Lourdes (2009) - Handlung, Besetzung und Filmkritik

Im Herzen von „Lourdes„, einem einfühlsamen Drama von Jessica Hausner, steht Christine, eine Frau, die mit den Herausforderungen der Multiplen Sklerose lebt. Sie begibt sich auf eine Pilgerfahrt nach Lourdes, nicht aus religiöser Überzeugung, sondern als eine der wenigen Möglichkeiten, ihre Umgebung zu verändern. Ihr Alltag ist geprägt von der Abhängigkeit von anderen, was ihre Reise nach Lourdes zu einem seltenen Moment der Selbstbestimmung macht. Dabei wird sie von Maria, einer freiwilligen Helferin, unterstützt, deren eigene Suche nach Bedeutung sich in der Begegnung mit Christine widerspiegelt.

Dauer: 96 Min.
Jahr:
Regie: Jessica Hausner
Produzenten: Philippe Bober, Martin Gschlacht, Susanne Marian
Hauptdarsteller: Sylvie Testud, Léa Seydoux, Thomas Uhlir
Nebendarsteller: Gilette Barbier, Gerhard Liebmann, Bruno Todeschini
Genre: Drama
Studio: EuroVideo Medien GmbH
Sprachen: Deutsch, English

Der Film folgt Christine und anderen Pilgern, die sich mit unterschiedlichen Hoffnungen und Leiden auf ihre eigene spirituelle Suche begeben. Als Christine eine unerwartete körperliche Verbesserung erlebt, werden Fragen nach Glauben, Heilung und dem Wesen von Wundern aufgeworfen. „Lourdes“ zeichnet sich durch seine subtile Darstellung der menschlichen Natur und die Interaktionen innerhalb der Gruppe aus. Jessica Hausner gelingt es, ohne voreilige Schlussfolgerungen ein tiefes Verständnis für ihre Charaktere zu zeigen, wodurch der Film zu einer Reflexion über die Bedeutung von Glaube und Hoffnung wird.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Jessica Hausner führte Regie bei „Lourdes„, einem Drama aus dem Jahr 2009. Für das Drehbuch zeichnete sie ebenfalls verantwortlich. Die Kameraarbeit übernahm Martin Gschlacht, während Karina Ressler für den Schnitt verantwortlich war. Der Film, mit einer Länge von 96 Minuten und einer FSK-Einstufung von 0, präsentiert Sylvie Testud als Christine und Léa Seydoux in der Rolle der Maria. Weitere Darsteller sind Thomas Uhlir als Max und Bruno Todeschini als Kuno. „Lourdes“ entstand als Koproduktion zwischen Österreich, Deutschland und Frankreich und wurde in Frankreich gedreht.

Bei den 66. Filmfestspielen von Venedig 2009 erhielt „Lourdes“ mehrere Auszeichnungen. Dazu gehörten der FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik und der Signis-Preis der ökumenischen Jury. Sylvie Testud wurde für ihre Rolle als Beste Darstellerin beim Europäischen Filmpreis 2010 ausgezeichnet. Des Weiteren gewann der Film den Wiener Filmpreis bei der Viennale 2009 und wurde bei weiteren Festivals geehrt.

Das Budget des Films betrug 2 Millionen Dollar, während er an den Kinokassen etwa 530.000 Dollar einspielte. Die Besetzung umfasst auch Gerhard Liebmann als Pater Nigl und Elina Löwensohn als Cecile. Mit seiner Premiere in Österreich am 11. Dezember 2009, fand „Lourdes“ Beachtung bei einem internationalen Publikum.

Inhalt und Handlung vom Film „Lourdes“

Christine, gespielt von Sylvie Testud, ist eine Rollstuhlfahrerin mit schwerer Multipler Sklerose. Sie begibt sich zusammen mit anderen Personen verschiedener Behinderungen auf eine Pilgerreise nach Lourdes, Frankreich, zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Lourdes. Trotz ihrer Skepsis gegenüber Religion nutzt Christine die Pilgerfahrten, um Reisen zu ermöglichen. Maria, dargestellt von Léa Seydoux, ist ihre freiwillige Helferin, die Christine bei täglichen Aufgaben wie Anziehen und Essen unterstützt. Ihre Reise beginnt mit einer Mischung aus Hoffnung und Resignation, während sie sich auf das spirituelle Erlebnis einlassen.

Maria entwickelt während der Reise Gefühle für Kuno, einen der Wachmänner, der wiederum Christine viel Aufmerksamkeit schenkt. Als Maria eifersüchtig wird, vernachlässigt sie ihre Pflichten und lässt Christine bei ihrer mobileren Mitbewohnerin zurück. An diesem Tag gelingt es Christine erstmals, ihre Hand eigenständig zu bewegen, was ein Zeichen ihrer beginnenden Veränderung markiert. Die Gruppe ist noch ahnungslos von dem, was folgen wird, und bereitet sich auf die Heimkehr vor.

Unerwartetes Wunder

Die Situation eskaliert, als die Hauptbetreuerin, Miss Cécile, unerwartet während der Vorbereitungen für die Abschlussfeier zusammenbricht. Am nächsten Tag findet Maria Christine bereits angezogen vor, was alle verblüfft. Christines deutliche Besserung wird zum Gesprächsthema unter den Pilgern, die sie drängen, ihren Fall offiziell von der Kirche anerkennen zu lassen. Ein Arzt bestätigt ihre unerklärliche Verbesserung, was den Weg für eine mögliche Anerkennung als Wunder ebnet. Christine nimmt am letzten Ausflug teil, obwohl Maria versucht, sie davon abzuhalten, da dieser eigentlich nur für die gesündesten Mitglieder der Gruppe gedacht ist.

Während der Wanderung fragen sich andere Pilger, warum gerade Christine eine solche Heilung erfahren hat und nicht andere, tief religiöse Menschen. Christine selbst ist von diesen Fragen unberührt und genießt ihre Zeit mit Kuno. Auf der Abschiedsfeier tanzt Christine mit Kuno, bricht jedoch zusammen. Obwohl sie sich schnell erholt, beginnen Zweifel an ihrer Heilung aufzukommen. Trotz anfänglicher Weigerung setzt sich Christine schließlich wieder in ihren Rollstuhl, ein Moment, der sowohl ihre eigene Akzeptanz ihrer Situation als auch die komplexe Natur ihrer Erfahrung in Lourdes widerspiegelt.

Filmkritik und Rezension von „Lourdes“

Jessica Hausners „Lourdes“ hinterfragt gekonnt das Verhältnis von objektiver Realität und subjektiver Wahrnehmung. Der Film stellt Christine, eine junge Frau mit Multipler Sklerose, in den Mittelpunkt, die widerwillig an einer Pilgerfahrt teilnimmt. Hausners Inszenierung verzichtet dabei auf vorschnelle Urteile oder einfache Antworten. Stattdessen bietet sie dem Publikum eine nuancierte Betrachtung des Pilgerortes Lourdes. Die Regisseurin nutzt präzise Kameraarbeit, um die Atmosphäre und die Dynamik zwischen den Charakteren einzufangen, ohne dabei die kommerzielle Seite des Wallfahrtsortes zu ignorieren.

In „Lourdes“ gelingt es Hausner, die Komplexität menschlicher Beziehungen und Glaubensfragen auszuloten. Der Film zeigt nicht nur Christines überraschende Erfahrung eines Wunders, sondern beleuchtet auch die Reaktionen der anderen Pilger. Diese reichen von Neid und Missgunst bis hin zu Verzweiflung und dem Verlust des Glaubens. Hausners neutrale Haltung lässt Raum für eine vielschichtige Darstellung der menschlichen Natur. Sie vermeidet es, ihre Charaktere zu idealisieren, und präsentiert sie stattdessen in ihrer ganzen Menschlichkeit.

„Lourdes“ verweigert sich einfachen Antworten und lädt das Publikum ein, die dargestellten Ereignisse und Charaktere eigenständig zu interpretieren. Hausners radikale Offenheit und die Gleichberechtigung der verschiedenen Perspektiven fordern den Zuschauer heraus. Die ästhetische Geschlossenheit und die existentielle Ambivalenz des Films sind herausfordernd, doch gerade diese Offenheit macht „Lourdes“ zu einem besonderen Filmerlebnis. Hausner bietet einen tiefen Einblick in die menschliche Seele, der lange nachwirkt.

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