Schwangerschaft & Hautpflege: Worauf sollte ich als Frau achten?
Ein bekannter Mythos innerhalb der Hautpflege- und Beauty-Welt besagt: Wer schwanger ist, bekommt schöne Haut. In den vergangenen Jahren hat sich dafür der Trendbegriff “Schwangerschaftsglow” etabliert: Die Haut wird mit der Schwangerschaft sehr rein und soll dadurch regelrecht strahlen. Die Realität sieht für viele Frauen leider anders aus: Mehr als ⅓ aller Schwangeren leiden während der Schwangerschaft an Akne-Symptomen wie fettiger Haut, Mitessern oder Pickeln. Das scheint sogar so weit zu gehen, dass manche Frauen erst durch die Veränderungen an ihrem Hautbild überhaupt bemerkt haben, dass sie schwanger waren – zumindest lassen sich immer wieder derartige Erfahrungen auf Blogs nachlesen.
Den Schwangerschaftsglow als Unsinn abzutun, ist dennoch etwas zu voreilig. Denn: Jede Haut ist anders und so können die tatsächlichen Auswirkungen einer Schwangerschaft auch immer unterschiedlich aussehen. Umso wichtiger ist es jedoch, gut vorbereitet zu sein und auch die möglichen negativen Effekte zu kennen. Deshalb wollen wir Ihnen einen Überblick über die typischen schwangerschaftsbedingten Hautveränderungen geben, Ihnen sagen, welche Hautpflegeprodukte Sie auch während der Schwangerschaft benutzen können und eine Antwort auf die Frage geben, ob eine Schwangerschaft tatsächlich Akne verursachen kann.
Akne in der Schwangerschaft – auch nur ein Mythos?
Fettigere Haut, kleine schwarze Mitesser und immer wieder neue Pickel – was stark an die Symptome einer Pubertäts-Akne erinnert, holt viele Frauen auch während der Schwangerschaft wieder ein. Tatsächlich ist eine gewöhnliche Akne (medizinisch: Akne vulgaris) nichts, was auf das Jugendalter beschränkt ist, sondern auch im Erwachsenenalter keine Seltenheit. Dass zwischen beiden Zeitpunkten des Auftretens ein Zusammenhang besteht, haben Studien längst belegt: Rund 90 % der Frauen, die während ihrer Schwangerschaft mit Akne-Symptomen zu kämpfen haben, waren auch zuvor schon einmal von stärkeren Hautunreinheiten betroffen.
Dass die Akne ausgerechnet während der Schwangerschaft ihr unliebsames Comeback feiert, hat dabei vor allem hormonelle Ursachen. Ähnliche wie das Absetzen der Anti-Baby-Pille oder die Menopause gehört die Schwangerschaft mit zu den Ereignissen im Erwachsenenleben von Frauen, die den Hormonspiegel stark durcheinanderbringen können. So kann es passieren, dass plötzlich ein Übergewicht an männlichen Geschlechtshormonen (Androgene) entsteht. Diese finden sich in wesentlich geringerer Anzahl auch im weiblichen Körper wieder und sorgen bei einem plötzlichen Überschuss unter anderem dafür, dass der Körper mehr Hautfett (Talg) produziert und die Haut zeitgleich stärker verhornt. Besteht ohnehin eine grundsätzliche Veranlagung zu Akne und Hautunreinheiten, kann die Kombination aus beiden Faktoren dazu führen, dass die Poren verstopfen und sich Hautfett-Ansammlungen in Form von Mitessern bilden. Diese entstehen vor allem im Gesicht – werden sie dort zu häufig berührt oder kommen auf andere Art mit Bakterien in Kontakt, kann das Entzündungen zur Folge haben, wodurch beispielsweise die Akne-typischen Pickel entstehen.
Akne in der Schwangerschaft ist kein Mythos
Akne in der Schwangerschaft ist also keineswegs ein Mythos, sondern viel mehr ein Problem, mit dem sehr viele Frauen zu kämpfen haben. Die gute Nachricht: Wenige Wochen nach der Geburt gehen normalerweise auch die Akne-Symptome wieder selbstständig zurück. Sollte das jedoch nicht der Fall sein – oder die Symptome in besonders starker Form auftreten – ist es immer sinnvoll, sich von Dermatologen beraten und die Akne professionell behandeln zu lassen. Dank neuen Dermatologie-Start-ups geht das heutzutage auch online und von zu Hause aus.
Hautveränderungen in der Schwangerschaft – Probleme & Lösungen
Abgesehen von der Akne – die vor allem im Gesicht auftritt – gibt es auch noch andere Hautveränderungen, die zwar weder untypisch noch gefährlich sind, nichtsdestotrotz aber sehr stören können.
Schwangerschaftsstreifen
Was medizinisch als “Striae distensae” bezeichnet wird, ist umgangssprachlich vor allem als Dehnungsstreifen bekannt. Während der Schwangerschaft können sie vor allem an der Brust und auf dem Bauch auftreten, da sich die Haut dort innerhalb kürzester Zeit stark ausdehnen muss und so das Bindegewebe aus Kollagen und Elastin gebrochen wird. Das Problem: In vielen Fällen bleiben Schwangerschaftsstreifen auch weit über die 9 Monate hinaus sichtbar.
Die Lösung: Nachträglich behandeln lassen sich Dehnungsstreifen bisher leider kaum. Dermatologen raten deshalb hauptsächlich zum Versuch, den Streifen möglichst vorzubeugen. Das kann unter anderem funktionieren, indem Pflanzenöle in die Haut einmassiert werden, um sie besser dehnbar zu machen.
Melasma
Hierbei handelt es sich um eine bestimmte Art von Hyperpigmentierungen. Ebenfalls hormonell bedingt, wird vor allem im Gesicht übermäßig Melanin eingelagert, wodurch besonders dunkle Hautstellen entstehen.
Die Lösung: Hyperpigmentierungen verblassen in vielen Fällen selbstständig mit der Zeit. Sollte das jedoch nicht passieren, können regelmäßige Behandlungen mit Azelainsäure dabei helfen, das Verblassen voranzutreiben. Einige Experten raten zudem zum regelmäßigen “Exfolieren” der Haut, da Peelings mit AHA- oder BHA-Säure dabei helfen sollen, abgestorbene Hautzellen zu entfernen und so auch die Verfärbungen ein Stück weit zu reduzieren.
Hyperpigmentierungen an anderen Körperstellen
Zusätzlich zu der Melasma im Gesicht können Hyperpigmentierungen auch am Bauch, den Brustwarzen und in den Achseln auftreten, da während der Schwangerschaft das sogenannte melanozyten-stimulierende Hormon (MSH) produziert wird. Treten die Hyperpigmentierungen in Form einer Linie auf dem Bauch auf, wird das medizinisch als “Linea nigra” bezeichnet.
Die Lösung: Diese Art von Hyperpigmentierungen gehen nach der Schwangerschaft fast immer innerhalb kürzester Zeit von selbst zurück. Sollte das nicht der Fall sein, lassen Sie sich am besten dermatologisch beraten.
Rosazea
Zwar ist diese Entwicklung sehr selten, in manchen Fällen kann es jedoch passieren, dass bei schwangeren Frauen eine leichte Rosazea in Form von Rötungen im Gesicht auftritt.
Die Lösung: Grundsätzlich ist es in diesem Fall immer sinnvoll, sich zeitnah dermatologisch beraten zu lassen. Zu den sicheren Behandlungsmethoden während einer Schwangerschaft gehören unter anderem Nitroimidazol-Antibiotika und Azelainsäure, die bei manchen Menschen auch gegen Rosazea-Symptome wirken kann.
Welche Inhalts- und Wirkstoffe sind während einer Schwangerschaft sicher?
Insbesondere, wenn es um die Behandlung von Akne oder einer der genannten Hautveränderungen während einer Schwangerschaft geht, verdient die Auswahl der richtigen Wirkstoffe besondere Aufmerksamkeit. Denn: Auch die Stoffe aus Cremes und anderen Hautpflegemitteln können über die Haut teilweise absorbiert, in den Körper aufgenommen werden und so unter Umständen auch Auswirkungen auf das Kind haben. Die gängigen Hautpflegeprodukte sind in diesem Zusammenhang fast ausnahmslos sicher. Anders sieht es jedoch bei vielen Medikamenten und Therapeutika aus.
Das Problem: Kontrollierte Studien zu Akne-Medikamenten werden schon allein aus ethischen Gründen nicht mit Schwangeren durchgeführt, weshalb für viele Mittel und Stoffe bisher ausreichende Testergebnisse fehlen. Akne-Therapeutika, die von Dermatologen während einer Schwangerschaft (oder der Stillzeit) grundsätzlich nicht verwendet werden, sind unter anderem:
- Isotretinoin-Tabletten – ein Retinoid (Vitamin-A-Derivat), das normalerweise zur Behandlung schwererer Akneformen eingesetzt wird.
- Retinol & Retinoide in Creme- oder Gel-Form – Retinoide wie Adapalen und Tretinoin gehören mit zu den wirksamsten Mitteln gegen Akne und Hautunreinheiten, die Folgen einer Behandlung während einer Schwangerschaft konnten bisher aber nicht abschließend nachgewiesen werden. Selbiges gilt für den beliebten Anti-Aging-Wirkstoff Retinol.
- Salicylsäure-Peelings mit einer Konzentration über 2 %
Welche Wirkstoffe kann ich während einer Schwangerschaft benutzen?
Zu den Wirkstoffen, die allgemein hin als sicher für schwangere und stillende Frauen erachtet werden und sehr effektiv gegen Hautunreinheiten wirken können, gehören vor allem folgende:
- Benzoylperoxid (BPO)
- Kombinationen aus BPO & antibakteriellen Wirkstoffen (z. B. Erythromycin)
- Azelainsäure
Grundsätzlich gilt aber auch hier: Frauen, die während einer Schwangerschaft etwas gegen ihre Hautunreinheiten unternehmen wollen, sollten immer den sicheren Weg gehen und sich vorab von einer Dermatologin beraten lassen.
Kann ich auch Schwanger weiterhin Anti-Aging-Produkte nutzen?
Zusätzlich zu den genannten Behandlungsmitteln stehen häufig auch Anti-Aging-Produkte in der Diskussion. Das hat einfache Gründe: Viele von ihnen setzen auf Retinol als Hauptwirkstoff und sollten deshalb für den Zeitraum der Schwangerschaft ausgesetzt werden. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Alternativen, die hauptsächlich auf Antioxidantien basieren und dadurch ungefährlich sind. Auch für Wirkstoffe wie Vitamin C, Niacinamid oder Peptide wurden bisher keine Risiken festgestellt.
Fazit: dermatologische Beratung als Sicherheit
Grundsätzlich sind die meisten herkömmlichen Pflege- und Beautyprodukte auch während der Schwangerschaft Hautpflege oder Stillzeit ungefährlich. Aufmerksamer sollten Sie vor allem sein, wenn bei Ihnen Hautveränderungen wie Akne entstehen und Sie diese behandeln wollen. Vor allem viele (verschreibungspflichtige) Medikamente wurden bisher nicht ausreichend im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft getestet. Deshalb gilt: Ganz egal, ob die Hautveränderungen sie verunsichern oder Sie nicht wissen, welche Ihrer Produkte sie weiterhin verwenden können – sich zur Sicherheit dermatologisch beraten zu lassen, ist in jedem Fall der richtige Schritt.