Rheingold

Fatih Akins „Rheingold“ wirft einen schillernden Blick auf das Leben des berühmten Rappers und Verbrechers Xatar. Wir erleben eine Welt voller Gegensätze, in der künstlerische Ausdrucksformen und rücksichtslose Kriminalität aufeinandertreffen. Mit einem lockeren Ton bringt Akin uns einerseits näher an die bedrückenden und brutalen Momente des Protagonisten heran. Andererseits lässt er uns die leichten und humorvollen Seiten seiner Welt sehen, indem er die Grenzen zwischen Heist-Movie und Biopic verschwimmen lässt. In „Rheingold“ navigieren wir durch die dramatischen Erfahrungen einer Flucht und den harten Überlebenskampf in einem fremden Land, während wir gleichzeitig Zeugen von Giwars Liebe zur Musik und seiner Transformation zum Rapper werden.

Dauer: 138 Min.
FSK: ab 16 Jahren
Jahr:
Regie: Fatih Akin
Produzenten: Fatih Akin, Nurhan Sekerci-Porst, Herman Weigel
Hauptdarsteller: Emilio Sakraya, Mona Pirzad, Kardo Razzazi
Nebendarsteller: Mona Pirzad, Kardo Razzazi, Arman Kashani
Genre: Drama
Studio: WARNER BROS.
Sprachen: Deutsch, English

Dieser Film spielt gekonnt mit der Dualität des Charakters und lässt die Zuschauer in eine Welt eintauchen, in der Unterhaltung und Ernsthaftigkeit Hand in Hand gehen. Die erzählerische Herangehensweise, welche besonders den Goldraub hervorhebt, liefert eine ausgewogene Mischung aus Spannung und Unterhaltung. Doch obwohl die Inszenierung und Darstellung durchweg überzeugen, bleibt der Eindruck einer gewissen Unentschlossenheit im Genre. Es stellt sich die Frage, ob „Rheingold“ ein tiefergehendes Charakterporträt oder ein spannendes Heist-Movie sein möchte, da Akin beides zu verschmelzen sucht, jedoch nicht ganz überzeugend.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Rheingold“, ein Gangster-Drama von 2022, stellt die packende Lebensgeschichte des deutschen Rappers und Musikproduzenten Giwar „Xatar“ Hajabi in den Fokus und basiert auf dessen autobiographischem Roman „Alles oder Nix“. Regie führte Fatih Akin, der auch das Drehbuch verfasste und an der Produktion beteiligt war. Emilio Sakraya und Ilyes Raoul verkörpern die verschiedenen Lebensphasen von Giwar „Xatar“ Hajabi, wobei Sakraya die komplexen Nuancen des Erwachsenenalters einfängt und Raoul die turbulenten Jugendjahre. Mona Pirzad und Kardo Razzazi liefern als Rasal und Eghbal Hajabi starke Auftritte. Ensar „Eno“ Albayrak, Arman Kashani und Adjmal Sheerzoi runden das Ensemble ab. Die Kameraarbeit übernahm Rainer Klausmann. Akin, Klausmann und Andrew Bird, der für den Schnitt zuständig war, zählen zu Akins langjährigen kreativen Partnern.

Drehorte für den Film waren unter anderem Bonn, Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen sowie die Niederlande, Marokko und Mexiko. Während der Dreharbeiten konzentrierten sich die Beteiligten auf Originalschauplätze, um Authentizität zu wahren. Die Musik komponierte Giwar Hajabi persönlich, und Warner Bros. Film Productions Germany und andere Partnerfirmen produzierten den Film. Fatih Akin arbeitete auch mit Herman Weigel, Nurhan Sekerci-Porst und seiner eigenen Produktionsfirma Bombero International zusammen. Der Film erhielt umfangreiche Fördermittel, unter anderem vom Deutschen Filmförderfonds und der Film- und Medienstiftung NRW.

Mit rund 170.000 Zuschauern am ersten Wochenende verzeichnete „Rheingold“ den besten Kinostart in Akins Karriere. Nach drei Wochen hatte der Film bereits knapp 6,8 Millionen Euro eingespielt und war von 670.000 Menschen gesehen worden. Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises erhielt der Film eine Nominierung in der Kategorie Bester Spielfilm, und die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnete „Rheingold“ als „besonders wertvoll“ aus.

Handlung und Story vom Film „Rheingold“

„Rheingold“ von Fatih Akin, erzählt die Geschichte von Giwar Hajabi, auch bekannt als Xatar, einem im Iran geborenen Rapper und Musikproduzenten. In diesem Film werden wir Zeuge, wie Xatar in Deutschland aufwächst, nachdem seine Eltern, iranische Kurden und Musiker, in den 1980er-Jahren über den Irak flüchteten. Xatar, der unter ärmlichen Verhältnissen in Bonn aufwuchs, erlebt eine Kindheit im Schatten der Musik und des Sozialbaus. Die Musik ist integraler Bestandteil seiner Jugend, geprägt durch das Klavierspiel und die künstlerische Prägung seiner Eltern. Der frühe Verlust des Vaters, der seine Familie für eine Anstellung als Dirigent verlässt, prägt Xatar nachhaltig.

In der Hoffnung auf Geld und Ruhm, verfällt Xatar der Kleinkriminalität. Seine kriminellen Aktivitäten reichen vom Kopieren von Pornos bis zum Drogenhandel. Xatar, betrogen und um sein Geld gebracht, wendet sich dem Kraft- und Kampfsport zu, wo er seinen Spitznamen ‚Xatar‘ erhält, was „gefährlich“ bedeutet. Beim Besuch eines Clubs trifft er auf SSIO, einen weiteren zukünftigen Rapper, und beginnt mit der Produktion seiner Musik. Sein Aufstieg zum Drogengroßhändler ist rasant, er flieht vor einer Razzia in die Niederlande, und baut dort für seinen Onkel ein Unternehmen auf, während er ein Musikstudium beginnt.

Der Goldraub

Nach Aufhebung des Haftbefehls in Deutschland kehrt Xatar zurück und gründet sein eigenes Musiklabel. Für Startkapital verwickelt er sich in kriminelle Geschäfte, versucht Drogen zu schmuggeln, was misslingt. Um einer Schuld beim Drogenkartell zu entkommen, plant er einen Goldraub, der ihm jedoch zum Verhängnis wird. Er flieht, wird gefasst, in Syrien gefoltert und schließlich nach Deutschland ausgeliefert, wo er eine Haftstrafe verbüßen muss.

In Haft beschließt Xatar, seine Zeit sinnvoll zu nutzen und seiner Leidenschaft, der Musik, nachzugehen. Durch heimliche Aufnahmen und geschmuggelte SD-Karten mit seinem Produzenten gelingt es ihm, seine erste CD zu produzieren. Als ein Wärter um eine Autogramm bittet, hält Xatar das erste Mal sein eigenes Album in den Händen. Nach der Haft ist er erfolgreich, kann sich ein Haus leisten und schwört der Kriminalität ab.

Der Film endet mit einer bewegenden Szene zwischen Xatar und seiner Tochter am Rhein. Sie fragt nach dem gestohlenen Gold, und er flüstert ihr die Antwort ins Ohr. Symbolträchtig zeigt die Kamera das Gold am Grund des Rheins, umgeben von Meerjungfrauen, eine Referenz an die Oper „Das Rheingold“, die Xatar als Kind mit seinem Vater besuchte.

Fazit und Kritik zum Film „Rheingold“

Rheingold“, ein Film von Fatih Akin, erweckt gemischte Gefühle. Der Film erzählt die Geschichte von Xatar, einem erfolgreichen Rapper und Geschäftsmann. Anfangs erleben Zuschauer die herausfordernde Jugend und Flucht Xatars mit seiner Familie aus dem Iran, wobei der Film deutlich leichter wirkt als erwartet. Er entführt in eine Welt von Musik, Kriminalität und familiären Strukturen. Ein wesentlicher Fokus liegt auf dem kriminellen Lebensstil Xatars, inklusive eines spektakulären Goldraubs, der trotz der wahnsinnigen Geschichte, zu viel Raum einnimmt. Das Drehbuch konzentriert sich oft auf seine Machenschaften, was zu einer unentschlossenen und zerfahrenen Erzählstruktur führt.

Der Film, obwohl visuell überzeugend und größtenteils unterhaltsam, kämpft mit narrativer Konsistenz und Balance. Die Integrierung von Xatars musikalischen Bestrebungen wirkt oft nur alibimäßig und der Fokus auf den Goldraub überlagert viele andere Aspekte seines Lebens, einschließlich seiner Entwicklung als Musiker. Einige Details des Raubs und der darauffolgenden Flucht sind zwar amüsant und detailliert, lassen dennoch wenig Raum für Charakterentwicklung. Der Versuch, ein Biopic und ein Heist-Movie zu vermengen, führt zu einer unausgewogenen und episodischen Erzählweise. Akin hätte mehr Zeit auf Xatars Musik und Geschäftsleben verwenden können, um ein ausgeglicheneres Bild von ihm zu zeichnen. Leider wird die Transformation von Xatar narrativ nur dünn untermauert und seine Darstellung als visionärer Künstler wirkt wenig überzeugend und ein wenig verlogen.

Fatih Akin hätte sich also mehr für eine klare Richtung entscheiden sollen. Die Erzählung hätte von einer stärkeren Konzentration auf einen der beiden Aspekte – Kriminalität oder Musik – profitiert. Dennoch bieten der gut inszenierte Heist und einige authentische Momente unterhaltsame Einblicke. Akins „Rheingold“ wirkt dadurch zwar unausgewogen, bietet aber immerhin streckenweise authentische und unterhaltsame Einblicke in Xatars Leben.

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