Weibliche DJs vereint im Kollektiv Mint
Eigentlich soll es abends im Club ums Feiern und Spaß haben gehen, doch leider gibt es auch dort immer wieder Gründe, mal etwas kritischer hinzuschauen. Das Thema Geschlechterproblematik macht auch vor der Clubszene nicht halt. In der Musikbranche sind die meisten wichtigen Stellen von Männern besetzt und auch auf dem Dancefloor gibt es eine klare Verteilung. Grundsätzlich wäre das noch tragbar, aber leider wird es weiblichen DJs (DJanes) auch nicht immer ganz leicht gemacht und das Benehmen von so manchem männlichen Kollegen lässt auch zu wünschen übrig. Um in dieser Hinsicht etwas mehr Durchsetzungskraft zu haben, wurde von Zoe Rasch und Ena Lind das Kollektiv Mint gegründet. Hier können sich weibliche DJs sogenannte DJanes miteinander vernetzen.
Was ist Mint Berlin?
Im Jahr 2013 wurde “Mint” gegründet. Dabei handelt es sich um ein Kollektiv von weiblichen DJs, die sie auch diese Weise miteinander vernetzen können. Dahinter steht finanziell die Zuwendung vom Berlin Musicboard. Das grundlegende Ziel von Mint besteht darin, weibliche DJs und Acts sichtbarer zu machen. Dafür wird eine Plattform geboten, auf der sich die Künstlerinnen miteinander austauschen können. Es sind auch Schulungen und Workshops möglich, in denen es um das Produzieren und Auflegen von elektronischer Musik wie Techno und House geht. Einmal im Monat gibt es zudem die Mint Klubnacht, in der das Prinzip ausgelebt wird.
Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Projekte realisiert. Unter anderem auch Netzwerkdinners und die Kurzfilmreihe Mint Faces, in der die Produzentinnen und DJs von Mints in Porträts dargestellt werden. Später wurde dann noch die Agentur Mint Booking ins Leben gerufen. Es folgten Zusammenarbeiten mit dem Insititut für Zukunft in Leipzig, dem Les Belles De Nuit Festivals in Zürich und mit Kampala in Uganda. So konnte das Netzwerk auch über Berlin hinaus ausgeweitet werden.
Warum ein Projekt wie Mint?
Warum ist es überhaupt notwendig, dass sich Künstlerinnen für elektronische Musik in einem solchen Netzwerk wie Mint Berlin zusammentun? Das liegt leider mit den Problemen in der Szene zusammen, die natürlich auch in anderen Branchen zu finden sind. Es gibt strukturelle Benachteiligungen von Frauen, die auch nicht allzu unsichtbar sind. Wer auf ein Plakat für ein anstehendes Festival oder einen Clubabend schaut, wird dort in der Mehrheit männliche Künstler vorfinden. Das fängt allerdings schon bei den Buchungen an, denn es gibt sehr wohl viel mehr weibliche DJs, die auflegen könnten.
Hier offenbaren sich die strukturellen Probleme, denn Männer sind oft ebenfalls miteinander vernetzt, ebenso gibt es auch weiterhin Vorurteile gegenüber Frauen, die in diesem Fall sogar so plump auf den Zusammenhang von Frauen und Technik anspielen. Auch aus dem Publikum gibt es oft Feedback, dass zwar positiv gemeint ist, aber eben auch Denkprobleme offenbart. Die Künstlerinnen bekommen oft zu hören, dass sie für Frauen gar nicht so schlecht auflegen würden. Das ist in vielen Fällen anstrengend, nervig und unangenehm. Vor allem behindern diese Probleme die Künstlerinnen, ihren Beruf normal ausüben zu können, der ja im besten Fall auch Spaß machen soll. Es gibt in dieser Hinsicht noch viel zu tun und auch dafür wurde eben das Netzwerk Mint gegründet. So können Frauen ebenfalls stärker auftreten und für ihre Anteile am Markt eintreten.
Mint Berlin in den Medien
Das Projekt sorgte von Anfang an auch für Aufsehen und hat viel positives Feedback erhalten. Berichtet wurde in verschiedenen Zeitungen und Online-Seiten. Unter anderem auch auf Zitty und Groove.
Zitty.de sagt:
Im Magazin Zitty wurde über das Kollektiv Mint berichtet, vor allem aber auch über die Problematiken, die das Netzwerk erst notwendig machen. Aufgearbeitet wurde, dass es klaren Sexismus in der Technobranche gibt, der auch nicht von alleine verschwinden wird. Für Künstlerinnen und weibliche DJs ist es gerade auch in Berlin nicht immer leicht, die Anerkennung und Chancen zu bekommen, die für männliche Kollegen so normal sind.
Groove.de sagt:
Auch im Magazin Groove wird das Problem benannt. Hier wird der Zusammenhang mit der gesamten Musikbranche gesehen, die durchweg von Männern dominiert wird. Das betrifft auch Musikredaktionen, in denen also über Musik und Veranstaltungen geschrieben wird. Darüber hinaus sind Chefetagen meist männlich besetzt, was sich letztendlich auch auf den Dancefloors und hinter den Decks zeigt. Es gibt Vorurteile gegenüber den Frauen am DJ-Pult, was sich auch ganz direkt auf die Buchungen auswirkt. Mint kann in dieser Hinsicht ein gutes Gegengewicht bilden.
Fazit zu den DJanes von Mint Berlin
Es gibt noch viel zu tun in der Berliner Technobranche und darüber hinaus. Es gibt einfach Sexismus, der noch nicht mal sonderlich verborgen ist. Der Grund, warum vor allem Männer auflegen, ob nun auf Festivals oder in den Clubs, liegt an den strukturellen Problemen. Künstlerinnen und DJanes haben es sehr schwer, sich hier durchzusetzen und werden immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. Genau deshalb haben Ena Lind und Zoe Rasch das Künstlerinnen-Netzwerk Mint gegründet, in dem man sich miteinander austauscht, Workshops veranstaltet und auch gemeinsame Mint-Clubabende. Auf diese Weise will man konstruktiv wirken und gleichzeitig auf das Problem hinweisen.