DokYou sieht man ganz gut, das bei bestehenden Interesse, es Möglichkeiten und Wege gibt, diese auch realisieren zu können.

X