Das Mädchen Wadjda (2012) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
Im Film „Das Mädchen Wadjda“ erforscht die saudi-arabische Regisseurin Haifaa Al Mansour das Leben eines mutigen Mädchens in Riad. Wadjda, ein zehnjähriges Mädchen, träumt von einem grünen Fahrrad, das sie auf ihrem täglichen Schulweg sieht. In einer Gesellschaft, in der Frauen und Mädchen viele Einschränkungen erfahren, steht dieser Wunsch symbolisch für Freiheit und Selbstbestimmung. Wadjda entschließt sich, das Geld für das Fahrrad selbst zu verdienen, trotz der gesellschaftlichen Normen, die ihr im Weg stehen.
Dauer: | 97 Min. |
---|---|
Jahr: | 2012 |
Regie: | Haifaa Al Mansour |
Produzenten: | Gerhard Meixner, Roman Paul |
Hauptdarsteller: | Waad Mohammed, Reem Abdullah, Abdullrahman Al Gohani |
Nebendarsteller: | Ahd Kamel, Ibrahim Al Mozael, Nouf Saad |
Genres: | Drama, Komödie |
Studio: | Razor Film Produktion GmbH |
Sprachen: | Deutsch, English |
Die Handlung verwebt Wadjdas persönliche Ambitionen mit den Herausforderungen ihrer Mutter, die versucht, die Familie zusammenzuhalten, während ihr Mann eine zweite Frau sucht. Während Wadjda kleine Geschäfte betreibt und an einem Koran-Rezitationswettbewerb teilnimmt, muss sie sich mit den strengen Regeln ihrer Schule und den traditionellen Erwartungen auseinandersetzen. Wird es ihr gelingen, genug Geld zu sammeln, und wie wird die Gemeinschaft auf ihr unkonventionelles Streben reagieren?
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
„Das Mädchen Wadjda„, unter der Regie von Haifaa Al Mansour, markiert einen historischen Meilenstein als der erste abendfüllende Spielfilm, der in Saudi-Arabien von einer saudi-arabischen Regisseurin gedreht wurde. Die Produktion übernahmen Gerhard Meixner und Roman Paul, während Lutz Reitemeier die Kameraführung verantwortete und Max Richter die Musik komponierte. Der Film, eine Mischung aus Drama und Komödie, ist 97 Minuten lang und wurde für alle Altersgruppen (FSK 0) freigegeben.
In den Hauptrollen überzeugen Waad Mohammed als Wadjda, Reem Abdullah als ihre Mutter und Abdullrahman Al Gohani als Abdullah. Ahd Kamel stellt die Schuldirektorin Frau Hussa dar, und Sultan Al Assaf spielt Wadjdas Vater. Die Drehorte lagen alle in Saudi-Arabien, wo die Dreharbeiten aufgrund der strengen Geschlechtertrennung und Überwachung durch die Religionspolizei oft unterbrochen wurden.
Der Film erhielt weltweite Anerkennung und gewann mehrere internationale Preise, darunter beim Filmfestival von Venedig 2012 den Preis der Confédération Internationale des Cinémas d’Art et d’Essai und den CinemAvvenire Award. Zusätzlich erhielt er 2013 den Friedenspreis des Deutschen Films sowie weitere Auszeichnungen, die Haifaa Al Mansours Leistung als Regisseurin hervorhoben. „Das Mädchen Wadjda“ spielte weltweit 14,5 Millionen US-Dollar ein.
Inhalt und Handlung vom Film „Das Mädchen Wadjda“
Wadjda, ein elfjähriges Mädchen aus Riad, führt ein Leben, das von relativer Freiheit geprägt ist. Trotz des strengen sozialen Kontexts Saudi-Arabiens genießt sie westliche Rockmusik, trägt moderne Kleidung unter ihrem Gewand und lässt sich nicht leicht einschüchtern. Ihr Alltag wird durch Annehmlichkeiten wie eine PlayStation und Fahrten zur Schule in einem Pick-up, gesteuert von einem illegalen ausländischen Fahrer, bereichert. Diese Freiheiten sind in ihrem Umfeld nicht selbstverständlich, da viele ihrer Klassenkameradinnen unter strikteren Bedingungen leben.
Der zentrale Traum Wadjdas ist es, ein grünes Fahrrad zu besitzen, das sie täglich auf ihrem Schulweg sieht. Obwohl es für Mädchen als unpassend gilt, Rad zu fahren, und ihre Mutter es ihr verbietet, plant Wadjda, ein Radrennen gegen ihren Freund Abdullah zu gewinnen. Ihre Mutter hat indes mit eigenen Sorgen zu kämpfen, da sie versucht, ihren Ehemann von einer Zweitheirat abzuhalten. Wadjda lässt sich davon nicht entmutigen und beginnt, durch den Verkauf von Mixtapes und andere kleine Geschäfte Geld für das Fahrrad zu sammeln.
Ein Opfer der Mutter
Wadjdas Handlungen ziehen die Aufmerksamkeit der strengen Schulleiterin auf sich, die ihre unkonventionelle Haltung und die Missachtung traditioneller Werte nicht ungestraft lässt. Während die Schulleiterin öffentlich die strengen Regeln betont, wissen die Schülerinnen von ihren heimlichen Affären. Wadjdas unternehmerische Tätigkeiten werden bald entdeckt, was sie dazu bringt, an einem Koranvers-Rezitationswettbewerb teilzunehmen, um das benötigte Geld zu gewinnen.
Nachdem Wadjda den Rezitationswettbewerb gewinnt, erntet sie Staunen und Schock, als sie offenbart, das Preisgeld für ein Fahrrad verwenden zu wollen. Die Schulleiterin greift jedoch ein und erklärt, dass das Geld stattdessen für wohltätige Zwecke nach Palästina gespendet wird. Enttäuscht und ohne Mittel, ihren Traum zu verwirklichen, kehrt Wadjda nach Hause zurück und erfährt, dass ihr Vater eine Zweitfrau geheiratet hat, was ihre Mutter zutiefst betrübt.
Am Abend des Hochzeitstages ihrer Eltern offenbart Wadjdas Mutter ihr eine Überraschung: Sie hat das ersehnte grüne Fahrrad für Wadjda gekauft, indem sie auf ein neues Kleid verzichtete. Dieses Geschenk symbolisiert ihre Liebe und Unterstützung für ihre Tochter. Glücklich und ermutigt durch diese Geste, gewinnt Wadjda das Rennen gegen Abdullah und fährt allein die Hauptstraße entlang, bereit, ihre eigene Zukunft zu gestalten und den Herausforderungen des Lebens zu begegnen.
Filmkritik und Rezension von „Das Mädchen Wadjda“
Die Regisseurin Haifaa Al Mansour bringt mit „Das Mädchen Wadjda“ den ersten komplett in Saudi-Arabien gedrehten Spielfilm heraus. Dabei zeichnet sie ein lebendiges Bild des alltäglichen Kampfes der Frauen um Selbstbestimmung in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Der Film folgt der zehnjährigen Wadjda, die sich ein Fahrrad wünscht – ein einfacher Traum, der jedoch in ihrem Land für Mädchen verboten ist. Mit Witz und Entschlossenheit versucht Wadjda, das Geld für das Fahrrad zu sammeln, was sie in Konflikt mit traditionellen Werten bringt.
In ihrer Darstellung lässt Mansour die Zuschauer tief in die Herausforderungen und Einschränkungen eintauchen, denen Frauen und Mädchen in Saudi-Arabien täglich begegnen. Ohne moralisierend zu wirken, schildert sie, wie Wadjda und ihre Mutter auf subtile Weise Widerstand leisten. Die Regisseurin verwendet eine einfache Bildsprache, die die Stärke und Entschlossenheit ihrer Charaktere in den Vordergrund rückt. Der Film verzichtet auf theatralische Elemente, um die Authentizität der erzählten Geschichte zu bewahren und ihre Botschaft zu verstärken.
„Das Mädchen Wadjda“ ist mehr als ein Film über ein Mädchen und sein Fahrrad. Er ist ein Fenster in eine Welt, in der kleine Akte des Widerstands große Hoffnung bedeuten können. Al Mansour zeigt nicht nur die Einschränkungen auf, sondern auch, wie individuelle Träume und Wünsche das Potential haben, überkommene Strukturen herauszufordern. Dieser Film ist eine Inspiration, die verdeutlicht, wie Kultur und Kunst als Katalysatoren für sozialen Wandel wirken können, indem sie den Geist der Freiheit auch in den restriktivsten Umgebungen nähren.