Rote Armee Fraktion » ein Rückblick auf die Geschichte der RAF
Jüngere Generationen kennen womöglich nur noch den Namen RAF – oder Rote Armee Fraktion – doch ältere Menschen werden sich noch daran erinnern, dass es eine unruhige Zeit in Deutschland gewesen ist. Die RAF war eine terroristische Vereinigung, die dem linksextremen Spektrum zugeordnet wird und für mehrere Morde, Anschläge und Entführungen verantwortlich gewesen ist. Die Ursprünge der Vereinigung lassen sich auf die sechziger Jahre zurückdatieren, die Haupttaten geschahen in den siebziger und achtziger Jahren. Aufgelöst wurde die RAF im Jahr 1998. Zahlreiche Bücher, Filme und Dokumentationen haben sich seitdem mit der RAF beschäftigt – unter anderem auch das Buch “Tödlicher Irrtum – Die Geschichte der RAF” von Butz Peters. Wer heute Informationen zu den damaligen Ereignissen haben will, wird also schnell fündig.
Die Anfänge der Roten Armee Fraktion
Natürlich müssen solche Ereignisse immer im gesamten Kontext der Historie betrachtet werden. Will man für die Rote Armee Fraktion einen Anfangspunkt setzen, so lässt er sich in den sechziger Jahren finden, als in Deutschland die Studentenproteste aufkamen. Gewalttätiger wurden die Proteste, als 1967 Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde. Für ein gewalttätigeres Vorgehen gegen den Staat waren Andreas Baader und Gudrun Ensslin. In zwei Kaufhäusern in Frankfurt legten sie Brände im Jahr 1968, wofür sie drei Jahre Gefängnisstrafe erhielten. Doch Ensslin entzog sich der Haft, Baader war nur für einen Monat hinter Gittern.
In der Bibliothek “Zentralinstitut für soziale Fragen” in Berlin traf er auf Ulrike Meinhof, sie sollten gemeinsam an einem Buch arbeiten. Meinhof gehörte da bereits zur RAF und Baader wurde befreit. Dieses Ereignis gilt auch als Geburtsstunde der Roten Armee Fraktion im Jahr 1970, da hier die führenden Persönlichkeiten der Vereinigung aufeinandertrafen. Das waren Meinhof, Baader, Ensslin und der Anwalt Horst Mahler. Der Name Rote Armee Fraktion kam aber erst später und war selbst gewählt. Bis dahin war die Gruppierung als Baader-Meinhof-Bande bekannt.
Der Terror der RAF
Nachdem sich die Gruppe gefunden hatte, wollte man zur Tat schreiten. Dafür brauchte es aber auch Waffen, Autos und auch Wohnungen. Um diese Dinge finanzieren zu können, begann man mit Überfällen auf Banken, klaute Dokumente und Fahrzeuge. Im Jahr 1971 erstellte Ulrike Meinhof “Das Konzept Stadtguerilla”, das ein Strategiepapier darstellte. Darin nannte man sich erstmals RAF und nutzte auch das Symbol mit dem roten Stern und der Maschinenpistole. In dem Papier wurde Gewalt als Mittel gerechtfertigt. Das erste Opfer der Gruppe war Norbert Schmid. Der Polizist wurde während einer Verfolgung erschossen.
In der folgenden Zeit gab es erste Terroranschläge. Unter anderem auf Stützpunkte der US-Armee in Frankfurt und Heidelberg, wobei vier Soldaten Opfer der Anschläge wurden. Weitere Ziele der RAF waren das Auto von Wolfgang Buddenberg, dem zuständigen Bundesrichter in den Ermittlungen gegen die RAF, sowie die Polizeidirektion in Augsburg. Im Axel-Springer-Haus in Hamburg detonierten mehrere Bomben, wobei über 30 Menschen verletzt wurden.
Im Juni 1972 gelang es der Polizei in der bis dahin größten Fahndungsaktion der BRD die Führungsriege der RAF zu verhaften. Die Mitglieder der RAF kamen in isolierte Haft und traten in einen Hungerstreik. Holger Meins starb in der Folge, obschon er zwangsernährt worden ist. 1975 wurden die RAF-Mitglieder in der JVA Stuttgart-Stammheim unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen zusammengelegt. Wenig später begann der Prozess in einem fensterlosen Gerichtssaal.
Der Gruppe wurden sechs Anschläge mit Sprengstoff, 39 Mordversuche und vier Morde angelastet. Es dauerte fast 200 Tage bis das Urteil gesprochen wurde, da es teilweise schwierig war, die Taten den einzelnen Personen zuzuordnen. Am 28. April 1977 erhielten Ensslin und Baader lebenslänglich. Schon im Jahr zuvor hatte sich Ulrike Meinhof in ihrer Zelle erhängt.
Die nachfolgenden RAF Generationen
Mit der Inhaftierung und Verurteilung der RAF-Mitglieder endete der Terror jedoch nicht. Eine zweite Generation von RAF-Terroristen war nicht weniger entschlossen als die erste. 1977 wurde eine Maschine der Lufthansa von einer palästinensischen Terrorgruppe entführt, um die RAF Forderungen zu unterstützen. Unter anderem wollte man damit die Freilassung der Inhaftierten bewirken, doch ging die Bundesregierung unter Helmut Schmidt nicht darauf ein. Nachdem die Entführung gescheitert war, begangen Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Andreas Baader Selbstmord. Irmgard Möller hingegen überlebte schwerverletzt ihren Selbstmordversuch.
Zahlreiche weitere Anschläge und Morde geschahen. Unter anderem wurde 1977 der Generalbundesanwalt Siegfried Buback von Mitgliedern der Rote Armee Fraktion erschossen. Mit ihm auch sein Fahrer Wolfgang Göbel, sowie Georg Wurster, Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft. Knapp drei Monate später wurde Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG, in seinem Privathaus erschossen. Ebenfalls sehr in Erinnerung geblieben ist die Entführung von Hanns Martin Schleyer, dem Präsidenten des Bundesverbandes der Arbeitgeber, was noch vor der Flugzeugentführung geschah. Auch Schleyer wurde schließlich ermordet.
Die sogenannte zweite Generation der Rote Armee Fraktion war ungefähr bis 1984 aktiv, bis die meisten wichtigsten Mitglieder verhaftet werden konnten. Die Jahre zwischen 1978 und 1984 waren für die Mitglieder vom Leben im Untergrund geprägt. Einige konnten in die DDR und tauchten dort unter falscher Identität unter. Doch es gab eine Enttarnung und Überführung an die BRD noch vor der Wiedervereinigung. Es folgte die Zeit der sogenannten dritten Generation der RAF, die zwischen 1985 und 1993 für zehn Morde verantwortlich waren. Vor allem versuchte man sich auch mit anderen Organisationen aus Belgien, Italien und Frankreich zu koordinieren, die ebenfalls linksextremistisch agierten.
Die Auflösung der RAF
Die RAF endete, wie es selten für solche Terrororganisationen der Fall ist. Im April 1998 gab es ein Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters über acht Seiten. Darin wurde verkündet, dass die RAF, die im Jahr 1970 gegründet worden ist, offiziell aufgelöst wird. Die Erklärung war zwar einerseits positiv, da ein Ende des Terrorismus aus dieser Seite gekommen schien, doch Reue wurde in diesem Schreiben nicht gezeigt.
Den Todesopfern der Organisation war kein Wort gewidmet, nur aber den eigenen Mitgliedern, die über die fast zwei Jahrzehnte gestorben waren. Ganz ruhig war es jedoch noch nicht. So wurde Horst Ludwig Meyer 1999 in einem Schusswechsel mit der österreichischen Polizei getötet. Im selben Jahr gab es einen Überfall auf einen Geldtransporter, der mit RAF Mitgliedern in Verbindung gebracht werden konnte, sodass die Gefahr gesehen wurde, dass sich eine vierte Generation gründen würde, was sich glücklicherweise bis heute nicht bewahrheitete.
Die Aufarbeitung der RAF
Im Laufe der Zeit wurden die Ereignisse um die RAF auf verschiedene Weise aufgearbeitet. Auch Jahre nach den Vorfällen kommen noch Informationen ans Licht, die das Puzzle erweitern. Unter anderem gibt es das Buch “Tödlicher Irrtum – Die Geschichte der RAF” vom Experten Butz Peter, das unter anderem auch auf der Seite raf-geschichte-der-rote-armee-fraktion.de vorgestellt wurde. Auch sind viele Filme erschienen, die das Thema in der ein oder anderen Weise aufgreifen. Das geschah auch schon sehr früh. Beispielsweise “Die dritte Generation” von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1979. Sehr bekannt sind auch „Baader (2002)„, sowie “Der Baader Meinhof Komplex” und “Mogadischu” aus dem Jahr 2008.
Fazit zum Rückblick auf die Geschichte der Rote Armee Fraktion (RAF)
Die Jahre der Roten Armee Fraktion in Deutschland waren von einer großen Unsicherheit geprägt, zeigen aber auch, dass Terrorismus kein Problem der letzten zwanzig Jahre ist. Auch schon zuvor sorgten die Terroristen für Unsicherheiten. Nun mag man über deren Ziele geteilter Meinung sein, doch ihre Aktionen haben viele Tode und Verletzte zur Folge gehabt, deren Nachwirkungen auch heute noch streckenweise zu spüren sind.
Die damalige Bundesregierung in den siebziger Jahren unter Helmut Schmidt trat in keine Verhandlungen mit den Terroristen, was im Nachhinein gemeinhin als richtige Entscheidung angesehen wird. So konnten letztendlich keine Forderungen der RAF umgesetzt werden, die man sich anfangs gestellt hatte und sich somit auch zeigt, dass Gewalt selten der richtige Weg sein kann. Wer sich für das Thema interessiert, findet dazu ausführliche Informationen in Filmen, Dokumentationen und Büchern.