Mavka – Hüterin des Waldes

Ein neuer Stern am Animationshimmel erstrahlt. Aus der Ukraine, einem Land, das bisher eher für seine ernsten Geschichten bekannt ist, kommt „Mavka – Hüterin des Waldes„. Dieses filmische Meisterwerk entführt uns in die faszinierende Welt der ukrainischen und slawischen Volksmythologie. Die Geschichte basiert auf dem poetischen Theaterstück „Das Waldlied“ der renommierten Dichterin Lessja Ukrajinka.

Dauer: 99 Min.
FSK: ab 6 Jahren
Jahr:
Regie: Oleh Malamusch, Oleksandra Ruban
Produzenten: Iryna Kostjuk, Jehor Olessow, Anna Jelissjejewa
Hauptdarsteller: Kirstin Hesse, Louis Friedemann Thiele, Lars Schmidtke
Genres: Anime, Kinder & Familie, Zeichentrick
Studio: Animagrad Animation Studio, Film.UA Group
Sprachen: Deutsch, English

Doch dieser Zeichentrickfilm ist nicht nur eine bloße Adaption. Mit einer Mischung aus traditionellen Erzählelementen und modernen Animationstechniken schlägt „Mavka – Hüterin des Waldes“ eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Man spürt die Liebe zum Detail in jeder Szene. Die lebendige Animationsszene der Ukraine zeigt hier, dass sie es durchaus mit internationalen Großproduktionen aufnehmen kann.

Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte

Mavka – Hüterin des Waldes“ (im Originaltitel: Мавка. Лісова пісня) ist eine beeindruckende ukrainische computeranimierte Fantasy-Komödie. Dieser Film, der auf dem poetischen Theaterstück „Das Waldlied“ von Lessja Ukrajinka basiert, taucht tief in die ukrainische und slawische Volksmythologie ein. Nach einer aufwändigen Produktionszeit von sieben Jahren feierte der Film am 2. März 2023 in der Ukraine seine Premiere. Dabei stellte er beeindruckende Kinorekorde auf, indem er „Avatar: The Way of Water“ aus dem Jahr 2022 mit 189.048 Eintritten überbot. Für das deutsche Publikum wurde der Film am 8. Juni 2023 zugänglich gemacht.

Die kreativen Köpfe hinter diesem filmischen Meisterwerk sind die Regisseure Oleh Malamusch und Oleksandra Ruban. Das Drehbuch stammt aus der Feder von Jeffrey Hylton und Jaroslaw Wojzeschek, während die Produktion in den Händen von Iryna Kostjuk, Jehor Olessow und Anna Jelissjejewa lag. Für die musikalische Untermalung zeichnete Dario Vero verantwortlich, und der Schnitt wurde von Volodymyr Zapriahalov und Oleksandr Shulkevych meisterhaft umgesetzt. Die deutsche Synchronisation brachte uns Kirstin Hesse als Mavka, Louis Friedemann Thiele als Lukas und Fabienne Hesse als Ondina näher.

Bereits im September 2015 berichtete die Film.UA Group erstmals von den Arbeiten an diesem 3D-Animationsfilm. Die Spannung stieg, als am 18. Juli 2017 der erste Teaser-Trailer veröffentlicht wurde. Ein weiterer Höhepunkt war die Veröffentlichung eines Trailers am 1. Februar 2023, welcher das Lied „Language of the Wind“, gesungen von Chrystyna Solowij und Artem Pywowarow, beinhaltete. Das Publikum wurde somit optimal auf dieses cineastische Highlight vorbereitet.

Handlung und Story vom Film „Mavka – Hüterin des Waldes“

Vor vielen Jahren betrat ein Sägewerkbesitzer ein verzaubertes Waldgebiet, um für seine kranke Tochter ein Heilmittel zu finden. Lesh, der Waldhüter, gewährte ihm einen Tropfen aus dem Baum des Lebens. Doch der Sägewerkbesitzer kehrte mit einer Dorfarmee zurück, lüstern nach der Kraft des Baums. Es kam zu einem Kampf, der in Chaos endete. Auf Wunsch von Lesh versiegelten die Waldbewohner den Waldzugang.

In der Gegenwart erwacht Mavka, eine gütige Nymphe, mit den anderen Waldbewohnern. Ihre Großzügigkeit zieht den Spott anderer Nymphen, insbesondere von Ondina, auf sich. Lukas, ein junger Musiker aus einem Nachbardorf, sucht im Wald nach einem Heilmittel für seinen kranken Onkel Leo. Auf Vorschlag von Kylina, die angeblich die Tochter des verstorbenen Sägewerkbesitzers ist, betritt er den Wald. Mavka und Lukas begegnen sich. Anfangs will Mavka Lukas vertreiben, doch dann verbindet sie die Liebe zur Musik und eine aufkeimende Zuneigung.

Der neue Hüter

Bei einer Zusammenkunft am Baum des Lebens proklamiert Lesh, dass ein neuer Hüter nötig sei. Überraschend wird Mavka von den höchsten Naturgeistern als Nachfolgerin ausgewählt. Ondina protestiert lautstark. Als Lukas, verkleidet unter den Anwesenden, für Mavka eintritt, fliegt seine Tarnung auf. Er wird gejagt, kann jedoch mit einem heilenden Tropfen für seinen Onkel entkommen. Mavka wird von Ondina scharf kritisiert und vor Lukas‘ möglicher Verräterrolle gewarnt.

Am nächsten Tag reist Mavka, begleitet von ihrem Kätzchen-Frosch-Freund Swampy, ins Dorf. Ihr Ziel: Lukas seine verlorene Sopilka zurückzugeben und Frieden mit den Menschen zu schließen. Lukas lädt Mavka zu einem Frühlingsfest ein. Alles scheint gut zu laufen, bis Lukas Musik Mavkas wahre Identität offenbart. Kylina ergreift die Chance und sperrt Lukas ein, während sie die Dorfbewohner gegen Mavka aufhetzt. Mavka wird von Lesh gerettet, der ihr die alte Geschichte des Waldes erzählt.

Kylina zwingt Lukas, den Standort des Baums zu verraten, doch er wird hinters Licht geführt, da Mavka nur von Frol nachgeahmt wird. Kylina offenbart ihre wahren Absichten und es entbrennt ein Kampf zwischen Menschen und Waldbewohnern. Mavka ruft in ihrer Verzweiflung einen mächtigen Feuersturm herauf. Doch Lukas und seine Freunde versuchen, Mavka mit Musik und Gesang zurückzubringen. Es gelingt ihnen, und Mavka und Lukas finden wieder zueinander. Der Konflikt zwischen Dorfbewohnern und Waldbewohnern findet sein Ende. In einer letzten Szene wird Kylina durch den Baum des Lebens in ein Baby verwandelt.

Fazit und Kritik zum Film „Mavka – Hüterin des Waldes“

Ukrainische Filme, die zu uns gelangen, erzählen meist ernste Geschichten, oft in düsteren Tönen. Doch mit „Mavka – Hüterin des Waldes“ tritt die lebendige Animationsszene des osteuropäischen Landes ins Rampenlicht. In der Vergangenheit erhielten wenige ukrainische Animationen Beachtung. Erinnern wir uns an „Clara und der magische Drache“ oder „The Dragon Spell“. Nun steht „Mavka“ im Fokus, und trotz eines Kinostarts neben Großproduktionen verdient dieser Film Anerkennung. Der Film verspricht ein klassisches Abenteuer, inspiriert von Lessja Ukrajinkas 1918 veröffentlichtem Theaterstück „Waldlied“. Auch ohne Vorkenntnisse des Werks spürt man familiäre Erzählstrukturen, die Erinnerungen an „Prinzessin Mononoke“ oder „Arielle, die Meerjungfrau“ wecken. Doch trotz einiger vertrauter Elemente bezaubert der Film durch seine Einzigartigkeit.

Die Erzählung von „Mavka“ thematisiert den ewigen Konflikt zwischen Mensch und Natur. Zugegeben, mancher Charakter, wie die antagonistische Kilina, mag überzeichnet wirken. Und ja, die Protagonisten könnten facettenreicher gestaltet sein. Aber die zugrundeliegende Botschaft, die Harmonie zwischen Mensch und Natur, bleibt zeitlos relevant. Vor allem überzeugt „Mavka – Hüterin des Waldes“ optisch. Ohne den Glanz großer US-Studios zeigt der Film eine beeindruckende visuelle Darstellung des Waldes. Die dargestellten Wesen faszinieren und lassen das Publikum in eine andere Welt eintauchen. Wer also auf der Suche nach einem visuell ansprechenden Animationsabenteuer mit tieferer Bedeutung ist, sollte diesem ukrainischen Meisterwerk eine Chance geben.

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