Barbara

In „Barbara“ zeichnet Regisseur Christian Petzold das Porträt einer Frau, die in den 1980er Jahren in der DDR gegen die Einschränkungen ihrer Freiheit ankämpft. Die Hauptfigur, gespielt von Nina Hoss, ist eine Ärztin, die nach einem Ausreiseantrag aus Berlin in eine kleine Stadt versetzt wird. Dort setzt sie sich nicht nur mit den Herausforderungen ihres Berufs auseinander, sondern auch mit dem ständigen Druck der Stasi-Überwachung. Petzolds Film geht dabei über eine einfache Fluchtgeschichte hinaus und bietet tiefe Einblicke in die Komplexität menschlicher Beziehungen unter extremen Bedingungen.

Dauer: 105 Min.
FSK: ab 6 Jahren
Jahr:
Regie: Christian Petzold
Produzenten: Florian Koerner von Gustorf, Michael Weber
Hauptdarsteller: Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Rainer Bock
Nebendarsteller: Mark Waschke, Jannik Schümann, Jasna Fritzi Bauer
Genre: Drama
Studio: Schramm Film Koerner und Weber
Sprachen: Deutsch, English

Der Film beginnt mit Barbaras Ankunft im Krankenhaus, wo sie schnell merkt, dass ihr neues Leben von Misstrauen und Überwachung geprägt sein wird. Ihre Begegnungen mit André, dem Chefarzt, und Stella, einer jungen Patientin, werden zu Wendepunkten, die Barbaras Sicht auf Freiheit, Vertrauen und Liebe herausfordern. „Barbara“ erzählt somit nicht nur von persönlicher, sondern auch von gesellschaftlicher Befreiung. Dabei lernt die Protagonistin, was es bedeutet, inmitten von Repression und Kontrolle Menschlichkeit zu bewahren.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Christian Petzold führte bei dem Drama „Barbara“ aus dem Jahr 2012 Regie, zu dem er gemeinsam mit Harun Farocki das Drehbuch schrieb. Florian Koerner von Gustorf und Michael Weber produzierten den Film, der von Hans Fromm gefilmt und von Bettina Böhler geschnitten wurde. Die Musik komponierte Stefan Will. In den Hauptrollen sind Nina Hoss als Barbara Wolff und Ronald Zehrfeld als André Reiser zu sehen. Weitere wichtige Rollen spielten Rainer Bock als Klaus Schütz und Christina Hecke als Assistenzärztin Schulze.

„Barbara“ erlebte seine Premiere im Februar 2012 bei der Berlinale und startete am 8. März 2012 in den deutschen Kinos. Der Film stand im Wettbewerb um den Goldenen Bären und Christian Petzold erhielt den Silbernen Bären für die beste Regie. Zudem gewann „Barbara“ den Leserpreis der Berliner Morgenpost. Bei den Deutschen Filmpreisen 2012 erhielt der Film acht Nominierungen und gewann in der Kategorie Bester Spielfilm Silber. Auch international erregte der Film Aufmerksamkeit. Er war Deutschlands offizieller Beitrag für eine Oscar-Nominierung im Jahr 2012, erlangte jedoch keine Nominierung. „Barbara“ spielte weltweit 4,1 Millionen US-Dollar ein und wurde 2013 von der deutschen Filmkritik in den Kategorien bester Spielfilm und Schnitt ausgezeichnet. Die FSK-Einstufung des Filmes ist 6 Jahre.

Handlung und Story vom Film „Barbara“

Im Jahr 1980, in der DDR, beginnt Barbara Wolff, eine Ärztin, ihren ersten Arbeitstag in einem kleinen Krankenhaus nahe der Ostsee. Nach einem Antrag auf Ausreise aus der DDR wurde sie von einem renommierten Berliner Krankenhaus hierher versetzt und steht unter ständiger Überwachung der Stasi. Diese schreckt nicht davor zurück, Barbara in ihrer Abwesenheit zu schikanieren, indem sie ihr Haus durchsucht und sie körperlich untersucht. In dieser neuen Umgebung trifft Barbara auf den Chefarzt André Reiser und wird mit ihrer neuen Rolle in der Kinderchirurgie konfrontiert.

André Reiser offenbart Barbara später seine eigene Vergangenheit: Er hatte einst einen Fehler mit einem Inkubator begangen, der zwei Frühgeborene erblinden ließ. Um den Vorfall zu vertuschen, hatte er sich darauf eingelassen, für die Stasi zu arbeiten und ins ländliche Krankenhaus zu wechseln. Nun berichtet er über verdächtige Personen, einschließlich Barbara. Diese Entdeckung verkompliziert Barbaras Gefühlswelt, da sie gleichzeitig mit ihrer geplanten Flucht aus der DDR und den moralischen Dilemmata ihres Berufs ringt.

Liebe über Grenzen

Barbara knüpft eine besondere Beziehung zu Stella, einer jungen Frau, die wiederholt aus einem Arbeitslager flieht und im Krankenhaus landet. Als Stella schwanger wird, möchte sie das Kind in Freiheit großziehen und bittet Barbara um Hilfe bei der Flucht. Barbara selbst plant ihre Flucht in den Westen, trifft sich heimlich mit ihrem Geliebten Jörg und bereitet alles für ihren Aufbruch vor. Doch die Situation verschärft sich, als Stella zurück ins Lager muss und Barbara vor einer schweren Entscheidung steht.

Währenddessen entwickelt Reiser romantische Gefühle für Barbara, die sie zunächst abweist, obwohl sie sich zu ihm hingezogen fühlt. Ihre Beziehung vertieft sich durch die gemeinsame Arbeit und Reisers Innovationsgeist im Krankenhaus. Am Tag vor ihrer geplanten Flucht muss Barbara eine wichtige Entscheidung treffen, als ein Patient dringend operiert werden muss. Reiser überzeugt sie, die Operation durchzuführen, was Barbaras Fluchtpläne gefährdet.

In einer letzten Wendung opfert Barbara ihre eigene Fluchtchance, um Stella zur Freiheit zu verhelfen. Nachdem sie Stella auf den Weg gebracht hat, kehrt sie ins Krankenhaus zurück und entscheidet sich, in der DDR zu bleiben – an der Seite von Reiser. Ihr Blickwechsel am Krankenbett des Patienten Mario besiegelt ihr Schicksal: Sie wählt die Liebe und das Leben in der DDR über die Freiheit im Westen. Barbaras Entscheidung unterstreicht die Komplexität von persönlichen Beziehungen und moralischen Entscheidungen in einem von politischen Zwängen geprägten Leben.

Fazit und Kritik zum Film „Barbara“

Christian Petzolds Film „Barbara“ schildert auf eindrückliche Weise das Leben in der DDR der 1980er Jahre. Eingefangen durch die Augen einer talentierten Ärztin, gespielt von Nina Hoss. Petzold gelingt es, durch akribisch konstruierte Szenen, die das Ausmaß staatlicher Überwachung verdeutlichen, eine bedrückende Atmosphäre zu erzeugen. Die Kameraarbeit fängt dabei nicht nur die Schönheit der Ostseelandschaft ein, sondern auch die Kälte und Distanz zwischen den Menschen. Ronald Zehrfeld und Rainer Bock liefern als André und der Stasi-Beauftragte Schütz überzeugende Performances, die das emotionale Spektrum des Films bereichern.

Der Film zeichnet sich durch seine vielschichtige Charakterzeichnung und die Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen aus. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung von Barbara, die trotz ihrer anfänglichen Distanziertheit langsam beginnt, Verbindungen zu ihren Mitmenschen aufzubauen. Diese Wandlung wird durch ihre Interaktionen mit dem charismatischen André und der jungen Stella glaubwürdig und nuanciert dargestellt. „Barbara“ bietet damit nicht nur Einblick in die persönliche, sondern auch in die gesellschaftliche Ebene des Lebens in der DDR. Durch diese Balance zwischen individuellem Drama und historischem Kontext wird der Film zu einer reichhaltigen Studie über Anpassung, Widerstand und die Suche nach Menschlichkeit.

Petzolds Entscheidung, auf eine Filmmusik zu verzichten, verstärkt die Intensität der erzählten Geschichte. Die Stille und die oft unbehagliche Ruhe unterstreichen die emotionale Zerrissenheit der Protagonistin und die Paranoia, die ihr Leben prägt. Der Film bietet einen tiefen Einblick in die komplexe Dynamik zwischen persönlicher Freiheit und staatlicher Kontrolle, zwischen menschlicher Wärme und dem kalten Griff der Überwachung. Mit „Barbara“ hat Petzold ein meisterhaftes Werk geschaffen, das sowohl in seiner Darstellung der Charaktere als auch in seiner kritischen Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte überzeugt.

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