It’s a Free World (2007) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
Das prekäre Leben von Zeitarbeitern und illegalen Einwanderern steht im Zentrum von Ken Loach’s „It’s a Free World„. In einer Zeit, in der viele Menschen von der Hand in den Mund leben, erzählt Loach die Geschichte von Angie. Sie ist eine Frau, die selbst Opfer des Systems ist und sich entscheidet, einen anderen Weg einzuschlagen. Zunächst verliert sie ihren Job aufgrund von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Dann gründet sie eine eigene Zeitarbeitsagentur, die schnell zur Ausbeutungsfabrik für illegale Einwanderer wird.
Dauer: | 96 Min. |
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FSK: | ab 12 Jahren |
Jahr: | 2007 |
Regie: | Ken Loach |
Produzenten: | Ken Loach, Rebecca O’Brien |
Hauptdarsteller: | Kierston Wareing, Juliet Ellis, Leslaw Zurek |
Nebendarsteller: | Colin Caughlin, Russell, Raymond Mearns |
Genre: | Drama |
Studio: | Indigo |
Sprachen: | Deutsch, English |
In dieser komplexen Rolle brilliert Kierston Wareing, deren Performance es schafft, die menschliche und moralische Ambivalenz der Figur zu erfassen. Die Filmkritik lobt zurecht ihre Fähigkeit, den Zuschauer in einen Zustand des moralischen Konflikts zu versetzen. Hier ist eine Figur, die einerseits um ihre Rechte kämpft, andererseits aber selbst zum Ausbeuter wird. Loach nutzt diese moralische Grauzone, um eine tiefe Kritik am kapitalistischen System anzubringen. Dieses System drängt Menschen in eine Rolle, in der sie sich selbst und andere ausbeuten müssen, um zu überleben.
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
„It’s a Free World“ ist ein sozialkritisches Drama aus dem Jahr 2007, das in einer Länge von 96 Minuten einen tiefen Einblick in die Arbeitswelt und Gesellschaft bietet. Unter der Regie von Ken Loach und mit einem Drehbuch von Paul Laverty nimmt der Film das Publikum mit auf die Reise von Angie, einer ambitionierten Frau aus der britischen Arbeiterklasse. Gespielt wird die Hauptrolle von Kierston Wareing, während andere wichtige Figuren von Juliet Ellis, Leslaw Zurek und Joe Siffleet dargestellt werden. Die Produktion lag in den Händen von Ken Loach und Rebecca O’Brien, während George Fenton für die Musik und Nigel Willoughby für die Kameraführung zuständig waren.
Der Film feierte seine Premiere bei den 64. Filmfestspielen von Venedig, wo er mehrere Auszeichnungen und Nominierungen erhielt. Paul Laverty gewann die Goldene Osella für das beste Drehbuch. Kierston Wareing wurde sogar als mögliche Gewinnerin der Coppa Volpi für die Beste Darstellerin gehandelt. Obwohl sie sich gegen die Konkurrenz von Cate Blanchett nicht durchsetzen konnte, erntete der Film viel Anerkennung. Darüber hinaus erhielt Wareing Nominierungen bei den British Independent Film Awards und später bei den BAFTA Awards 2008.
It’s a Free World erzählt eine fesselnde Geschichte und stößt auf breites Interesse. Der Film ist für Zuschauer ab 12 Jahren freigegeben und zieht durch seine eindringlichen Charaktere und komplexe Handlung die Aufmerksamkeit auf sich. Die Schnittarbeit von Jonathan Morris verleiht dem Film seinen schnellen Rhythmus, während die Musik von George Fenton die Emotionen der Zuschauer anspricht. Insgesamt stellt der Film eine gelungene Kollaboration von talentierten Menschen in verschiedenen künstlerischen Bereichen dar.
Inhalt und Handlung vom Film „It’s a Free World“
Der Film „It’s a Free World“ startet mit einer Reihe von Arbeitsvermittlungsgesprächen. Angie, eine britische Arbeitsvermittlerin, sucht in Polen nach Arbeitskräften für England. In einer Bar trifft sie auf Karol, einen jungen Polen, mit dem sie flirtet. Sie wird jedoch abrupt von ihrem Chef zurück an den Tisch der Kollegen gerufen, wo sie sich aufgrund einer unangemessenen Geste belästigt fühlt. Im Anschluss an diese Episode verliert sie ihren Job. Entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen, gründet Angie ihre eigene Zeitarbeitsfirma. Rose, ihre Mitbewohnerin, soll ihr bei diesem Vorhaben assistieren.
Parallel zu ihren beruflichen Aktivitäten muss Angie für ihren 11-jährigen Sohn Jamie sorgen. Er hat Probleme in der Schule und lebt bei Angies pensionierten Eltern. Obwohl er die Nähe seiner Mutter vermisst, versucht Angie, ihre Versäumnisse als Mutter durch finanzielle Unterstützung auszugleichen. Schwierigkeiten tauchen auf, als einer der Arbeitgeber pleitegeht und der Lohn für die Arbeiter, darunter auch Karol, einbehalten wird. Angie wird daraufhin von einigen der wütenden Arbeiter angegriffen.
Skrupelloser Angie
Die Geschäfte laufen zwar weiter, doch Angie wird zunehmend skrupelloser. Sie sieht eine große Chance in der Vermittlung illegaler Arbeitskräfte aus der Ukraine. Um Raum für diese zu schaffen, liefert sie eine ihr bekannte iranische Familie an die Polizei aus. Rose, die bisher Angies Buchführung übernommen hat, kann diese Entscheidung nicht mehr mittragen. Die beiden Freundinnen brechen endgültig miteinander.
Während einer kurzen Phase der Kinderbetreuung lässt Angie Jamie bei sich wohnen. Dabei bemerkt sie, dass sie wenig mehr zu bieten hat als das gemeinsame Ansehen brutaler Fernsehfilme. In einem dramatischen Moment verschwindet Jamie. Er kehrt zurück, nachdem Angie von mehreren Arbeitern überfallen und ausgeraubt wird. Sie verspricht, den fehlenden Lohn zu begleichen, und die Entführer lassen Jamie wieder frei.
Der Film endet mit einer Szene, in der Angie in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist. Dort wirbt sie erneut Arbeiterinnen für den englischen Markt an, diesmal gegen Schmiergeld. Sie bleibt der skrupellosen Geschäftsfrau, die sie geworden ist, treu und zeigt keine Anzeichen von Reue oder moralischer Einsicht. Damit hinterlässt „It’s a Free World“ beim Zuschauer einen nachhaltigen Eindruck von der dunklen Seite der Arbeitsvermittlung und der menschlichen Gier.
Filmkritik und Rezension von „It’s a Free World“
Ken Loach’s „It’s a Free World“ ist ein eindringliches Drama, das die prekäre Welt der Zeitarbeit und der Arbeiter am unteren Rand der britischen Gesellschaft beleuchtet. Dabei schafft der Film ein komplexes Porträt von Angie, einer Frau, die sowohl Täterin als auch Opfer eines fehlerhaften Systems ist. Mit Paul Laverty als Drehbuchautor zeichnet der Film ein realistisches Bild der modernen Tagelöhner, obwohl einige Handlungsstränge wie die Beziehung zwischen Angie und dem polnischen Gastarbeiter Karol überflüssig erscheinen. Diese Elemente wirken konstruiert und tragen nicht wesentlich zur Hauptgeschichte bei, stellen jedoch Angies verletzliche Seite dar und machen ihren Charakter ambivalenter.
Während Loach das kapitalistische System unverhohlen kritisiert, stellt er das Elend der Tagelöhner eher am Rande dar. Trotzdem macht er deutlich, dass das System als Ganzes schuld ist und nicht der Einzelne. Besonders faszinierend ist, wie der Film den Zuschauer durch Angies Charakterentwicklung zu komplexen emotionalen und moralischen Entscheidungen herausfordert. Die Vorstellung einer alleinerziehenden Mutter, die zu einem Ausbeuter wird, ermöglicht eine größere Identifikation mit dem Publikum. Auf diese Weise zieht der Film die Aufmerksamkeit auf das System, das Menschen wie Angie erzeugt, anstatt ihr individuell die Schuld zu geben.
Die Hauptdarstellerin Kierston Wareing liefert eine beeindruckende Leistung und trägt den Film mit ihrer Präsenz. Sie verkörpert perfekt die Härte und die Sympathie, die nötig sind, um den Zuschauer in den emotionalen Strudel der Geschichte zu ziehen. Trotz einiger erzählerischer Schwächen hält „It’s a Free World“ dank dieser starken Darstellung die Spannung hoch und bleibt ein wertvolles Drama. Es regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern bietet auch eine spannende Geschichte, die den Blick für die Verwerfungen des kapitalistischen Systems schärft.