WortAngelegenheiten – Das 4. Unframed Festival 2019 in Berlin

Lebendige Debatten sind wichtiger Bestandteil einer Demokratie. Das Unframed Festival in Berlin, das jetzt zum vierten Mal ausgetragen wurde, lebt diese Debattenkultur und möchte damit Künstlern und der Bevölkerung eine Stimme geben. In diesem Jahr ging es aber nicht allein um Stimmen, sondern auch um Wörter allgemein, die so einfach und schnell gesprochen werden, aber große Wirkungen haben können.

Unframed Festival 2019 - WortAngelegenheiten

Daher hat man sich auch für das Thema “WortAngelegenheiten” entschieden, um herauszufinden, inwiefern Wörter einerseits die Selbstbestimmung fördern können, andererseits aber auch zur Repression genutzt werden. Neben anregenden Debatten gab es auch in diesem Jahr wieder ein umfassendes Programm, das aus Kunstausstellungen, Workshops, Musik, Filme und mehr bestand. Der Hauptveranstaltungsort ist das NewYorck im Bethanien gewesen. Den Rückblick zum diesjährigen Festival gibt es in diesem Artikel.

Das Unframed Festival 2019

2015 fand das Unframed Festival zum ersten Mal statt, jetzt war es bereits die vierte Ausgabe, was zeigt, dass das Festival Anklang bei den Besuchern findet. Angesetzt wurde es für die Tage vom 25. bis zum 28. April 2019 und stand unter dem Motto “WortAngelegenheiten” (‘Matter of Words’), was schon aufzeigte, worum es in diesem Jahr hauptsächlich gehen sollte. Wörter und Sprache sind so alltägliche Dinge, dass oftmals kaum erkannt wird, welche Wirkung damit verbunden ist. Doch Wörter können eine enorme Wirkung entfalten. Sie können einen Menschen selbstbestimmt machen, indem er eigene Worte für sich und sein Leben findet, die ausdrücken, was er will und wonach er strebt. Gleichzeitig können Wörter aber auch unterdrücken und einengen.

Diese Bandbreite an Bedeutungen wollte man sich näher anschauen und hat dafür Diskussionen, Workshops und mehr auf die Beine gestellt. Behandelt wurden ganz unterschiedliche Themen und Aspekte. Beispielsweise ging es um Wörter, die einem Tabu unterliegen, oder um Wörter, die für Propaganda genutzt werden. Ebenso ging es natürlich auch um deren befreiende Funktion, wenn man sich der Macht von Sprache bewusst wird. Auch in diesem Jahr hat sich das Unframed Festival, das hauptsächlich im NewYorck im Bethanien stattgefunden hat, gegen Sexismus, Rassismus und weitere Formen der Diskriminierung stark gemacht.

Programm zum 4. Unframed Festival

Programm zum 4. Unframed FestivalUnterstützer des Festivals sind in diesem Jahr unter anderem Wearebornfree! Empowerment Radio, Shegal Bait, hundert K, Krishan Rajapakshe, Queerulant_in e.V. und Common Ground gewesen. Sie haben dabei geholfen, das Programm auf die Beine zu stellen, das am Donnerstag seinen Anfang nahm. Dazu gab es verschiedene Kunstausstellungen und Vorführungen. Dazu gehörten “How to make cachupa” mit Rita Guimarães und “A word of one´s own” mit Alice Rajasombat. Sowie “Entkolonialisierung des Alphabets” von Krishan Rajapakshe und “Losing Choices” von Sara Ferrer. Des Weiteren “Normalität ist Chaos” von Veronika Gabler und Sophia Zobel und “Willst du eine Zeichnung?” mit Sophie Vialettes. Zudem gab es “Adbusting: Politik machen durch das Verändern von Worten in Werbung” mit dem Berlin Busters Social Club.
 
An den folgenden Tagen gab es auch eine Reihe von sogenannten Empowerment Workshops beim Unframed Festival der WortAngelegenheiten. Dazu gehörten die “Siebdruck-Werkstatt” von Do It Together Siebdruck, “Wiegelieder-Geschichten” von Rasha Hilwi mit den Illustrationen von Sophie Vialettes, “De-/Re-Constructing words towards ourselves” von Caru, “Words, Therapy for our ills” von Art Melody, “Wie offen sind meine politischen Strukturen für Geflüchtete” von Women in Exile und “Mehr _ Blick – Wo sind unsere Geschichten?” mit mehr_blick. Auch in diesem Jahr gab es wieder die Möglichkeit zum Tausch von Literatur. Im Bereich Freie-Bücher-Boxen konnten Bücher kostenlos mitgenommen, getauscht oder abgegeben werden. Die offene Unframed-Tafel diente spontanen Ankündigungen und Aktionen.

Filme, Konzerte und Theater auf der Bühne

Filme, Konzerte und Theater auf der BühneNeben dem Hauptort im NewYorck im Bethanien wurde auch noch das Theater vom Theaterbündnis Blumenstrauß am Mariannenplatz genutzt. So wurden nicht nur Filme auf den Veranstaltungen gezeigt, sondern es gab auch die Gelegenheit für verschiedene Aufführungen und Konzerte. Gezeigt wurde beispielsweise am Freitag der Film “In-Between” (‘Dazwischen’) von Sahar El Echi mit englischem Untertitel. Außerdem gab es eine Performance und einen Workshop zum Thema “Theseus erschaffen” von Bjorn Beuys, Richard Haufe-Ahmels und Paul Marwitz. Am Abend folgte das digitale Terzett mit “Ein surrealer Fireside Chat der Extraklasse” vom Chapeau Club. Interessant war auch der Film “Wenn die Untoten vom Leben träumen – Das utopische Potential von Zombiismus” von Céline Keller und Louisa Beck.
 
Auch am Samstag gab es ein ausgedehntes Programm der WortAngelegenheiten, wozu auch eine Live-Radioshow gehörte. Am Abend konnte man “Auftakt” von Nicolle Bussien sehen. Außerdem gab es die Performance “Mein Name lautet Manifesto” von Baian Aljeratly und Philipp Urrutia. “Uns gibt es, Wir sind hier” war ein Talk am Abend mit insgesamt acht Geschichten von der International Woman Space. Außerdem wurden die Filme “A cinema of queerness” von XPOSED International Queer Film Festival Berlin und “Festival der Demokratie” von Lars Kolros gezeigt. Am Vorabend gab es zudem die Performance “Orlando” von Llewellyn Reichman.

Fazit zum Unframed Festival 2019

Mittlerweile hat sich das Unframed Festival in Berlin etablieren können, sodass es auch in diesem Jahr wieder über mehrere Tage im NewYorck im Bethanien in Berlin-Kreuzberg stattfinden konnte. Darüber hinaus nutzte man auch das daneben liegende Theater vom Bündnis Blumenstrauß. Neben generellen Fragen zu Toleranz und Diskriminierungen ging es in diesem Jahr speziell um Wörter und wie diese vielfältige Wirkungen entfalten können. Sowohl auf persönlicher Ebene, als auch in gesellschaftlichen Dimensionen. Die verschiedenen Programmpunkte beschäftigten sich auf unterschiedlichen Arten mit diesem Thema, ob nun durch Workshops, Diskussionen, Filme oder Ausstellungen. Weitere Informationen zum Festival der WortAngelegenheiten gibt es auch auf der Seite vom NewYorck in Bethanien.

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