The Whale

Der Ozean der menschlichen Emotionen ist tief und unberechenbar, ein perfekter Spielplatz für Darren Aronofsky, den Meister der psychologischen Dramen. Mit „The Whale“ taucht er wieder in diese Tiefen ein und stellt Fragen, die ebenso universell wie individuell sind. Aronofsky, bekannt für seine gewagten künstlerischen Entscheidungen, wählt Brendan Fraser für die Rolle des Charlie, einem Uni-Professor, der in einer Spirale aus Trauer und Selbstzerstörung gefangen ist. Fraser schlüpft nicht nur in diese komplexe Rolle, sondern auch in einen „Fat Suit“, was sowohl Kontroversen als auch Lob hervorruft.

Dauer: 116 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Darren Aronofsky
Produzenten: Darren Aronofsky, Jeremy Dawson, Ari Handel
Hauptdarsteller: Brendan Fraser, Sadie Sink, Hong Chau
Nebendarsteller: Hong Chau, Ty Simpkins, Samantha Morton
Genre: Drama
Studio: A24, Protozoa Pictures
Sprachen: Deutsch, English

Diese mutige Wahl des Regisseurs zündet einen Funken der Debatte über die Darstellung von Mehrgewicht in Hollywood. Es stellt sich die Frage, ob die Besetzung eines nicht-mehrgewichtigen Schauspielers in dieser Rolle ethisch korrekt ist. Doch unabhängig von dieser Debatte, bietet „The Whale“ eine erschütternde Reise durch die menschliche Psyche. Der Film fesselt und zermürbt sein Publikum gleichzeitig, indem er in die dunklen Tiefen der Charaktere und ihrer Gefühlswelten eintaucht. Dafür verwendet er Elemente wie die klaustrophobische Kameraführung und eine deprimierende Farbgestaltung, die das Erlebnis intensivieren.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

The Whale“ ist ein Drama aus dem Jahr 2021, das unter der Regie von Darren Aronofsky entstand. Das Drehbuch stammt von Samuel D. Hunter, und die Produktion übernahmen Darren Aronofsky, Jeremy Dawson und Ari Handel. Mit einer Laufzeit von 117 Minuten und einer FSK 12-Altersfreigabe bietet der Film eine hochkarätige Besetzung, zu der Brendan Fraser als Charlie und Sadie Sink als Ellie gehören. Auch Hong Chau, Ty Simpkins, Samantha Morton und Sathya Sridharan sind in tragenden Rollen zu sehen.

Musikalisch untermalt Rob Simonsen das Werk, während Matthew Libatique hinter der Kamera stand. Für den Schnitt zeichnet Andrew Weisblum verantwortlich. Noch vor der offiziellen Veröffentlichung sprachen amerikanische Branchendienste von „The Whale“ als einem der möglichen Höhepunkte des Kinojahres 2022. Insbesondere Brendan Fraser galt frühzeitig als Kandidat für die Oscarverleihung 2023.

Erfolgreich durchlief der Film die Filmpreissaison 2022/23 mit über 150 internationalen Nominierungen. Dabei konnte das Drama mehr als 40 Preise gewinnen. Besondere Anerkennung fand die schauspielerische Leistung von Brendan Fraser, der vielfach ausgezeichnet oder nominiert wurde. Zudem errang „The Whale“ einen Oscar in der Kategorie „Bestes Make-up und beste Frisuren“.

Handlung zum Film „The Whale“

In „The Whale“, einem Film von Darren Aronofsky aus dem Jahr 2022, steht Charlie im Mittelpunkt der Handlung. Er ist ein zurückgezogen lebender, krankhaft fettleibiger Mann, der sich so sehr für sein Äußeres schämt, dass er seine Webcam in den Online-Englischkursen, die er unterrichtet, stets ausgeschaltet lässt. Dabei erschwert ihm seine Fettleibigkeit das Leben enorm, sodass er den dringenden Rat seiner Krankenschwester und einzigen Freundin Liz, ein Krankenhaus aufzusuchen, aufgrund finanzieller Bedenken ignoriert. Sein Leben verläuft in routinierten Bahnen; Abend für Abend bestellt er Pizza, die Dan, ein Pizzalieferant, ihm abliefert, ohne dass die beiden jemals in direkten Kontakt treten.

Charlies Hauptziel ist es, wieder mit seiner entfremdeten Tochter Ellie in Kontakt zu treten. Er hatte sie und seine Ex-Frau Mary verlassen, um mit seinem damaligen Liebhaber Alan zusammen zu sein. Um Ellie wieder näherzukommen, bietet er ihr 120.000 Dollar an – seine gesamten Ersparnisse. Sie stimmt zu, fordert aber, dass Charlie ihre Hausaufgaben erledigt. Unterdessen werden Charlies Tage durch die wiederholten Besuche von Thomas, einem Missionar der New Life Church, unterbrochen. Liz ärgert sich über diese Besuche und offenbart, dass Alan, Charlies verstorbener Liebhaber, ihr Bruder war und sich wegen religiöser Schuldgefühle das Leben genommen hatte.

Im weiteren Verlauf verschlechtert sich Charlies Gesundheitszustand dramatisch. Liz bringt ihm einen Rollstuhl, während Ellie versucht, ihn mit Ambien zu betäuben. Zu diesem Zeitpunkt taucht Thomas erneut auf, und Ellie nimmt ein Gespräch zwischen den beiden heimlich auf. Dabei gesteht Thomas, Geld gestohlen und sich unerfüllt gefühlt zu haben. Liz sorgt sich so sehr um Charlie, dass sie seine Ex-Frau Mary ins Bild holt. Als sie erfährt, dass Charlie plant, Ellie mit Geld zu gewinnen und dabei auf medizinische Versorgung verzichtet, bricht ein heftiger Streit aus.

Der Wendepunkt in Charlies Leben

Dan, der Pizzalieferant, sieht Charlie schließlich bei einer seiner Lieferungen. Geschockt durch Charlies Anblick flieht er, und Charlie erleidet einen schweren Fressanfall. Nach diesem Vorfall reagiert er impulsiv und schickt seinen Studenten eine E-Mail, in der er sie auffordert, die akademischen Spielregeln zu ignorieren und etwas Ehrliches zu schreiben. Thomas besucht Charlie ein letztes Mal und berichtet, dass er wegen des von Ellie veröffentlichten Geständnisses nach Hause zurückkehren wird.

In der finalen Sequenz kommt es zu einer Versöhnung zwischen Charlie und Ellie. Sein Gesundheitszustand hat sich weiter verschlechtert, doch er macht einen letzten Versuch, seine Tochter emotional zu erreichen. Er ersetzt einen ihrer Aufsätze durch einen alten Text über Moby-Dick, den sie in der achten Klasse geschrieben hatte. Obwohl sie anfangs abweisend reagiert, gibt sie schließlich nach und liest den Text laut vor. Dieser Moment der emotionalen Aufrichtigkeit bewirkt bei Charlie eine Art Erlösung. Er beginnt zu schweben und wird von einem hellen Licht eingehüllt, symbolisch für die Erfüllung und Akzeptanz, die ihm sein ganzes Leben lang verwehrt blieben.

Fazit und Kritik zum Film „The Whale“

Darren Aronofsky, der Regisseur bekannt für seine emotional tiefgreifenden Werke, hat mit „The Whale“ wieder einmal bewiesen, dass er die Fähigkeit besitzt, das Publikum zu bewegen, aber auch zu polarisieren. Im Mittelpunkt steht Brendan Fraser als Charlie, ein mehrgewichtiger, deprimierter Uni-Professor. Die Leistung Frasers ist unbestreitbar brillant und hat ihm einen Oscar als Bester Hauptdarsteller eingebracht. Während Fraser im Film zweifellos glänzt, wirft die Entscheidung, ihm einen „Fat Suit“ anzulegen, Fragen über die Repräsentation von Mehrgewichtigkeit in Hollywood auf. Es bleibt die Debatte, ob die Rolle nicht besser von einem tatsächlich übergewichtigen Schauspieler gespielt worden wäre, weiterhin offen.

Aronofsky führt die Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt, voller dunkler Farbgestaltung und klaustrophobischer Szenen. Das Drehbuch zögert nicht, das Publikum in die Tiefen der menschlichen Psyche hinabzuziehen. Die Charaktere, insbesondere Charlie, sind von einer Tragik umgeben, die sie sowohl faszinierend als auch schwer greifbar macht. Die Darstellung von Charlie als jemand, der mit extremer Trauer und Schuld kämpft, erinnert an Kapitän Ahab aus „Moby Dick“. Doch während Ahab nach Erlösung durch den Fang des Wales strebt, ist Charlies Suche nach Frieden weniger klar definiert.

Abschließend lässt sich sagen, dass „The Whale“ ein intensives emotionales Drama ist, das die Grenzen der Zuschauer testet. Die Schlussszene bietet einen Hauch von Optimismus, jedoch bleibt offen, ob dieser ausreicht, um die emotionalen Turbulenzen des Films auszugleichen. Der Film ist sicherlich ein Meisterwerk in Bezug auf die emotionale Manipulation des Publikums, aber es wäre wünschenswert gewesen, wenn Aronofsky dem Zuschauer mehr Raum für Reflektion und Durchatmen gegeben hätte. Dennoch bleibt „The Whale“ ein Film, der noch lange zum Nachdenken anregt.

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