One Child Nation (2019) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
In „One Child Nation“ beleuchtet das Regie-Duo Nanfu Wang und Jialing Zhang eines der kontroversesten Themen der jüngeren chinesischen Geschichte: die Ein-Kind-Politik. Durch persönliche Erzählungen, Interviews und sorgfältige Recherchen bietet der Dokumentarfilm einen tiefgreifenden Einblick in die Auswirkungen dieser Politik auf Individuen und Familien. Die Regisseurinnen sind beide unter der Ein-Kind-Politik geboren worden. Sie nutzen ihre persönlichen Erfahrungen, um die Geschichte authentisch und empathisch zu erzählen. Der Film wirft kritische Fragen auf. Indem er die Zuschauer mit den emotionalen, physischen und sozialen Konsequenzen konfrontiert, die diese Politik für mehrere Generationen mit sich brachte.
Dauer: | 89 Min. |
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FSK: | ab 12 Jahren |
Jahr: | 2019 |
Regie: | Nanfu Wang, Jialing Zhang |
Produzenten: | Christoph Jörg, Julie Goldman, Christopher Clements |
Hauptdarsteller: | Nanfu Wang, Zaodi Wang, Zhimei Wang |
Nebendarsteller: | Guijiao Wang, Yueneng Duan, Shihua Wang |
Genre: | Dokumentation |
Studio: | Amazon Studios |
Sprachen: | English, Mandarin |
Zentral in „One Child Nation“ ist die Auseinandersetzung mit den schweren Entscheidungen und Opfern, die von Familien, insbesondere von Frauen, gefordert wurden. Der Dokumentarfilm schafft es, die komplexe Dynamik zwischen staatlicher Kontrolle und persönlichem Leid zu erfassen. Durch das Aufzeigen von Geschichten wie der von Nanfu Wangs Mutter, die gegen die Politik verstieß, und dem Künstler Peng Wang, der die dunklen Seiten der Politik in seiner Kunst verarbeitet, bildet der Film ein vielschichtiges Bild der chinesischen Gesellschaft. Diese persönlichen Perspektiven sind es, die „One Child Nation“ zu einem kraftvollen und bewegenden Zeugnis machen.
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
„One Child Nation„, ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2019. Unter der Regie von Nanfu Wang und Jialing Zhang, die beide unter Chinas Ein-Kind-Politik geboren wurden, erforscht der Film die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Politik. Nanfu Wang führt nicht nur Regie, sondern tritt auch als Erzählerin auf. Die Produktion übernahmen Wang, Zhang und Christoph Jorg, mit Wang und Yuanchen Liu hinter der Kamera und einem Schnitt, ebenfalls von Wang.
Nanfu Wang und Jialing Zhang wurden am 12. November 2020 für ihren aufschlussreichen Dokumentarfilm mit dem Katholischen Medienpreis 2020 in der Kategorie Elektronische Medien geehrt. Die Zeremonie fand ausschließlich digital statt. Zu der Besetzung gehören Nanfu Wang selbst, ihre Mutter Zaodi Wang, ihr Bruder Zhihao Wang, ihr Onkel Shihua Wang, ihre Großmutter Zhimei Wang, ihre Tante Guijiao Wang und der Künstler Peng Wang.
Die Premiere des Films fand auf dem Sundance Film Festival am 26. Januar 2019 statt, wo er den Großen Preis der Jury für Dokumentarfilme erhielt. Kurz darauf erfolgte am 9. August 2019 der Kinostart in den USA durch Amazon Studios. An seinem Eröffnungswochenende lief „One Child Nation“ in je einem Kino in New York City und Los Angeles und spielte 22.244 Dollar ein, mit ausverkauften Vorstellungen. Darüber hinaus erhielt der 89 Minuten lange Film, freigegeben ab 12 Jahren, Aufmerksamkeit im deutschen Fernsehen, wo er am 22. Oktober 2019 auf arte als „Land der Einzelkinder“ ausgestrahlt wurde. Die Musik von Nathan Halpern und Chris Ruggiero untermalt die emotionale Erzählung.
Inhalt und Handlung vom Film „One Child Nation“
„One Child Nation“ entfaltet die komplexen Auswirkungen der Ein-Kind-Politik in China, die von 1979 bis 2015 galt. Dabei zeichnet Regisseurin Nanfu Wang, die selbst unter dieser Politik geboren wurde, ein tiefgehendes Bild der persönlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen. Durch Interviews mit ihrer Mutter, Zaodi Wang, offenbart sich der immense familiäre Druck. Sowie die schwierigen Entscheidungen, die Familien im Angesicht von Zwangssterilisationen und Geldstrafen treffen mussten. Darüber hinaus zeigt der Dokumentarfilm eindrucksvoll, wie die Ein-Kind-Politik durch Staatspropaganda verstärkt wurde. Zugleich setzte in den ländlichen Gegenden erheblicher Widerstand gegen diese Maßnahmen. Überdies spiegelt Zaodis Furcht, ein weiteres Mädchen zu bekommen und die möglicherweise daraus resultierende Notwendigkeit, dieses Kind zu verlassen. Die tiefgreifenden persönlichen Konflikte und emotionalen Turbulenzen spiegeln sich wider, die die Politik bei den Betroffenen auslöste.
Der Film behandelt auch das düstere Thema des Kindesinfantizids, welches in China oft zur Aussetzung neugeborener Mädchen führte. Durch die Geschichte von Nanfu Wangs Onkel, der sein eigenes Kind aussetzte, wird die Brutalität dieser Praxis deutlich. Peng Wangs Kunst, die tote Babys in medizinischen Abfalltüten darstellt, unterstreicht die Schrecken der Politik. Trotz staatlicher Repressionen gegen seine Arbeit setzt Peng Wang ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen dieser dunklen Zeit. Die Dokumentation unterstreicht die Unmenschlichkeit des Kindesinfantizids und dessen weitreichende Folgen für die chinesische Gesellschaft.
Eingriff in persönliche Freiheiten
Zwangsassoziation und Sterilisation waren tragische Realitäten der Ein-Kind-Politik. Interviews mit Tunde Wang und Huaru Yuan, einem ländlichen Hebamme, enthüllen die grausamen Methoden, mit denen diese Maßnahmen durchgesetzt wurden. Von 50.000 bis 60.000 durchgeführten Eingriffen spricht Huaru Yuan, oft gegen den Willen der Frauen. Diese erschütternden Berichte zeigen das Ausmaß des staatlichen Eingriffs in persönliche Freiheiten und die physischen wie psychischen Traumata der betroffenen Frauen.
Menschenhandel, begünstigt durch die Politik, wird ebenso kritisch betrachtet. Yueneng Duans Geständnisse als ehemaliger Menschenhändler offenbaren ein System, in dem verlassene Babys zu Waren wurden. Brian und Longlan Stuys Bemühungen, adoptierte chinesische Kinder mit ihren biologischen Familien wiederzuvereinigen, beleuchten eine weitere Facette der Tragödie. Der Handel mit Babys für internationale Adoptionen wirft Fragen nach Ethik und Verantwortung auf, die weit über Chinas Grenzen hinausreichen.
Filmkritik und Rezension von „One Child Nation“
„One Child Nation“ von Nanfu Wang und Jialing Zhang ist ein kraftvoller und tief bewegender Dokumentarfilm, der die verheerenden Auswirkungen der Ein-Kind-Politik in China beleuchtet. Mit großer Sorgfalt und Detailgenauigkeit zeichnen die Regisseurinnen persönliche Geschichten von Leid, Verlust und Widerstand nach. Sie verbinden dabei geschickt Interviews mit Familienmitgliedern, Künstlern, ehemaligen Beamten und Aktivisten. Diese Mischung aus persönlichen Erzählungen und kritischer Analyse ermöglicht es dem Zuschauer, die menschlichen Kosten einer staatlich verordneten Politik zu begreifen.
Wang und Zhang nutzen eindrucksvolle Bilder, um die emotionalen Erzählungen zu verstärken. Die Kombination aus persönlichem Erzählstil und investigativer Berichterstattung schafft eine dichte Atmosphäre, die den Betrachter fesselt. Durch den gekonnten Einsatz von Archivmaterial, Propagandakunst und aktuellen Aufnahmen wird die Ein-Kind-Politik aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. So gelingt es den Regisseurinnen, die Komplexität und die Tragweite der Thematik eindrucksvoll darzustellen.
Wang und Zhang haben einen mutigen und aufschlussreichen Film geschaffen, der nicht nur die Schrecken der Ein-Kind-Politik aufzeigt, sondern auch die Stärke des menschlichen Geistes in Zeiten der Unterdrückung. Der Film fordert zum Nachdenken auf und ist ein eindringlicher Appell, die Geschichte nicht zu vergessen. Er zeigt, wie wichtig es ist, sich mit den dunklen Kapiteln unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen, um für eine gerechtere Zukunft zu kämpfen.