Ein Mann sieht rot

Ein Mann sieht rot“ zeichnet die Geschichte von Paul Kersey nach, einem Architekten aus Manhattan, dessen Leben eine tragische Wendung nimmt. Seine Frau Joanna und Tochter Carol werden Opfer eines brutalen Überfalls. Dieser Vorfall markiert den Anfang von Pauls Transformation. Von einem friedfertigen Bürger zu einem Rächer, der das Gesetz in die eigenen Hände nimmt. Sein erster Akt der Selbstverteidigung gegen einen Angreifer lässt in ihm eine unbekannte Energie frei. Doch es ist der Tod seiner Frau und der psychische Zusammenbruch seiner Tochter, der ihn vollends auf einen düsteren Pfad führt.

Dauer: 92 Min.
FSK: ab 16 Jahren
Jahr:
Regie: Michael Winner
Produzenten: Bobby Roberts, Hal Landers
Hauptdarsteller: Charles Bronson, Vincent Gardenia, William Redfield
Nebendarsteller: Hope Lange, Kathleen Tolan, Christopher Guest
Genres: Krimi, Thriller
Studio: Columbia Pictures
Sprachen: Deutsch, English

Nach einem Aufenthalt in Tucson, Arizona, bei einem Klienten, der seine Fähigkeiten im Umgang mit Waffen erkennt und fördert, kehrt Paul nach New York zurück. Seine Erlebnisse dort stärken seinen Entschluss, gegen die Kriminalität vorzugehen. Ausgestattet mit einem geschenkten Revolver, beginnt er, nächtliche Streifzüge durch die Stadt zu machen. Pauls Aktionen ziehen die Aufmerksamkeit der New Yorker Polizei auf sich. Inspektor Frank Ochoa kommt ihm auf die Spur. Trotz der offensichtlichen Reduktion der Kriminalitätsrate durch Pauls Handlungen, entscheidet sich die Staatsanwaltschaft gegen seine Verhaftung. Die Angst vor öffentlichem Aufruhr und Nachahmungstaten wiegt schwerer. Pauls Kampf gegen das Verbrechen endet mit einer stillen Übereinkunft, die ihn aus New York weg und nach Chicago führt.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

1974 präsentierte der Regisseur Michael Winner mit „Ein Mann sieht rot“ einen Kriminalthriller, der bis heute nachhallt. Die Hauptfigur, Charles Bronson, wurde von Charles Bronson gespielt. Neben Bronson überzeugen Vincent Gardenia als Lt. Frank Ochoa und Hope Lange als Joanna Kersey mit ihren Darstellungen. Die musikalische Untermalung wurde von Herbie Hancock komponiert.

Die Produktion des Films lag in den Händen von Dino de Laurentiis, während das Drehbuch von Wendell Mayes stammt. Ursprünglich für die Rolle des Paul Kersey vorgesehen waren Stars wie Jack Lemmon und Frank Sinatra. Doch die Wahl fiel letztendlich auf Bronson. Der Film, inszeniert in einer Zeit, als Bronson vor allem in Europa Erfolge feierte, etablierte ihn auch in den Vereinigten Staaten als Action-Star. Trotz anfänglicher Bedenken seines Agenten hinsichtlich der möglichen Kontroversität des Stoffes, nahm Bronson die Rolle an. Die Produktion unter Winners Regie brachte schließlich einen Film hervor, der trotz Skepsis während der Dreharbeiten ein finanzieller Erfolg wurde.

Trotz oder vielleicht gerade wegen der kontroversen Thematik der Selbstjustiz, gelang es „Ein Mann sieht rot“, sich als Kassenschlager zu etablieren. Mit einem Budget von nur rund drei Millionen US-Dollar spielte der Film allein in den USA 22 Millionen Dollar ein. Seine Fortsetzungen, ebenfalls unter der Regie von Winner, festigten den Status der Reihe. Interessant ist auch, dass Jeff Goldblum in „Ein Mann sieht rot“ sein Filmdebüt gab. Er spielte einen der Kriminellen. Die Fortsetzungsgeschichte des Films, mit insgesamt fünf Teilen, zeugt von der anhaltenden Faszination und dem Erfolg des Originals. Der letzte Teil wurde allerdings nur in Österreich auf Deutsch veröffentlicht.

Handlung und Story vom Film „Ein Mann sieht rot“

Paul Kersey, ein Architekt mittleren Alters, lebt mit seiner Frau Joanna in Manhattan. Ihr friedliches Leben endet jäh, als Joanna und ihre Tochter Carol von drei Straßenräubern verfolgt werden. Die Täter geben sich als Lieferanten aus, um in die Wohnung einzudringen. Dort finden sie lediglich 7 Dollar vor. Die Enttäuschung mündet in Gewalt: Joanna wird geschlagen und Carol sexuell missbraucht. Die Tragödie setzt sich im Krankenhaus fort, wo Joanna ihren Verletzungen erliegt. Nach der Beerdigung seiner Frau wehrt sich Paul zum ersten Mal gegen einen Angreifer. Dieses Ereignis hinterlässt bei ihm gemischte Gefühle aus Schock und einer ungewohnten Energie.

Kurz darauf schickt Pauls Chef ihn nach Tucson, Arizona, zu Ames Jainchill, einem Kunden. Ames führt Paul in seinen Schießclub ein und ist beeindruckt von dessen Treffsicherheit. Trotz seiner Vergangenheit als Kriegsdienstverweigerer und der familiären Abneigung gegen Waffen, offenbart sich Pauls verborgenes Talent. Diese Begegnung markiert einen Wendepunkt in seinem Leben. Zurück in Manhattan konfrontiert ihn das Schicksal erneut. Seine Tochter Carol ist durch das Trauma in einen katatonischen Zustand gefallen. Pauls Entscheidung, sie in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen, unterstreicht seine Ohnmacht und Verzweiflung.

Das Abschiedsgeschenk

Pauls nächster Schritt wird durch Ames‘ Abschiedsgeschenk, einen Revolver, bestimmt. Bei einem nächtlichen Spaziergang wird er erneut überfallen, doch diesmal wehrt er sich und tötet den Angreifer. Diese Tat ist der Beginn einer Reihe von nächtlichen Streifzügen, bei denen Paul gezielt Kriminelle zur Strecke bringt. Seine Aktionen ziehen die Aufmerksamkeit von NYPD-Inspektor Frank Ochoa auf sich. Die Polizei ermittelt gegen den unbekannten Rächer, dessen Vorgehen die Kriminalitätsrate in der Stadt spürbar senkt.

Währenddessen bleibt Carol im Institut, unfähig zu sprechen oder Liebe zu empfinden. Ihre Aggressionen richten sich gegen das Personal, was ihre tiefe innere Zerrüttung offenbart. Ochoa kommt Paul schließlich auf die Schliche, doch die Staatsanwaltschaft entscheidet sich gegen eine Verhaftung. Sie befürchten, Pauls Verhaftung könnte zu öffentlichem Aufruhr und Nachahmungstaten führen. Diese Entscheidung spiegelt die Ambivalenz der Gesellschaft gegenüber Selbstjustiz wider.

Im finalen Akt wird Paul bei einem seiner Streifzüge verletzt. Er stellt einen Angreifer, doch kollabiert er schließlich aufgrund seines Blutverlusts. Ochoa findet Paul und bietet ihm einen Ausweg an: Verlassen Sie New York für immer. Paul akzeptiert und beginnt ein neues Leben in Chicago. Doch schon bei seiner Ankunft zeichnet sich ab, dass er seinen Kampf gegen das Verbrechen fortsetzen wird. Ein symbolisches Fingerpistolen-Geste gegenüber Schurken in Chicago deutet auf den Beginn eines neuen Kapitels hin.

Fazit und Kritik zum Film „Ein Mann sieht rot“

Ein Mann sieht rot„, ein Film von Michael Winner aus dem Jahr 1974, bleibt ein kontrovers diskutiertes Werk. Charles Bronson verkörpert darin Paul Kersey, einen Architekten, dessen Leben durch eine Tragödie auf den Kopf gestellt wird. Nach dem brutalen Überfall auf seine Familie in New York, der zum Tod seiner Frau führt und seine Tochter schwer traumatisiert, nimmt Kersey das Gesetz in die eigene Hand. Diese Verwandlung vom friedlichen Bürger zum Rächer zeichnet einen tiefen moralischen Konflikt. Der Film steht für mehr als nur Rache; er reflektiert eine Gesellschaft, die mit Kriminalität und der Ohnmacht des Einzelnen ringt.

Die technische Umsetzung des Films ist bemerkenswert. Die Kameraführung und die Komposition der Szenen sind überdurchschnittlich gut gelungen, unterstützt durch einen markanten Soundtrack von Herbie Hancock. Diese Elemente heben „Ein Mann sieht rot“ von anderen Filmen des Genres ab. Winner’s Regie vermag es, die Schwere der Handlung eindrucksvoll zu transportieren, ohne dabei die Charaktere in den Hintergrund treten zu lassen. Insbesondere die Darstellung der Gewalt wirkt realistisch und ungeschönt, was den Film bis heute herausfordernd macht.

Das Werk spricht uramerikanische Werte an, indem es die Selbstverantwortung des Einzelnen betont. Kerseys Handlungen werden nicht glorifiziert, sondern in einem ambivalenten Licht gezeigt. Der Film vermeidet eine einfache Antwort auf die Frage nach Recht und Unrecht. Er hinterlässt den Zuschauer mit einem Verständnis für Kerseys Beweggründe, ohne dessen Entscheidungen zu idealisieren. „Ein Mann sieht rot“ fordert zur Auseinandersetzung mit dem Konzept der Selbstjustiz und den Grenzen des Rechtsstaates heraus. Dadurch bleibt er ein relevantes und nachdenklich stimmendes Stück Filmgeschichte.

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