COLLATE » Online-Zugriff auf historisches Filmmaterial

Das Projekt „COLLATE“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Wissen im Internet zugänglich gemacht werden kann. Die gleichnamige Webseite collate.de ist die entsprechende Anlaufstelle für alle, die nach historischem Archiv Material suchen. Schnell zeigt sich die Notwendigkeit für die Archivierung, aber auch für die leichte Zugänglichkeit. Historisches Filmmaterial, oder auch Bilder und Plakate, ist nicht selbstverständlich. Wird in heutiger Zeit alles filmisch dokumentiert, war das gerade noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Ausnahme. Viele Aufnahmen sind nicht mehr auffindbar oder vollständig. Umso wichtiger ist es, eine zentrale Anlaufstelle im Internet zu haben, die das Material sammelt und aufbereitet. Die Webseite richtet sich sowohl an privat Interessierte, als auch an filmhistorische und geisteswissenschaftliche Wissenschaftler. Durch die Mitarbeit der Benutzer und Wissenschaftler soll das Portal stetig anwachsen. COLLATE wurde 2000 ins Leben gerufen.

Was bedeutet COLLATE?

Die Großbuchstaben beim Projektnamen deuten bereits darauf hin, dass es sich um eine Abkürzung handelt. Ausgeschrieben bedeutet der Name ‘Collaboratory for Annotation, Indexing and Retrieval of Digitized Historical Archive Material’. Frei übersetzt bedeutet es, dass es ein Kollaboratorium (also eine zweckgebundene Zusammenarbeit) für historisches Filmmaterial gibt, das kommentiert, indiziert und digital abgerufen werden kann. Einfacher ausgedrückt handelt es sich bei COLLATE um eine Datenbank für historisches Filmmaterial. Damit erschließt sich die Funktion natürlich auch recht zügig, doch erst bei näherem Hinsehen zeigt sich, wie gut das Konzept ausgearbeitet ist und warum eine Seite wie COLLATE überhaupt notwendig ist.

Die Seite verfolgt im Grunde zwei Funktionen. Zum einen der Aufbau einer virtuellen Bibliothek historischer Filmdokumente, aber auch Bilder oder Plakate, und darüber hinaus auch eine Suche, die wissenschaftlichen Kriterien standhält. Mit einer einfachen Suche ist es nicht getan, da COLLATE vor allem auch wissenschaftlich und akademisch genutzt werden soll. Digitale Techniken und das Internet ermöglichen den Aufbau dieser Datenbank, die sich aus Filmmaterialien der ganzen Welt speisen kann. Vor allem für Filmstudien ist COLLATE also wichtig, ebenso aber auch generell für historische Forschungen. Das ‘Collaboratory’ im Namen macht aber auch deutlich, dass es sich um ein Portal der Zusammenarbeit handelt und auf diese Weise an Qualität gewinnen soll.

Wie funktioniert COLLATE?

Im Grunde ist COLLATE tatsächlich eine Datenbank, die allerdings nicht nur Wissen bereitstellen soll, sondern auch dazu genutzt werden soll, das Wissen eingespeist wird. In diesem Fall bedeutet Wissen digitalisiertes Filmmaterial, das vor allem aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammt. Dazu gehören vor allem Filme, ebenso aber auch Bilder und andere Materialien. Ist ein solches Material vorhanden, kann es jeder Mitarbeitende in COLLATE einspeisen und schon mit ersten Metadaten versehen. Diese helfen bei der Einordnung des historischen Materials, das danach weltweit verfügbar ist.

digitalisiertes FilmmaterialMit dem einmaligen Einstellen des historischen Materials ist es aber nicht getan. Denn auch danach können Wissenschaftler und Archivare noch daran arbeiten bzw. an den Metadaten. Also weitere Informationen einfügen, die das Filmmaterial einordnen lassen. Das kann über Schlagworte geschehen, ebenso aber auch in der Verknüpfung mit anderem Material. Je mehr Informationen auf diese Weise hinzugefügt werden, desto mehr Wert bekommt das Material, das ohne die historischen Daten nur schwer gedeutet werden kann. Dazu kommt, dass mit allen Informationen auch die Suche erleichtert wird. Es ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit, auf historisches Filmmaterial zurückgreifen zu können. COLLATE soll aber genau das vereinfachen. Zum einen durch die Zentralisierung über das Portal, zum anderen durch die immer weitere Präzisierung der Suchmöglichkeiten. Insofern ist COLLATE ein lebendiges Projekt, das stets erweitert wird.

Die Vorteile von COLLATE

Natürlich ist die Frage auch berechtigt, inwiefern COLLATE notwendig ist oder welche Vorteile es mit sich bringt. Gibt es nicht auch andere Wege an historisches Filmmaterial zu kommen? Bis zur Gründung des Projekts gab es solches Material meist nur sehr dezentral. Beispielsweise in Filmmuseen oder aber an den Instituten der Universitäten, die den Filmwissenschaften gehören. Computer und Internet machen es möglich, dass altes Material zum einen digitalisiert wird, zum anderen aber auch mit anderen geteilt werden kann. Damit das aber auch funktioniert, braucht es entsprechend ein zentrales Portal, auf das alle Wissenschaftler, Archivare und sonstige Interessierte zugreifen können. COLLATE ist genau so ein Portal, das diese Möglichkeiten bietet.

Jeder der schon einmal wissenschaftlich gearbeitet hat, weiß, dass Recherchen und das Auffinden von Material alles andere als einfach ist. Bis in die neunziger Jahre hinein gab es vor allem örtliche Bibliotheken, in denen Karteikarten zum Ordnen genutzt worden sind. Das Internet bietet da optimale Möglichkeiten, damit Wissen auf der ganzen Welt geteilt werden kann. Gerade für Filmwissenschaftler ist COLLATE also ein enorm hilfreiches Hilfsmittel, das sich fest im wissenschaftlichen Alltag etablieren kann. Die Einfachheit des Zugangs und die Menge des Materials sind klare Vorteile.

Die Historie des Films

Wenn von Film gesprochen wird, denken die meisten an Spielfilme. Streng genommen ist aber mit Film das Medium selbst gemeint, also die Möglichkeit bewegte Bilder aufzunehmen und abzuspielen. Die Ursprünge davon sind schon im 18. Jahrhundert zu finden. Die Laterna magica war eine Art von Diaprojektor. Im 19. Jahrhundert schließlich wurden bereits erste Apparaturen entwickelt, die mehrere Bilder hintereinander zeigen konnten. Das Prinzip ist von Daumenkinos bekannt. Der nächste große Schritt sollte darin bestehen, direkt in Folge mehrere Bilder aufnehmen zu können und nicht nur einzelne Fotos. Zur nächsten Jahrhundertwende wurde das aber schon geschafft. Die große Hürde dabei war die Belichtungszeit, die natürlich nicht mehrere Sekunden dauern durfte.

Ab 1895 begann eine Zeit der ersten kurzen Stummfilme. Schon im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts waren Filme keine Unbekanntheit mehr. Sie wurden oft auf Jahrmärkten gezeigt und erfreuten sich immer größerer Beliebtheit. Alsbald wurden auch längere Spielfilme erstellt oder auch private Aufnahmen gemacht. Ebenso wurden auch erstmals Ereignisse aufgezeichnet. Mit den dreißiger Jahren begann die Zeit des Stummfilms, womit das Kino, wie man es heute kennt, seinen Anfang nahm und zur ersten Blütezeit kam.

Filmkameras und Filmaufnahmen waren schon in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts absolut keine Seltenheit mehr. Das ist einerseits aus historischer Sicht interessant, da es so Filmmaterialien dieser Zeiten gibt. Allerdings ist es meist nicht so einfach, an das Material heranzukommen. Film ist ein physisches Medium. Filme dieser Zeit sind nicht selten zerstört, in sehr schlechter Qualität, verloren oder grundsätzlich schwer zu finden. Insofern ist Filmgeschichte auch immer die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Altes Filmmaterial taucht auch heute noch regelmäßig auf. Eine zentrale Digitalisierung ist aus historischer Sicht eine enorme Bereicherung.

Warum die Archivierung so wichtig ist

COLLATE - Archivierung von FilmenZwar gibt es auch immer wieder kritische Stimmen zur Digitalisierung des Films, aber einig dürften sich die meisten darin sein, dass es zumindest zur Archivierung von Filmen enorm hilfreich ist. Gemeint ist damit, dass vormals nur auf Filmrollen vorhandene Materialien digital gespeichert werden. Das hat mehrere Vorteile. Zum einen können auf diesem Wege auch Restaurierungen stattfinden, zum anderen können digitale Inhalte beliebig oft kopiert und so leichter gesichert werden. Aber warum es ist grundsätzlich so wichtig, dass es Portale wie COLLATE gibt und Filme archiviert werden? Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen die Relevanz, die sich filmwissenschaftlich aber auch historisch insgesamt begründen lässt. Zum anderen aber auch der Kampf gegen den Zahn der Zeit.

Das Archivieren von Filmmaterial auf COLLATE hat zwei wichtige Bedeutungen. Zum einen ist es für Filmwissenschaftler interessant, die damit bestimmen wollen, wie sich das Medium Film entwickelt hat und wo die Ursprünge der heutigen Filmwelt zu finden sind. Zum anderen aber sind Filme der Frühzeit auch historische Dokumente, die etwas über die Ereignisse und Bedingungen der früheren Zeiten erzählen.

Die Digitalisierung ist eine große Chance, die aber auch sehr dringend ist. Denn das Archivieren von altem Filmmaterial ist auch ein Kampf gegen die Zeit. Das Medium Film hält nicht für ewig. Mit der Zeit gehen Filmmaterialien kaputt. Sie können ausbleichen, zerreißen oder eben auch komplett zerstört werden. Alte Filmrollen, die sich auf irgendwelchen Dachböden befinden, könnten mit der Zeit auch noch verloren gehen. Insofern ist auch Tempo angesagt, was die Digitalisierung und Archivierung angeht.

Die Schwierigkeiten historischer Filmaufnahmen

Das Medium Film ist zum einen physisch, weshalb es eben auch einfach zerstört werden kann. Das kann auch durch den Zahn der Zeit geschehen, da Film sehr klare Lagerbedingungen stellt. Ist es zu warm oder zu feucht, geht der Film kaputt. Ebenso ist er lichtempfindlich. Schnell können sich kleine Risse und Unsauberkeiten bilden. Wenn heute eine einhundert Jahre alte Filmrolle gefunden wird, kann vor dem Anschauen kaum etwas über die Qualität ausgesagt werden. Manchmal ist sie so schlecht, dass gar nichts mehr damit anzufangen ist. Manchmal aber sind auch aufwendige Restaurierungen notwendig, die Zeit, Geld und vor allem auch Expertise kosten.

Ferner war Film aber auch immer etwas, das schnell in den Fokus rückte, wenn es politisch unruhig wurde. Film kann als Propaganda genutzt aber genauso auch verboten werden. Die politischen Unruhen und schwierigen Zeiten des 20. Jahrhunderts haben dafür gesorgt, dass viele Filme in Vergessenheit geraten und komplett verschwunden sind. Zensur von Film stand oft an der Tagesordnung. Insofern ist auch nicht immer klar, wie original historisches Filmmaterial eigentlich ist bzw. in welchem Kontext es einzuordnen ist. Filmwissenschaftler müssen wie Detektive vorgehen, wobei eben ein Projekt wie COLLATE enorm hilfreich ist.

Fazit zu COLLATE und historische Filmaufnahmen

Zwei Säulen spielen beim Projekt COLLATE eine wichtige Rolle. Zum einen die Digitalisierung (Innovations in Digital Asset Management) und Archivierung von altem Filmmaterial, um es so für den wissenschaftlichen Betrieb aber auch der Nachwelt zur Verfügung zu stellen. Zum anderen dient COLLATE aber auch ganz klar dem wissenschaftlichen Austausch. Das Material soll eingefügt, kommentiert und eingeordnet werden.

COLLATE ist ein tolles Projekt, für das man auch kein Wissenschaftler zu sein braucht, um die Bedeutung einzuschätzen. Auch abseits der Filminstitute dürfte es interessant für Filmfans sein, den Ursprüngen des Mediums auf den Zahn zu fühlen und Geschichte erlebbar zu machen. Insofern bietet COLLATE also einen enorm hohen Mehrwert. COLLATE – Historische Filmforschung in einem verteilten Annotationssystem im WWW (das ausführliche COLLATE-PDF von Ulrich Thiel, Holger Brocks, Jürgen Keiper, Andrea Dirsch-Weigand und Adelheit Stein zum Download).

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