Joyland

In der pulsierenden Stadt Lahore, im Film „Joyland„, unter der strengen Aufsicht von Patriarch Amanullah, beginnt Haiders Reise. Er, ein junger Mann ohne Beschäftigung, ergreift die Chance seines Lebens. Durch die Vermittlung seines Freundes Qaiser findet Haider Arbeit in einem Umfeld, das seine Welt auf den Kopf stellt. Er wird Tänzer in einem Theater, wo Biba, eine transgeschlechtliche Frau und der Star der Show, die Bühne beherrscht. Ihre erste Begegnung, zufällig im Krankenhaus, prägt den Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft.

Dauer: 127 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Saim Sadiq
Produzenten: Apoorva Guru Charan, Sarmad Sultan Khoosat, Lauren Mann
Hauptdarsteller: Ali Junejo, Rasti Farooq, Alina Khan
Nebendarsteller: Salmaan Peerzada, Sohail Samee, Sania Saeed
Genres: Drama, LGBT
Studio: Soho Distribution
Sprachen: Deutsch, English

Die Herausforderungen im Theater sind groß, doch Haider gibt nicht auf. Mit jedem Schritt auf der Bühne wächst sein Selbstbewusstsein. Außerhalb des Rampenlichts entwickelt sich zwischen ihm und Biba eine tiefe Verbindung. Sie teilen Momente des Verständnisses und der Akzeptanz, die in der konservativen Gesellschaft Pakistans selten sind. Diese Beziehung stellt sowohl eine persönliche als auch eine kulturelle Herausforderung dar und zeigt die Spannungen innerhalb der Familie Rana und der Gesellschaft auf.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Im Mai 2022 feierte „Joyland“ bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere. Dieses Drama unter der Regie von Saim Sadiq erzählt eine packende Geschichte. Sadiq schrieb das Drehbuch zusammen mit Maggie Briggs. Apoorva Guru Charan, Sarmad Sultan Khoosat und Lauren Mann produzierten den Film. Abdullah Siddiqui komponierte die Musik, während Joe Saade für die Kameraarbeit und Saim Sadiq gemeinsam mit Jasmin Tenucci für den Schnitt verantwortlich waren.

Die Handlung dreht sich um die Figuren Haider, gespielt von Ali Junejo, und Biba, dargestellt von Alina Khan. Weitere wichtige Charaktere sind Mumtaz (Rasti Farooq) und Nucchi (Sarwat Gilani). Eine besondere Herausforderung stellte eine Kussszene dar, die nicht in der pakistanischen Fassung enthalten ist.

„Joyland“ wurde international anerkannt und für zahlreiche Preise nominiert. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2022 gewann der Film den Jurypreis in der Reihe Un Certain Regard sowie die Queer Palm. Des Weiteren erhielt er die Auszeichnung als Bester internationaler Film bei den Independent Spirit Awards 2023.

Handlung und Story vom Film „Joyland“

In der pulsierenden Metropole Lahore steht die Familie Rana unter der strengen Führung von Amanullah, dem älteren Patriarchen. Sein jüngerer Sohn Haider, der schon seit Jahren ohne Beschäftigung ist, findet durch die Hilfe seines Freundes Qaiser endlich eine Anstellung. Die Arbeit, die er bekommt, ist allerdings ungewöhnlich: Er soll als Tänzer in einem erotischen Tanztheater auftreten, dessen Star Biba, eine transgeschlechtliche Tänzerin, ist. Diese hatte Haider zuvor in einem denkwürdigen Moment im Krankenhaus getroffen, als seine Schwägerin Nucchi ein Kind zur Welt brachte. Die Nachricht über Haiders neue Stelle veranlasst Amanullah dazu, von Mumtaz zu verlangen, ihre Arbeit aufzugeben, was bei ihr für Unmut sorgt.

Im Theater trifft Haider auf seine Kollegen und beginnt mit den Proben für die Show mit Biba. Trotz seiner offensichtlichen Unerfahrenheit im Tanz, bemüht sich Haider und gewinnt langsam an Selbstvertrauen. Außerhalb des Theaters entwickelt sich zwischen Haider und Biba eine unerwartete Freundschaft, als sie gemeinsam ein Werbeplakat für Biba in Auftrag geben. Diese gemeinsamen Erlebnisse führen zu einem tieferen Verständnis und Respekt zwischen den beiden. Währenddessen erleben Mumtaz und Nucchi im Haushalt der Ranas ihre eigenen Kämpfe und Freuden, als sie eine Klimaanlage installieren, ein Symbol für kleine Luxusmomente in ihrem Alltag.

Intoleranz und Missverständnisse

Die Beziehung zwischen Haider und Biba vertieft sich weiter. Als Haider eines Abends Biba nach Hause begleitet und mehr über ihre Vergangenheit und die Herausforderungen erfährt, denen sie als transgeschlechtliche Frau in Pakistan gegenübersteht. Die Geschichte von Tina, einer Freundin Bibas, die ermordet wurde, öffnet Haider die Augen. Für die Brutalität und Intoleranz, mit der Menschen wie Biba konfrontiert sind. Trotz dieser schweren Themen finden Haider und Biba Momente der Leichtigkeit und des gegenseitigen Verständnisses, die ihre Beziehung stärken.

Doch das Leben hält Herausforderungen bereit: Als Haider und die anderen Tänzer sich auf eine Aufführung vorbereiten, kommt es im Theater zu einem Stromausfall. Mit Haider als treibender Kraft entscheiden sie sich, die Show fortzusetzen, was sich als Erfolg erweist und die Zuschauer begeistert. Gleichzeitig werden Mumtaz und Nucchi mit ihren eigenen Problemen konfrontiert, als Nucchis Ehemann Saleem Mumtaz in einem intimen Moment ertappt, was zu Spannungen und Missverständnissen führt.

Die Nachricht von Mumtaz‘ Schwangerschaft mit einem Jungen bringt kurzzeitig Hoffnung und Freude in die Familie. Doch die Freude wird getrübt, als Haider und Biba in einen Streit geraten, der ihre Beziehung zerstört. Mumtaz‘ tragischer Tod und die darauf folgende Trauer der Familie werfen ein Schlaglicht auf die tief verwurzelten Probleme und Spannungen innerhalb der Familie Rana und der Gesellschaft. Haider, konfrontiert mit dem Verlust und den unerfüllten Träumen, trifft die Entscheidung, Lahore zu verlassen und zum Meer zu reisen, ein symbolischer Schritt auf der Suche nach Heilung und einem Neuanfang.

Fazit und Kritik zum Film „Joyland“

Joyland“ bietet eine fesselnde Darstellung der Konflikte zwischen traditionellen Rollenbildern und individuellen Begehren in Lahore, Pakistan. Der Film erkundet geschickt die Dynamiken einer patriarchal geprägten Familie, in der Haider, gespielt von Ali Junejo, als unkonventionelles Mitglied hervorsticht. Seine Unfähigkeit, den familiären Erwartungen nachzukommen, führt ihn in die Welt des Mujra-Theaters und schließlich in die Arme von Biba, einer trans Frau. Diese Beziehung und Haiders Kampf um Akzeptanz bilden das Herzstück der Handlung. Regisseur Saim Sadiq navigiert durch diese komplexe Erzählung mit einem scharfen Auge für soziale Diskrepanzen und persönliche Freiheiten.

Sadiq verleiht jedem Charakter Tiefe und Authentizität, sodass die Zuschauer ein umfassendes Bild der gesellschaftlichen Herausforderungen in Pakistan erhalten. Die Figur der Mumtaz, dargestellt von Rasti Marooq, und sogar des patriarchalischen Familienoberhauptes werden als vielschichtige Individuen gezeigt, deren eigene unterdrückte Wünsche die tragischen Realitäten des Patriarchats offenbaren. Durch den geschickten Einsatz von Kontrasten zwischen den Lebenswelten der Charaktere hinterfragt der Film kritisch die vorherrschenden Normen und bietet einen Einblick in die Kämpfe um Identität und Selbstbestimmung.

Obwohl der Film gegen Ende melodramatische Züge annimmt, schmälert dies nicht seine Wirkung als kraftvolle Kritik an gesellschaftlichen Zwängen und als Plädoyer für mehr Menschlichkeit und Verständnis. „Joyland“ zeichnet sich durch seine sorgfältige Inszenierung und tiefgründige Charakterstudien aus. Die Handlung betont die Bedeutung von Empathie und den schmerzhaften Kampf um Anerkennung in einer Welt voller Restriktionen. Der Film bleibt ein wichtiges Werk, das zum Nachdenken anregt und die Diskussion über Geschlecht, Sexualität und Freiheit in der südasiatischen Gesellschaft bereichert.

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