Die fabelhafte Welt der Amélie (2001) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
In „Die fabelhafte Welt der Amélie“ betreten wir das Leben der jungen Amélie Poulain, einer introvertierten Kellnerin in Paris. Ihr Alltag, geprägt von der Routine in einem kleinen Café, verbirgt eine reiche innere Welt. Gezeichnet von einer einsamen Kindheit, in der emotionale Distanz und ein tragischer Verlust ihre Realität bestimmten, flüchtet sich Amélie in eine Welt der Phantasie. Diese Phantasiewelt wird zu ihrem Zufluchtsort, einem Ort, an dem sie die Kontrolle hat und die Welt um sie herum verändern kann.
Dauer: | 122 Min. |
---|---|
FSK: | ab 6 Jahren |
Jahr: | 2001 |
Regie: | Jean-Pierre Jeunet |
Produzenten: | Jean-Marc Deschamps, Claudie Ossard |
Hauptdarsteller: | Audrey Tautou, Mathieu Kassovitz, Rufus |
Nebendarsteller: | Clotilde Mollet, Isabelle Nanty, Dominique Pinon |
Genres: | Komödie, Romantik |
Studio: | Victoires Productions, Tapioca Films |
Sprachen: | Deutsch, English |
Eines Tages stolpert Amélie über eine alte Spielzeugkiste, versteckt hinter einer Fliese in ihrem Apartment. Dieser Fund weckt in ihr den Wunsch, anderen heimlich Gutes zu tun. Sie nimmt sich vor, den Besitzer der Kiste ausfindig zu machen und ihm eine Freude zu bereiten. Mit kleinen, anonymen Gesten beginnt sie, das Leben der Menschen in ihrer Umgebung zu beeinflussen. Sie verwebt deren Geschichten geschickt und bringt damit nicht nur anderen Freude, sondern entdeckt auch ihren eigenen Platz in der Welt.
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
„Die fabelhafte Welt der Amélie“ entstand 2001 unter Jean-Pierre Jeunet Regie. Das Drehbuch verfassten Jeunet und Guillaume Laurant. Hauptdarstellerin ist Audrey Tautou als Amélie Poulain, neben Mathieu Kassovitz als Nino Quincampoix. Zu den weiteren Darstellern gehören Jamel Debbouze, Rufus und Lorella Cravotta. Die Kameraführung übernahm Bruno Delbonnel, während Yann Tiersen die bezaubernde Filmmusik komponierte.
Gedreht wurde der Film in Pariser Kulissen wie dem Café des 2 Moulins. Auch der Bahnhof Gare du Nord diente als Drehort. In Köln entstanden Innenaufnahmen, gefördert durch die Filmstiftung NRW. Michael Sowa, ein deutscher Maler, bereicherte das Set mit unverkennbaren Ausstattungsdetails. So stammt die Schweinelampe in Amélies Zimmer von ihm.
Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen. Bei den Césars 2002 gewann er als Bester Film, Beste Regie und in weiteren Kategorien. Bei den Europäischen Filmpreisen triumphierte er ebenfalls. Trotz fünf Oscar-Nominierungen 2002, darunter für das Beste Originaldrehbuch, gewann er keinen Oscar. Dennoch, bei den BAFTA Awards 2002, gewann „Amélie“ für das Beste Originaldrehbuch und Bestes Szenenbild.
Inhalt und Handlung vom Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“
„Die fabelhafte Welt der Amélie“ erzählt die Geschichte von Amélie Poulain, die in einem Pariser Vorort aufwächst. Ihre Kindheit verbringt sie isoliert, da ihr Vater, ein ehemaliger Militärarzt, und ihre Mutter, eine Lehrerin, ihr kaum emotionale Nähe bieten. Bei ärztlichen Untersuchungen, den einzigen Momenten physischer Berührung, schlägt ihr Herz wild, was fälschlicherweise als Herzfehler gedeutet wird. So bleibt sie von der Außenwelt abgeschirmt und lebt in ihrer eigenen Phantasiewelt. Die Tragödie trifft die Familie, als Amélies Mutter durch einen bizarren Unfall ums Leben kommt. Ihr Vater zieht sich daraufhin noch mehr zurück und widmet sich dem Bau eines Miniatur-Mausoleums für die Asche seiner Frau.
Als junge Frau verlässt Amélie ihr Elternhaus und beginnt als Kellnerin im Café des 2 Moulins in Paris zu arbeiten. Ihr Leben scheint unspektakulär, doch sie findet Freude in kleinen Dingen. Amélie beobachtet Menschen im Café, darunter die Cafébesitzerin Suzanne, die hypochondrische Georgette und die Kollegin Gina. Diese Figuren prägen ihren Alltag und sind Teil ihrer täglichen Routine. Amélie führt ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben, indem sie sich an den einfachen Freuden des Alltags erfreut. Ein unerwarteter Vorfall verändert Amélies Leben grundlegend. Während sie am Tag des Todes von Lady Diana im Bad ist, entdeckt sie hinter einer gelockerten Fliese ein verborgenes Kästchen. Dieses enthält Erinnerungsstücke eines Jungen aus den 1950er-Jahren. Amélie beschließt, das Kästchen seinem Besitzer zurückzugeben. Der Besitzer, Dominique Bretodeau, zeigt sich tief bewegt.
Von Gartenzwergen und Seelenverwandten
Dies motiviert Amélie dazu, ihr Leben der heimlichen Hilfe für andere zu widmen. Ihr Vater, den sie gelegentlich besucht, scheint jedoch zunehmend distanziert und ist in seine Trauer versunken. Amélies Abenteuer nehmen eine wendungsreiche Fahrt auf. Heimlich entwendet sie den Gartenzwerg ihres Vaters und lässt ihn auf Weltreise gehen. Die Fotos des reisenden Gartenzwergs inspirieren ihren Vater schließlich dazu, selbst zu reisen. Auf einer Zugfahrt trifft Amélie auf Nino Quincampoix, einen Sammler von Fotoautomatenbildern. Er verliert ein Fotoalbum, das Amélie findet. Sie ahnt nicht, dass Nino ihr Seelenverwandter ist. Währenddessen vertraut sie sich dem Maler Raymond Dufayel an.
Er leidet unter einer Knochenkrankheit und hat sein Leben lang das Leben nur aus der Ferne beobachtet. Gemeinsam philosophieren sie über das Leben und die Menschen um sie herum, oft in der dritten Person sprechend. Amélies Bemühungen, anderen zu helfen, nehmen vielfältige Formen an. Sie spielt Streiche, um den herrischen Gemüsehändler Collignon zur Vernunft zu bringen. Zudem hilft sie, indem sie die Liebesgeschichte ihrer Concierge wiederbelebt und ihre Kollegin verkuppelt. Jedoch kreuzen sich ihre Wege immer wieder mit Nino. Amélie beginnt, ihm heimlich Nachrichten zu senden. Sie veranstaltet eine Schnitzeljagd, die ihn zu ihr führen soll. Ihr Plan mündet in einem Treffen, das jedoch durch ihre eigene Unsicherheit fast scheitert.
Am Ende steht Amélie vor einer Entscheidung. Sie muss ihren Mut zusammennehmen, um Nino zu begegnen. Nachdem Dufayel sie ermutigt, öffnet sie sich für die Möglichkeit der Liebe. Sie überwindet ihre Ängste und lässt Nino in ihr Leben. Das Finale zeigt, wie Amélie und Nino zusammenkommen. Ihr Vater beginnt ebenfalls ein neues Kapitel seines Lebens. Er wird durch die Reisen des Gartenzwergs dazu inspiriert, selbst die Welt zu erkunden. So endet der Film mit einem Ausblick auf neue Anfänge und die Kraft der Liebe und des Mitgefühls.
Filmkritik und Rezension von „Die fabelhafte Welt der Amélie“
In „Die fabelhafte Welt der Amélie“ wird das Publikum in die zauberhafte Welt einer introvertierten Pariserin geführt. Amélies Kindheit, geprägt von der Abwesenheit mütterlicher Wärme und der emotionalen Distanz ihres Vaters, spiegelt sich in ihrem Blick auf die Welt wider. Als Erwachsene lebt sie in einem lebhaft gefärbten Montmartre, bleibt jedoch zurückgezogen und träumerisch. Die Entdeckung einer alten Spielzeugkiste hinter einer Badezimmerfliese markiert einen Wendepunkt. Sie beschließt, dem Besitzer der Kiste eine Freude zu machen, ohne sich zu erkennen zu geben. Diese selbstlose Tat entfacht ihre Leidenschaft, das Leben der Menschen um sie herum mit kleinen, liebevollen Gesten zu bereichern.
Jean-Pierre Jeunet schafft es meisterhaft, einen Mikrokosmos skurriler Charaktere zu beleben. Mit Feingefühl und Humor porträtiert er Figuren wie den an Glasknochenkrankheit leidenden Maler, die in der Vergangenheit lebende Concierge und die liebeshungrige Tabakhändlerin. Amélie, die stille Beobachterin, findet für jeden von ihnen eine kleine Überraschung. Ihr eigenes Liebesleben jedoch ist von Unsicherheit und Zurückhaltung geprägt. Sie legt geheimnisvolle Spuren für ihren Angebeteten, vermeidet aber die direkte Begegnung. Im Laufe der Zeit erkennen die Nachbarn nicht nur die Identität ihrer „Fee“, sondern auch deren Bedarf an Unterstützung, um ihr eigenes Glück zu finden.
„Die fabelhafte Welt der Amélie“ vermeidet große Dramatik und überzeugt durch charmante Details. Jeunets Ideenreichtum und poetische Erzählweise machen den Film zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Erfolg des Films ist nicht zuletzt der hervorragenden Besetzung zu verdanken. Audrey Tautou, die Hauptdarstellerin, verzaubert mit ihrer elfenhaften Erscheinung. Ihr schauspielerisches Talent lässt sie zu einer modernen Audrey Hepburn werden. Der Film ist ein Kultfilm, der durch seine genialen Einfälle, poetischen Momente und eindrucksvollen Bilder besticht.