Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

In „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão„, einem Werk des Regisseurs Karim Ainouz, werden die Zuschauer in das lebhafte Rio de Janeiro der 1950er Jahre entführt. Hier kreuzen sich die Lebenswege der Schwestern Eurídice und Guida Gusmão. Eurídice, eine begabte Klavierspielerin, strebt nach einer musikalischen Karriere, während Guida, die ältere der beiden, sich nach Freiheit und Abenteuer sehnt. Ihre Träume und Bestrebungen führen sie jedoch auf getrennte Pfade, die von schwierigen Entscheidungen und unerwarteten Wendungen geprägt sind.

Dauer: 140 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Karim Aïnouz
Produzenten: Rodrigo Teixeira, Michael Weber
Hauptdarsteller: Julia Stockler, Carol Duarte, Flávia Gusmão
Nebendarsteller: Flávia Gusmão, Maria Manoella, Antônio Fonseca
Genre: Drama
Studio: RT Features, Pola Pandora, Sony Pictures
Sprachen: Deutsch, English

Die Geschichte entfaltet sich vor einem Hintergrund gesellschaftlicher Erwartungen und Familientraditionen. Diese Rahmenbedingungen prägen das Leben der Schwestern und fordern ihren Mut und ihre Entschlossenheit heraus. Während Guida sich den Herausforderungen eines unkonventionellen Lebensweges stellt, kämpft Eurídice darum, ihre künstlerischen Ambitionen mit den Rollenerwartungen ihrer Zeit zu vereinbaren. Der Film zeigt eindrücklich, wie tiefgreifend familiäre Bande und gesellschaftliche Zwänge das Leben dieser Frauen beeinflussen, und wie sie trotz allem versuchen, ihre eigenen Träume zu verwirklichen.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ ist ein Drama aus dem Jahr 2019. Es dauert 140 Minuten und hat die FSK-Freigabe 12. Der Film gewann 2019 in Cannes den Hauptpreis der Sektion „Un Certain Regard“. Er basiert auf Martha Batalhas Roman von 2015. Karim Aïnouz führte Regie, während Murilo Hauser das Drehbuch schrieb.

Im Zentrum stehen die Schwestern Eurídice und Guida Gusmão. Ihre Rollen übernahmen Fernanda Montenegro und Júlia Stockler. Carol Duarte spielt die junge Eurídice. António Fonseca und Gregório Duvivier ergänzen das Ensemble. Das Team hinter den Kulissen umfasst Rodrigo Teixeira und Michael Weber in der Produktion. Benedikt Schiefer komponierte die Musik, Hélène Louvart übernahm die Kameraarbeit und Heike Parplies den Schnitt.

Der Film erhielt mehrere Auszeichnungen. Dazu gehören der Belgrade Victor in Belgrad 2020 und ein Preis in München 2019. Bei den Oscars 2020 repräsentierte er Brasilien in der Kategorie „Bester Internationaler Film“. In die engere Auswahl kam er jedoch nicht.

Handlung und Story vom Film „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“

Im Rio de Janeiro der 1950er Jahre leben die Schwestern Eurídice und Guida Gusmão. Eurídice träumt von einer Karriere als Pianistin und strebt eine Aufnahme im Wiener Musikkonservatorium an. Ihre Schwester Guida, abenteuerlustig und lebensfroh, berichtet von romantischen Eskapaden mit einem griechischen Matrosen. Ihre Eltern repräsentieren klassische Rollenbilder: der Vater als Bäcker portugiesischer Herkunft und die Mutter als traditionelle Hausfrau. Eines Abends, als die Eltern Gäste haben, entwischt Guida heimlich in eleganter Abendgarderobe, um sich mit ihrem Liebhaber zu treffen. Sie bittet Eurídice, sie um ein Uhr nachts wieder ins Haus zu lassen. Doch diese wartet vergeblich, während Guida eine ausgelassene Nacht verbringt.

Eurídice heiratet bald darauf Antenor, einen Büroangestellten. Trotz Warnungen einer Freundin vor der Hochzeitsnacht glaubt sie, nicht schwanger zu werden, da sie Pläne hat, zur Aufnahmeprüfung nach Wien zu reisen. Jedoch wird sie durch Antenors Drängen schwanger. Enttäuscht über diese Wendung, erwägt sie eine Abtreibung, wird aber von ihrem Ehemann bereits als werdende Mutter gefeiert. In der Zwischenzeit kehrt Guida schwanger und enttäuscht aus Europa zurück. Ihr Vater verstößt sie und erklärt sie für tot, ohne ihr von Eurídice zu erzählen. Guida schreibt ihrer Schwester Briefe, in denen sie ihre Bewunderung für Eurídices musikalisches Talent ausdrückt. Sie ahnt, dass ihre Mutter die Briefe nie weiterleitet.

Verlorene Träume

Guida bringt einen Sohn zur Welt, fühlt sich jedoch überfordert und verlässt die Klinik, ohne ihn mitzunehmen. In ihrer neuen Umgebung trifft sie auf eine junge Mutter, die ihr zeigt, wie man trotz Kind das Nachtleben genießt. Außerdem lernt sie Filomena kennen, eine ältere Frau, die ihr Zufriedenheit und Unabhängigkeit vermittelt. Guida holt ihren Sohn zurück, zieht bei Filomena ein und arbeitet auf der Werft. Sie hat gelegentliche Männerbekanntschaften, während Filomena in ihrer Eigenständigkeit aufgeht.

Eurídice, nun Mutter einer Tochter, opfert ihren Traum vom Konservatorium für ihre Familie. Sie pflegt ihre kranke Mutter und nimmt später ihren Vater bei sich auf. Trotzdem engagiert sie einen ehemaligen Polizisten, um Guida zu suchen. Dieser hält die Suche für aussichtslos. Eurídice spielt weiterhin Klavier und gewinnt einen Wettbewerb, doch ihr Mann missachtet ihre Leidenschaft. Sie empfindet Glück im Musizieren, ist jedoch von der Gleichgültigkeit ihres Mannes frustriert.

Guida pflegt die krebskranke Filomena und nimmt dafür auch unangenehme Begegnungen in Kauf. Filomena hinterlässt ihr ihr Grundstück, auf dessen Grabplatte Guidas voller Name steht. Dieses Grab entdeckt der von Eurídice beauftragte Polizist. Eurídice erfährt von der Verleugnung ihrer Schwester und ihres Neffen durch ihren Vater. Sie ist schockiert und verbrennt in ihrer Trauer ihr Klavier. Wieder schwanger, wird ihr Ruhe verordnet. Jahre später öffnet die gealterte Eurídice mit ihren Kindern und Enkeln einen Tresor ihres Vaters. Darin finden sie alle Briefe von Guida. Eurídice beschließt, erneut nach ihrer Schwester zu suchen und entdeckt schließlich deren Enkelin.

Fazit und Kritik zum Film „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“

Karim Ainouz‘ Film „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ spielt in den 1950er Jahren in Rio de Janeiro. Die Handlung dreht sich um die Schwestern Eurídice und Guida Gusmão. Sie sind unzertrennlich, bis das Leben sie auf schmerzliche Weise trennt. Eurídice, dargestellt von Carol Duarte, ist eine talentierte Klavierspielerin mit Träumen von einem Studium in Wien. Ihre Schwester Guida, gespielt von Julia Stockler, verliebt sich in einen griechischen Seemann und folgt ihm nach Europa. Guida kehrt schwanger nach Rio zurück, wird aber von ihrem Vater verstoßen. Eurídice heiratet den uninteressanten Antenor und wird ebenfalls schwanger.

Der Film zeigt eindrucksvoll, wie die Frauen ihrer Zeit in Rollen gezwängt werden. Manuels Verhalten als Vater ist besonders hervorzuheben. Er präsentiert sich als fürsorglich gegenüber Eurídice und ihrem Kind, doch unterdrückt er gleichzeitig seine Frau und leugnet seine andere Tochter. Diese Charakterdarstellung ist besonders facettenreich und hinterlässt beim Zuschauer eine Mischung aus Wut und Mitleid. Die Schwestern führen derweil getrennte Leben, gefangen in den Konventionen ihrer Zeit. Guida findet bei der älteren Filomena ein liebevolles Zuhause, während Eurídice in ihrer unglücklichen Ehe gefangen bleibt.

Die Farbenpracht und der südamerikanische Soundtrack heben den Film auf ein hohes Niveau. Die Frauen versuchen, die starren gesellschaftlichen Strukturen zu durchbrechen, was dem Film eine außergewöhnliche Intensität und Nähe verleiht. Die Szene, in der sich die Schwestern fast begegnen, ist ein Höhepunkt der Erzählung. Der Film endet nicht mit einem einfachen Happy End, sondern feiert den tragischen, doch kraftvollen Kampf der Frauen. „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ ist somit ein emotional packendes und visuell überwältigendes Drama, das lange im Gedächtnis bleibt.

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