Das Mädchen Hirut (2012) - Handlung, Besetzung und Filmkritik

Eintauchen in das Äthiopien der 1990er Jahre, wo Traditionen und Riten die Gesellschaft beherrschen, führt uns der Film „Das Mädchen Hirut„. Regisseur Zeresenay Mehari schenkt uns ein erschütterndes, doch zugleich ermutigendes Portrait von Hirut, einem jungen Mädchen, das gegen ungerechte kulturelle Normen kämpft. Inmitten der atemberaubenden Landschaft Äthiopiens folgen wir Hirut auf ihrer außerordentlichen Reise. Sie widersteht dem grausamen Schicksal, das ihr durch eine alte Tradition auferlegt wird.

Dauer: 99 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Zeresenay Berhane Mehari
Produzenten: Mehret Mandefro, Zeresenay Berhane Mehari
Hauptdarsteller: Meron Getnet, Tizita Hagere, Haregewine Assefa
Nebendarsteller: Brook Sheferaw, Mekonen Laeake
Genre: Drama
Studio: Haile Addis Pictures
Sprachen: Deutsch, English, Amharisch

Der Film beginnt mit der Entführung von Hirut durch eine Gruppe Männer. Dies ist der Auftakt zu einem schicksalhaften Ereignis, das durch das jahrhundertealte Ritual der Telefa ausgelöst wird. Auf diese Weise verwebt Mehari eine spannende Handlung mit der Kritik an der Unterdrückung von Frauen. Durch den Kampf von Hirut und der Hilfe einer engagierten Anwältin wird die schmerzvolle Realität vieler Mädchen in Äthiopien lebendig und nachvollziehbar gemacht.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Das Mädchen Hirut“ ist ein dramatischer Film aus dem Jahr 2014, der auf einem wahren juristischen Präzedenzfall basiert. Im Mittelpunkt steht Hirut Assefa, ein 14-jähriges Mädchen, das von Tizita Hagere dargestellt wird. Das Mädchen nimmt die tragische Rolle eines Opfers ein, das seinen Peiniger erschießt und danach wegen Mordes angeklagt wird. Zeresenay Mehari führte Regie und verfasste das Drehbuch, während er ebenfalls an der Produktion mitwirkte.

Die unterstützenden Rollen wurden von Meron Getnet als Meaza Ashenafi, Haregewine Assefa als Membenre Yohannes und anderen Schauspielern übernommen. Die musikalische Untermalung erfolgte durch Dave Eggar und David Schommer, während Monika Lenczewska die Kameraführung und Agnieszka Glinska den Schnitt übernahm. Die Länge des Films beträgt 99 Minuten und er hat eine Altersfreigabe von FSK 12.

Die Premiere des Films fand am 18. Januar 2014 beim renommierten Sundance Film Festival statt. Es folgte eine Vorführung bei den 64. Internationalen Filmfestspielen in Berlin in der Sektion „Panorama“. Der Film feierte seinen deutschen Kinostart am 12. März 2015 und erhielt auf mehreren Festivals hochrangige Auszeichnungen. Unter anderem gewann er den Panorama-Publikumspreis der Berlinale 2014 und den Publikumspreis in Sundance. Für ihre beeindruckende Arbeit wurden sowohl Zeresenay Mehari als auch Monika Lenczewska nominiert.

Inhalt und Handlung vom Film „Das Mädchen Hirut (Difret)“

„Das Mädchen Hirut“, ein kraftvoller Film von Zeresenay Mehari, entfaltet eine erschütternde Geschichte aus Äthiopien. Es geht um das Mädchen Hirut, das 1996 von einer Gruppe Männern entführt wird. Im Verlauf dieser Ereignisse wird sie zu einem Verbrechen gezwungen, welches tief in einer veralteten Tradition, der Telefa, verwurzelt ist. Auf den ersten Blick scheint die Szene unklar, da die Männer, obwohl bewaffnet und auf Pferden reitend, keine Uniformen tragen. Sie nehmen das Mädchen mit, nicht als Pfand, sondern aus einem kulturellen Grund, der für den westlichen Zuschauer zunächst rätselhaft ist.

Die Geschichte wird aufgeklärt, als der Film die Telefa-Tradition offenbart. Hierbei wird ein minderjähriges Mädchen von Männern entführt und zu einem geheimen Ort gebracht. Sie halten es fest und begehen Vergewaltigung. Wenn der Mann das Mädchen dann heiratet, bleibt er straffrei. Das klingt für uns erschütternd, ist aber in Teilen Äthiopiens ein akzeptiertes Ritual. Als der Täter zu Hirut sagt, „Bald wirst Du meine Frau sein“, offenbart sich die Gräueltat. Sie ist nicht als Bedrohung gedacht, sondern als Versprechen und Beruhigung, um Hiruts Familie vor der Schande außerehelicher Beziehungen zu schützen.

Hilfe von Meaza

Nach diesem schrecklichen Erlebnis nimmt der Film eine Wendung. Hirut wehrt sich gegen ihren Peiniger und tötet ihn in Selbstverteidigung. Die Dorfgemeinschaft ist über ihre Tat empört. Sie soll vor Gericht gestellt und bestraft werden. Doch sie findet Hilfe bei der Anwältin Meaza Ashenafi, die eine Organisation leitet, die sich für Frauen- und Mädchenrechte einsetzt. Gemeinsam kämpfen sie für Gerechtigkeit, während sie gegen patriarchale Normen und Voreingenommenheit ankämpfen.

Der Prozess stellt einen Wendepunkt für die Rechte von Frauen in Äthiopien dar. Durch das Gerichtsverfahren und den Freispruch von Hirut ändern sich die Gesetze in Äthiopien. Eine Gesetzesreform überarbeitet das Straf- und Familienrecht. Es stellt nun Gewalt gegen Frauen, Verheiratung minderjähriger Mädchen und Genitalverstümmelung unter Strafe. Obwohl diese Änderung einen großen Fortschritt darstellt, zeigt der Film auf, dass Telefa in ländlichen Gebieten noch praktiziert wird. Es bleibt eine Herausforderung, diese Praktiken in der gesamten Gesellschaft zu ändern.

Fazit und Kritiken zum Film „Das Mädchen Hirut“

Das Mädchen Hirut“ ist ein fesselndes Drama, das auf einem beunruhigenden, aber realen Ereignis basiert. Der Film stellt die abstoßende Tradition der Zwangsheirat ins Zentrum, die für viele junge Mädchen zum Verhängnis wird. Die Regie von Zeresenay Mehari inszeniert die äthiopische Heimat mit ihrer steinigen Steppe und wolkenverhangenem Himmel als karges, aber schönes Panorama. Im Mittelpunkt steht das stille Mädchen Hirut, das nach der Schule entführt, misshandelt und zur Heirat mit ihrem Peiniger gezwungen wird.

Die Erzählstruktur verwebt geschickt die Geschichte von Hirut mit der der Anwältin Meaza Ashenafi. Meaza, engagiert bei der Frauenrechtsorganisation EWLA, erreicht eine vorläufige Freilassung für das misshandelte Mädchen. Sie nimmt Hirut bei sich auf und bereitet sich auf das bevorstehende Gerichtsverfahren vor. Leider fällt der Film manchmal in übermäßig einfache Gut-Böse-Schemata. Dies untergräbt die differenzierte Analyse der sozialen Verhältnisse, die diesen juristischen Präzedenzfall in Äthiopien hervorbrachten.

Trotz einiger Mängel, wie manipulativer Musikeinsatz und klischeehafte Figurenzeichnung, punktet „Das Mädchen Hirut“ durch seine Darstellung des traditionellen ländlichen Lebens. Der Film zeigt die Konflikte zwischen modernen Bildungsidealen und überkommenen Traditionen auf. Darüber hinaus gelingt es ihm, die vielen kleinen Mechanismen der Unterdrückung und Perspektivlosigkeit sichtbar zu machen. Der Film ist somit ein eindringlicher Kommentar zum Leben und den Herausforderungen junger Mädchen in Äthiopien.

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